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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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Heinrich.«
    »Was willst du tun?«, fragte Nik.
    Ellie hob ihr Hemd. Nik sah ihren weißen flachen Bauch, und an ihrer Hüfte blitzte das große Messer, das ihm schon in London den Atem hatte stocken lassen. Luuk sog geräuschvoll die Luft durch die Zähne.
    Nik schwieg erschrocken.
    »Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg«, sagte Benthe in die Stille hinein und alle sahen sich zu ihr um.

»Ich habe Carmen de Witt in Heinrichs Haus gesehen und wurde deshalb in den Schrank gesperrt. Aber sie weiß sicher nichts von Heinrich und seiner Gilde und den schrecklichen Dingen, die sie tun.«
    Die Jungen schwiegen nachdenklich, doch Ellie lachte bitter auf. »Was soll sie uns nützen?«
    »Wenn wir sie einweihen, kann sie uns helfen, einen Spiegel zu beschaffen. Wir bringen ihn zu den Priestern. Die können ihn zerbrechen und es als Hexerei beschimpfen, wenn auf einmal Flammen aus den Scherben herauszüngeln.«
    »Aber …«
    »Wir brauchen Beweise, sonst können wir nichts tun.« Benthe stemmte entschlossen die Hände in die Hüften.
    Sie stritten noch eine Weile auf der Straße, bis sie die Stiefel der Nachtwache hörten. Als sie zum Lagerhaus liefen, dämmerte bereits der Tag, und ein rosa Schimmer lag über den Häusern im Osten.
    »Was machen wir mit Gustav?«, fragte Nik, als sie die Straßen am Hafen erreicht hatten.
    Die anderen zuckten ratlos mit den Schultern.
    »Wird er uns an Heinrich verraten?« Nik blieb stehen.
    Ellie schüttelte den Kopf. »Das wagt er nicht.«
    »Ich sehe noch einmal nach ihm.«
    Nik wartete keine Antwort ab. Er drehte sich um und rannte die Straße zurück. Er hörte, wie sie ihm Warnungen hinterherriefen und versuchten, ihn zum Umkehren zu überreden, aber er konnte nicht stehen bleiben. Denn er musste herausfinden, ob Gustav Heinrich nicht doch von ihnen berichten würde. Als Nik die Werkstatt des Glasers erreichte, begann zaghaft das Leben eines neuen Tages in Amsterdam. Die ersten Feuer wurden geschürt und graue und gelbe Wolken stiegen aus den Schornsteinen. Menschen stolperten auf dem Weg zu ihrer Arbeit müde durch die Straßen.
    Nik senkte den Kopf und verschwand hinter der schweren Eichentür von Gustavs Werkstatt.
    Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die milchigen Fenster. Die Kerzen waren heruntergebrannt und das Feuer wieder zu einem kleinen Haufen Glut zusammengeschrumpft.
    Gustav hatte sich vor dem Ofen zusammengerollt wie eine Katze. Seine Füße standen seltsam verwinkelt ab. Er hatte einen seiner schmutzigen Daumen im Mund und atmete ruhig ein und aus. Gustav war eingeschlafen. Vermutlich würde er erst in vielen Stunden aufwachen und Heinrich auch dann nichts über den nächtlichen Besuch verraten, denn sein Gesicht wirkte entspannt und friedlich.
    Es dauerte lange, bis Nik endlich das Dach des Lagerhauses sah. In diesem Teil des Hafens war es noch ruhig und er gelangte unentdeckt zur Eingangstür. In der Stadt hatte er sich immer in kleine Gassen zurückgezogen, wenn Menschen auf den breiten Straßen an den Grachten unterwegs waren.
    Benthe lief auf ihn zu und umarmte ihn, als er die Treppe hinaufgestiegen war. Sie machte sich viel zu schnell von ihm los und zog ihn zu den Säcken, auf denen die anderen saßen und warteten.
    »Gustav schläft«, sagte Nik.
    »Wir haben uns Sorgen gemacht«, sagte Benthe und ließ sich neben Nik auf den Sack fallen. Ellie und Luuk sahen ihn an, sagten aber nichts.
    Niks Magen knurrte fürchterlich. Er hatte in der Aufregung nicht daran gedacht, etwas aus der Küche seiner Eltern zu holen. Nun war Amilia längst dort, um das Frühstück vorzubereiten. Außerdem wollte er es nicht riskieren, seinem Vater zu begegnen, bevor er dem Verlust der Kugel eine gute Nachricht entgegensetzen konnte.
    »Wann brechen wir auf?«, fragte Luuk und schob die Ärmel seines Hemdes hoch.
    Fassungslos über seinen Tatendrang schüttelte Nik den Kopf. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, sich in das Haus des Stadtregenten zu begeben. Sie mussten durch die vornehmsten Straßen der Stadt laufen, und niemand wusste, was die Frau mitten in der Nacht bei dem Spiegelmacher gewollt hatte. Vielleicht war sie ja auch in seine dunklen Geschäfte verwickelt.
    »Was wollte Carmen de Witt nachts im Haus des Spiegelmachers?«, fragte Nik. Er wandte sich an Ellie. Doch es war Luuk, der antwortete.
    »Das ist doch offensichtlich.« Er zog die Augenbrauen hoch und schaffte es, ihn von oben herab anzusehen, obwohl sie im Sitzen fast gleich groß waren.
    Nik spürte, wie

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