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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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was passiert, aber andere wollen sich selbst als Helden zeigen, die Menschen retten und Feuer löschen können. Solche Typen bewerben sich regelmäßig bei den Vigiles. Kluge Anwerber haben eine Nase dafür und lehnen solche Burschen ab.«
    »Du hast einen Anwerber kennengelernt. Du hieltest Rusticus doch für klug, oder, Marcus?«
    Ich dachte darüber nach. »Ja, schon. Aber wenn ich an das zurückdenke, was er gesagt hat, wirkte er, als würde er sich unbehaglich fühlen. Rusticus war selbst beunruhigt und wusste nicht, warum er den Scriptor abgelehnt hatte. Diocles ist ein Rätsel, kein Phänomen, das er erkannte.«
    »Klingt nicht so, als hätte Rusticus ihn als Brandstifter in Verdacht gehabt. Glaubst du immer noch, dass Diocles etwas im Schilde führte?«
    »Ja, Liebste. Aber es könnte sein, dass es nichts mit seiner Tante zu tun hatte.«
    Helena schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Er hatte seine Tante im Sinn, Marcus. Als Diocles Holconius und Mutatus mitteilte, er wolle nach Ostia, sagte er, dass er bei ihr wohnen würde.«
    »Stimmt. Vielleicht hat er ihren Tod verdrängt. Vielleicht hat ihm sein Verstand einen Streich gespielt.«
    Jetzt machten Helena und ich uns beide Sorgen, dass Diocles hergekommen war und dann einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte.
    »Da wir gerade von Zusammenbrüchen reden«, sagte Helena lächelnd und wechselte das Thema, um mich ein wenig aufzumuntern. »Ich habe heute eine Überraschung erlebt. Ich habe deinen Onkel kennengelernt.« Ich hob die Brauen und spürte, was als Nächstes kommen würde. »Ganz richtig, Marcus, den, von dem nie gesprochen wird.«

XXVIII
    E s war ein Vierteljahrhundert her, seit ich Onkel Fulvius zum letzten Mal gesehen hatte. Er hatte tatsächlich einen Namen, nur war der in die tiefsten Tiefen des Gedächtnisses verbannt worden. Wäre Mamas Familie in der Lage gewesen, Statuen in Auftrag zu geben, wäre seine zerbrochen und von Fabius und Junius für den Bau eines Schweinestalls verwendet worden.
    Ich war neugierig darauf, wie er sich gehalten hatte.
    »Wir haben kaum mehr als ein paar Worte gewechselt«, berichtete Helena. »Er wollte zu deiner Mutter. Ich sagte ihm, Junilla Tacita sei jetzt bei Maia untergekommen, da sie mehr Platz habe als wir, und beschrieb ihm den Weg.« Gerade dabei, eine emaillierte Schulterbrosche neu festzustecken, hielt sie einen Augenblick inne. »Allerdings bekam ich den Eindruck, dass er etwas seltsam ist.«
    »In welcher Weise?«, fragte ich grinsend.
    Helena zuckte unsicher mit den Schultern. »Mir war bloß wohler, als er gegangen war.«
    Albia blickte vom Boden auf, wo sie mit den Kindern spielte. »Was hat dein Onkel getan, Marcus Didius?«
    Ich vermutete, dass ich zu jung gewesen war, um die gesamte Geschichte zu erfahren, also lieferte ich nur den sicheren Teil. »Er ist nach Pessinus ausgerissen, hat aber das falsche Schiff erwischt.«
    »Und jetzt ist er zurückgekommen? Dazu hat er über zwanzig Jahre gebraucht?«, rief Helena erstaunt. »Seine Brüder verschwinden doch auch ab und zu für einige Zeit, wenn sie ruhelos werden, kommen dann aber wieder nach Hause geschlichen.«
    »Fabius und Junius sind normal, verglichen mit ihm. Meine Onkel streiten sich ständig«, erklärte ich Albia. »Fabius glaubt, Junius hätte ihn bei seinem Anteil an dem Bauernhof betrogen, als mein Großvater starb. Junius ist sich sicher, dass Fabius durch seine unkluge Freundschaft mit der Frau eines Nachbarn alles kaputt machen wird. Junius verfiel in Depression, als die Walnussernte fehlschlug, und er hasst die Pläne seines Bruders für eine intensive Hühnerzucht. Er ist sowieso ein miesepetriger Rattenschwanz. Fabius weiß, dass er in der Welt Großes erreichen könnte, wenn er nur das richtige Medium für seine bisher unklaren Talente finden würde. Junius sucht gezielt nach Liebe. Er dachte, er hätte sie gefunden, aber er musste mit den Eiern auf den Markt, weil er in der Woche dran war – es gibt eine Menge Eier, weil Fabius die Sache mit seinen Hühnern in Körben tatsächlich zum Laufen gebracht hat –, und das Mädchen hat die Stadt verlassen.« Mir blieb die Puste weg.
    »Tante Phoebe hat mir erzählt, dass das Mädchen, hinter dem Junius her ist, sowieso mit einem Gullydeckellieferanten verlobt ist«, warf Helena ein.
    »Großtante Phoebe, die Freigelassene meines Großvaters, hält den Hof zusammen, während die Brüder herumwursteln. Sie stillt die Blutungen, wenn sie Selbstmord zu begehen versuchen. Sie geht

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