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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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hinaus. Luuk seufzte. Dann legte er sich Josts Arm über die Schulter und stiefelte durch die dunklen Straßen.
    Sein Freund schwankte bedrohlich und wäre mehr als einmal fast auf das Pflaster gefallen, weil seine Beine einknickten. Plötzlich hörte Luuk Schritte hinter sich, doch als er sich umdrehte, konnte er niemanden erkennen. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er ein ungutes Gefühl auf seinem Weg durch die dunkle Stadt. Bei jeder Laterne hielt er inne und spähte zurück. Schritte erklangen und verstummten. Er fluchte leise über das Gewicht an seiner Schulter, das ihn langsam und unbeweglich machte. Schließlich waren die Geräusche verklungen. Luuk bog erleichtert in die Straße ein, in der sie beide wohnten.
    Als er nur noch wenige Schritte von ihren Häusern entfernt war, lehnte Luuk seinen Freund gegen eine Hauswand und suchte in Josts Taschen nach dem Schlüssel.
    Etwas raschelte hinter ihm und er fuhr erschrocken herum. Ein Mann trat aus der Dunkelheit, seine Hände hatte er in den Manteltaschen verborgen. Luuk ließ den Freund los. Er ballte die Hände zu Fäusten und hob sie vor seine Brust. Wenn der Alte ihn angreifen wollte, war er vorbereitet.
    »Ich kann dir helfen«, sagte der Mann mit einer überraschend freundlichen, tiefen Stimme.
    »Wobei?«, fragte Luuk. »Meinen Freund bekomme ich allein nach Hause.«
    In dem Moment sackte Jost zusammen. Luuk streckte den Arm aus, doch er konnte ihn nicht aufhalten. Jost glitt an der Hauswand herunter auf das matschige Pflaster. Sein Kopf lag eine Handbreit von einem Haufen Pferdeäpfel entfernt.
    »Ja, das sehe ich.« Der Fremde lächelte nicht. Er machte einen Schritt auf Luuk zu und das Licht der Straßenlaterne fiel auf sein Gesicht.
    Unter der weiten Kapuze konnte Luuk weißes Haar erkennen. Das musste der Mann sein, der ihn in der Schenke beobachtet hatte. Die unheimliche Ruhe des Mannes verursachte eine Gänsehaut auf seinem Körper. Luuk bemerkte die hellen blauen Augen des Weißhaarigen und fragte sich, wie alt er wirklich war. Jost stöhnte.
    »Ich meinte nicht ihn«, sagte der Fremde und deutete auf Jost. »Ihr könntet beide einen neuen Geldbeutel gebrauchen.«
    Nik griff an seine Hose und ertastete das lederne Band, an dem sein Geldbeutel befestigt war. Doch daran hing er nicht mehr. Luuk beugte sich über seinen Freund und zog sein Hemd etwas hoch. Mit einem sauberen Schnitt war auch seine Börse von dem ledernen Brustband abgetrennt worden.
    »Ihr?«, fragte Luuk, obwohl ihm das aufdringliche Mädchen in der Schenke wieder einfiel.
    Er hörte ein seltsames Geräusch und sprang flink wieder auf die Füße. Doch der andere war nicht auf ihn zugegangen. Er stand noch immer auf der Straße, beugte sich vornüber und hielt eine Hand auf dem Bauch. Er lachte, nein, der Fremde kicherte auf einmal wie ein kleiner Junge.
    Luuk runzelte die Stirn und wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Der Mann war gefährlich, und er wagte es nicht, ihm den Rücken zuzuwenden. Doch er konnte Jost nicht auf der Straße liegen lassen und im nächsten Hinterhof verschwinden. Im besten Fall stahl man seinem Freund die Stiefel, im schlimmsten warf ihn jemand in die Gracht.
    Ein flüchtiges Grinsen huschte über das Gesicht des Mannes, und dann sprach er weiter, als hätte es diese Unterbrechung nicht gegeben.
    »Ich dachte eher an das Gegenteil. Ich weiß eine Möglichkeit, wie du deine Börse füllen kannst.«
    »Was müsste ich dafür tun?«, fragte Luuk.
    »Jemanden für mich finden.«
    »Wen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich suche einen Jungen, der sich in der letzten Nacht im Haus eines Freundes versteckt hat.«
    »Wo wohnt Euer Freund?«
    »In diesem Viertel. Mehr musst du nicht wissen.« Seine Stimme klang eisig und Luuk fuhr ein Schauer über den Rücken.
    »Wenn ich den Ort nicht kenne, wie soll ich den Jungen dann finden?«
    »Er hat sich verletzt und ich kenne sein Blut.« Der Mann griff in seinen Mantel.
    Luuk ballte die Fäuste. Der Fremde war vermutlich verrückt oder hatte Fieber. Der Mann zog etwas aus seiner Tasche hervor, das im Licht der Laterne kurz aufblitzte. Luuk sah auf seinen Freund hinab und hoffte, er würde sich leicht machen, wenn er ihn über seine Schulter warf.
    Doch bevor er sich davonmachen konnte, trat der Mann einen Schritt auf ihn zu und hielt ihm einen Gegenstand entgegen.
    Luuk schluckte. Er beugte sich widerwillig vor und erkannte eine Glasscherbe, an deren Rand trockenes braunes Blut klebte.
    »Ich habe es mir durch

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