Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
dachte Gero bei sich.
„Sie sind überzeugte Heiden und machen ohnehin mit den Mameluken gemeinsame Sache“, schimpfte Hugo, als Gero leise Bedenken anmeldete, was die Vorgehensweise des Ordens betraf.
Als sie Safita gegen Abend durchquerten, lag eine merkwürdige Stille über der Stadt. Dattelpalmen wiegten sich leise im Abendwind, und nur ein paar streunende Katzen durchquerten die staubigen Straßen. Irgendwo bellte ein Hund und dann noch einer, der in den wütenden Protest seines Artgenossen miteinfiel. Doch damit schien der Widerstand gegen ihr unseliges Eindringen bereits erschöpft zu sein. Hugo wies die Turkopolen zu besonderer Wachsamkeit an. Irgendjemand hatte die Bewohner des Örtchens gewarnt.
„Umso besser“, meinte er zu den Rittern, die ihre Pferde seit dem Eintauchen in die engen Gassen am Zügel führten. „Wenn die Häuser leer sind, können wir uns einfacher an deren Schätzen bedienen.“
Thomas Quintini, einer der Lombarden, hatte noch nicht ganz die erste Tür eines Hauses aufgetreten, als der Sturm losbrach.
Von überall her strömten bewaffnete Heiden. Sie quollen aus Häusern und Gassen. Es waren mehr Männer, als ihnen selbst zur Verfügung standen.
Hugo d’Empures brüllte hektische Befehle, die jedoch im Lärm der anstürmenden Massen untergingen. In einer solchen Situation war jeder Kämpfer auf sich selbst gestellt, und doch musste man schauen, wie es seinem Nebenmann erging oder den Männern fünf Schritte weiter. Falls einer von den Kameraden fiel, konnte man leicht der Nächste sein, den es erwischte.
Gero schaffte es gerade noch auf Davids Rücken und kämpfte mit seinem Anderthalbhänder von seinem gepanzerten Pferd aus. David verhielt sich vorbildlich. Er scheute nicht und stieg nur, um den Gegner mit seinen schweren Hufen zu treffen. Immer wieder preschte Gero durch die streitenden Reihen und kam seinen Brüdern zu Hilfe, indem er wahllos auf den Feind einschlug. Wie viele Heiden er tödlich getroffen hatte, vermochte er nicht zu sagen, als er sich entschloss, Fabius und Hugo beizustehen, die von ihren Pferden abgesprungen und mit Schild und Schwert in einen gnadenlosen Straßenkampf mit fünf Mameluken verwickelt waren. Beherzt saß er ab und drängte David an eine Mauernische, nahm seinen schwarzweißen Schild und ließ das schnaubende Tier dort stehen. Während er zu seinen Kameraden lief, sausten ihm links und rechts Pfeile um die Ohren. Die stammten größtenteils von den eigenen Turkopolen, die sich hinter einer Mauerecke verschanzt hatten und von ihren Bögen reichlich Gebrauch machten. Und obwohl neben Gero reihenweise heidnische Angreifer zu Boden gingen, schienen es immer mehr zu werden, die nachrückten. In einem wahren Blutrausch drosch Gero nach allen Seiten, bemüht, die mörderische Bande auf Abstand zu halten. Er dachte an Roland, seinen Schwertmeister, und daran, dass er ihn davor gewarnt hatte, im Ernstfall galant und nach den Regeln zu kämpfen. „Du musst deinen Gegner töten“, hatte er ihm immer geraten, „so schnell es geht. Und du musst es wollen, aus tiefstem Herzen heraus.“
Gero und seinen Mitstreitern blieb gar nichts anderes übrig, als es zu wollen, andernfalls waren sie alle am Arsch, wie Arnaud immer so nett zu sagen pflegte. Für einen Moment wünschte er sich den aggressiven Bruder an seine Seite – oder Struan, den riesigen Schotten.
Aus einem Augenwinkel heraus sah er Fabius, der trotz seiner hervorragenden kämpferischen Fähigkeiten immer mehr an Boden verlor. Der flinke Luxemburger hatte den Fehler begangen, sich von Hugo zu trennen, indem er sich hatte abdrängen lassen. Nun stand er gut dreißig Fuß von Gero entfernt und sah sich einer Truppe von vier Heiden gegenüber, die mit ihren Säbeln alle gleichzeitig attackierten. Jeder Templer lernte in seiner Ausbildung, gegen drei Gegner auf einmal zu kämpfen, aber vier waren auch für den wendigen Luxemburger zu viel. Die anderen Brüder waren zu sehr mit ihrer eigenen Verteidigung beschäftigt, um auf Fabius und seine Not aufmerksam zu werden.
Gero kämpfte sich wie ein Berserker durch die wild um sich schlagenden Reihen, um zu seinem Freund und Bruder zu gelangen. In seiner Not benahm er sich wie ein wildgewordener Stier. Nach allen Seiten teilte er unkontrollierte Hiebe aus und stach zu, wo es nur möglich war, und rempelte zugleich mit dem Schild, was das Zeug hielt. Von überall her war das Klingen des Stahls und das Keuchen und Ächzen der Männer zu hören, bei dem
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