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Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack

Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack

Titel: Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Dunkelheit vor Tortosa anlandeten, verzichteten sie zunächst darauf, Fackeln anzuzünden. Das Mondlicht musste ausreichen, um Pferde, Waffen und Material von Bord zu bringen. In fast völliger Dunkelheit, mit Wams, Lederhose und Stiefeln bekleidet, legten sie erst an Land ihre Rüstung an: Kettenhemden, Beinlinge und Plattenhandschuhe, danach Schwertgurt und Mantel. Darüber zogen sie einen dünnen, schwarzen Umhang zur Tarnung, damit sie in der Nacht nicht zu erkennen waren.
    All das hatten sie nicht bereits vorher an Bord erledigen dürfen, weil es schon genug Dumme gegeben hatte, die bei einem kenternden Schiff wegen der schweren Rüstung ertrunken waren. Den Helm sollten sie nur bei Tag aufsetzen und auch dann nur im Kampf, um auf Dauer keinen Hitzschlag zu bekommen und die Sicht nicht unnötig zu erschweren.
    Geros Truppe wurde von Hugo d’Empures geführt, der ihm zusehends unsympathischer wurde. In Anbetracht der Lage war Gero froh, mit Fabius und einigen anderen bekannten Gesichtern an seiner Seit, ein paar Vertraute um sich zu haben, auf die er sich verlassen konnte. Brian of Locton gehörte ebenso dazu wie Roderic de Turiac. Nicolas de Cappellano hingegen hing wie eine Klette an seiner Flanke, weil er sich offenbar vor dem fürchtete, was auf sie zukam.
    Struan war leider Robert Le Blanc zugesprochen worden, was Gero nicht nur wegen dessen unerschütterlicher Kampfkraft bedauerte. Er schätzte den raubeinigen Schotten wegen seiner Neutralität und seiner Verschwiegenheit. Auch Arnaud de Mirepaux war in Roberts Truppe gelandet, doch das schien niemanden wirklich zu stören.
    Dafür machten sich die trinkfreudigen Lombarden mit zotigen Sprüchen Mut. „Mal sehen, wie viele Köpfe wir am Ende aufspießen und als Trophäen nach Hause tragen können“, grölte Guillaume Bocelli ohne Rücksicht auf ihre Tarnung quer durch die Nacht.
    „Na, das kann ja lustig werden“, murmelte Fabius, der mit Gero auf einer Höhe ritt. „Ich frage mich, warum wir nachts angreifen, wenn wir Krachmacher wie Bocelli in der Truppe haben. Da können wir ja gleich einen Marktschreier vorausschicken, damit die Heiden schon mal ihre Hühner in Sicherheit bringen.“
    Beim Ritt in der Dunkelheit verspürte Gero ein stärkeres Herzklopfen als gewöhnlich bei der Frage, was wohl in den nächsten Tagen auf sie zukommen würde. Es ging ihm gar nicht darum, bei einem Angriff möglicherweise getötet zu werden, vielmehr fragte er sich, wie er reagieren sollte, wenn Frauen und Kinder von ihren Überfällen betroffen sein würden.
    Das erste Dorf, das sie im Morgengrauen plünderten, schien vollkommen ausgestorben zu sein. Beim Durchkämmen der Hütten stellte sich jedoch heraus, dass die Menschen sich lediglich in ihre Viehställe und sogar in einem Brunnen verschanzt hatten. Geros Befürchtungen bewahrheiteten sich, als er, gefolgt von Fabius, mit gezogenem Schwert eine Hütte stürmte und ihn plötzlich große dunkle Kinderaugen voller Angst aus einem gemauerten Ofen heraus anstarrten. Die Mutter, die offensichtlich zu den drei Kleinen gehörte, stillte, versteckt hinter einem Haufen von Kleidern und Kisten, einen Säugling, den sie mit ihrer Brust vergeblich zu beruhigen versuchte.
    „Habt Erbarmen!“, jammerte sie erstaunlicherweise in Latein und wagte es nicht, ihm und Fabius in die Augen zu sehen.
    „Hier gibt’s nichts zu holen“, raunte Gero und gab Fabius einen Wink, dass sie sich angesichts all der Armseligkeit lieber zurückziehen sollten. Doch mit einem Mal stand Hugo d’Empures mitten im Raum, gefolgt von einem der Lombarden, und befahl, Körbe und Kisten zu durchwühlen, um eventuell Wertvolleres zu finden. Gero und Fabius mussten ohnmächtig mitanschauen, wie der Lombarde alles zertrampelte, was der Frau heilig zu sein schien, nur um am Ende ohne Beute hinauszugehen.
    Die Frau weinte, und das Kind schrie. Gero konnte den Anblick der übrigen Kinder nicht vergessen, die ihn wie gelähmt vor Angst anstarrten, während ihnen Tränen über die staubigen Wangen liefen.
    Hugo befahl, weiterzureiten, und so ging es noch zwei Tage und Nächte, bis sie auf dem Rückweg zur Küste nach Safita gelangten. Eine mit gelbem Lehm verputzte kleinere Stadt im Hinterland, in der Bruder Hugo reichere Beute vermutete. Bisher hatten sie nur etwas Geld, ein paar Kleider und zwei Sklaven erbeutet, dafür aber mindestens zwanzig Hütten zerstört. Nicht gerade etwas, womit man die einheimische Bevölkerung zum Christentum bekehren konnte,

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