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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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unwirscher auf Niks Versuche, ihren Bauch zu untersuchen. Sie schien auf dem Weg der Besserung zu sein.
    Als die Glocke am nächsten Morgen zum Wachwechsel schlug, verließ Alexej die Kabine, und es dauerte Stunden, bis sie zurückkam.
    Nik hielt die Enge kaum noch aus. Er lief fast ununterbrochen zwischen Fenster und Tür hin und her, bis ihm die Beine wehtaten. Er hatte Hunger und Durst und machte sich große Sorgen, ob Alexej mit ihrer Verletzung die Arbeiten an Deck erledigen konnte. Ellie hatte sich in die Hängematte gesetzt und ließ sich sanft von den Wellen schaukeln. Ihr linker Fuß hatte sich inzwischen blau und grün gefärbt.
    Irgendwann begann sie, von ihren Eltern zu erzählen, die früh gestorben waren, und sie sprach davon, wie es war, im Haus des Glasers zu leben und zu arbeiten.
    Ihre Geschichte lenkte Nik von dem nagenden Hungergefühl und den Sorgen um Alexej ab. Plötzlich blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. »Du bist sein Lehrling gewesen«, stellte er fest. »Dann weißt du, was das Besondere an diesen Kunstwerken ist. Du musst irgendetwas beobachtet haben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Auch wenn du mir nicht glaubst … Ich weiß es nicht.«
    »Ich habe in der ganzen Stadt nach Kunstwerken gesucht und alle befragt, die etwas ungewöhnlich Schönes in ihrem Haus hatten. Niemand wollte etwas verraten. Aber du warst dabei, als die Dinge entstanden sind. Du musst etwas gesehen haben.«
    »Ich versichere dir, ich weiß es nicht. Bis zum Abend hat Conrad wie alle anderen Glaser gearbeitet. Es waren schöne Vasen und Kelche, aber nichts Außergewöhnliches. Dann hat er uns zu Bett geschickt. Am Morgen waren die Kugeln in Tücher gewickelt und in Kisten mit Stroh verpackt.«
    »Er hat seinen Lehrlingen nicht gezeigt, wie man etwas so Außergewöhnliches schaffen kann?«
    Tränen traten in ihre Augen. »Nachdem der zweite Junge gestorben war, hat er sich mit jemandem getroffen. Er war verzweifelt und wollte wissen, was geschehen war und ob man es verhindern konnte. Eines Abends …«
    In dem Moment riss Alexej die Tür auf und trat ein. »Ich habe schlechte Nachrichten für euch.« Sie warf die Tür hinter sich zu und die Hälfte der Flagge fiel in roten und weißen Krümeln auf den Holzboden. »Wir haben einen alten Segelmacher an Bord und er näht mit einem Dutzend Männern an den Segeln. Der Kapitän will weitersegeln.«
    »Nach Ålborg?«
    »Nach Ålborg!«
    Nik sprang auf. Das durfte nicht geschehen. Alexej hatte die Karten studiert. Wenn sie versuchten, an Land zu schwimmen, würden sie wahrscheinlich nicht einmal lebend die Küste erreichen. Sie konnten nur in der Nacht über die Reling steigen, wenn niemand sie sah. Die Küste lag finster neben dem Schiff. Es gab kein Licht am Ufer, an dem sie sich orientieren konnten. Er sah zu Ellie, die entsetzt auf ihren geschwollenen Fuß starrte.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in den Bauch. Sie würden es nicht schaffen. Die Zeit zerrann ihnen zwischen den Fingern. In den nächsten zwei Tagen mussten sie von Bord gehen, sonst würden sie in ein fremdes Land fern der Heimat segeln. Aber wenn sie über die Reling sprangen, würden sie ertrinken oder auf dem beschwerlichen Weg nach Amsterdam verhungern, denn Ellie würde mit ihrem verletzten Fuß in den nächsten Tagen nicht weit kommen.
    Nik verbarg das Gesicht in den Händen. Vielleicht konnten sie doch an Land schwimmen und dann irgendwo unterkommen, bis Ellies Fuß wieder geheilt war oder sie sich einer Gruppe mit Wagen anschließen konnten. Sie mussten die Seekarten in die Hände bekommen und einen Ort in der Nähe des Ufers suchen. Nik würde einen Weg finden, nach Hause zu kommen, aber in dieser engen Kabine konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Nik sprang auf, öffnete das Fenster und zerrte am Kragen seines Hemdes. Gerne hätte er einen Hammer gehabt, um ein großes Loch in die Schiffswand zu schlagen und frische Luft einzuatmen. Das brachte ihn auf eine Idee.
    »Wenn wir das Schiff beschädigen …« Er drehte sich um. »Alexej, was müssten wir zerstören, damit das Schiff in die Werft fährt?«
    Sie schüttelte empört den Kopf, doch dann hielt sie inne und legte nachdenklich den Zeigefinger an die Lippen.
    »Es müsste wie ein Unfall aussehen, sonst gibt es viele Fragen und sie werden das Schiff durchsuchen«, sagte sie leise.
    »Was muss in der Werft repariert werden, damit die Weiterfahrt sicher ist?« Nik trat von einem Bein auf das andere.
    Alexej ließ sich auf die Knie

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