Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Versuchung zu geraten. Schließlich hatte er nicht nur dem Orden, sondern auch Lissy, seiner verstorbenen Frau, ewige Treue geschworen.
Was Gero allerdings nicht davon abhielt, Warda mit verhaltenem Interesse zu betrachten, und das nicht nur, weil sie unglaublich hübsch war und er immer noch etwas für sie empfand. Irgendetwas an ihrem Benehmen erschien ihm rätselhaft. Sie war die Tochter einer levantinischen Leibeigenen, die vom muslimischen Glauben zum Christentum übergetreten war. Ihr Vater war nach ihren eigenen Angaben ein Templer gewesen, der es mit seinem Keuschheitsgelübde nicht allzu genau genommen hatte. Ebenso wie ihr späterer Liebhaber, der gleichfalls ein Templer gewesen war und mit ihr sogar ein Kind gezeugt hatte. Beide Männer waren im Kampf gegen die Mameluken gefallen und das Kind an einem Fieber gestorben.
Warum sie sich trotz all des Leides, das ihr und ihrer verstorbenen Mutter durch den Orden wiederfahren war, nun ausgerechnet bei den Templern verdingte, blieb ihr Geheimnis. Gero wollte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es allein daran lag, weil sie sich um ihn sorgte und ihm nahe sein wollte, wie sie sagte. Er fragte sich ohnehin, was sie an ihm fand. Auch wenn sie ständig behauptet hatte, seine großgewachsene Statur, seine blonden Haare und seine himmelblauen Augen unwiderstehlich zu finden. Dabei hatte er ihr inzwischen mehrmals klargemacht, wie sehr er sich mit der endgültigen Aufnahme in den Orden an sein Keuschheitsgelübde gebunden fühlte, das ihm generell den Umgang mit Frauen verbot. Er wusste, ihr gefiel das nicht und sie hatte ihm nicht verziehen, diesen endgültigen Entschluss gefasst zu haben. Aber er hatte eine Mission zu erfüllen, die weit über die Wüsche dieser eigenwilligen Frau hinausging.
Während er inmitten der Kavalkade zum Hafen trabte, beobachtete er nach der nächsten Biegung, wie Warda durch eine blaugetünchte Tür in einem der vielen Fischerhäuschen verschwand. Die Vorstellung, dass sie sich ersatzweise unter den einheimischen Männern auf der Insel einen gut zahlenden Geliebten suchte, erfüllte ihn einen Moment lang mit hartnäckigem Unbehagen, was – ob es ihm gefiel oder nicht – wohl mit Eifersucht gleichzusetzen war. Auch wenn er nichts von Warda wollte, fühlte er sich weiterhin für ihre Sicherheit verantwortlich und träumte zu allem Übel viel zu oft von ihrem wunderbaren Leib und davon, welche Befriedigung sie ihm damit verschafft hatte. Es waren verstörende Träume, geprägt von fleischlicher Lust, die ihm den Schlaf raubten und ohne Rücksicht auf sein Gelübde schmerzhaft nach sündhafter Erleichterung verlangten. Voller Reue beruhigte er sich stets damit, dass er weit öfter von Lissy träumte. Auch wenn es ihn härter schmerzte, so bevorzugte er die Träume von seiner verstorbenen Frau, waren sie doch in erster Linie von Liebe und Sehnsucht gekennzeichnet und nicht nur von zügelloser Lust.
„Hängst du etwa noch immer an ihr?“
Gero war ganz erschrocken über die Frage, weil er im ersten Moment nicht wusste, wer sie gestellt hatte und wer damit gemeint gewesen war. Umso mehr ärgerte er sich, als er Hugo d’Empures als Fragensteller erkannte. Der dunkelblonde Ritter mit den charismatischen Zügen eines geborenen Verführers ritt auf gleicher Höhe mit ihm und grinste breit.
„Was hast du dagegen, wenn sich unsere kleine Hure neben dem Waschen ein wenig dazuverdient?“, fragte er provokativ. „Ich kenne noch ein paar andere Kerle auf der Festung, die sich ihrer besonderen Vorzüge bedienen.“
„Sag nur, du stellst ihr immer noch nach?“ Gero spürte erneut Wut in sich aufwallen. Falls Hugo mit „Ja“ antwortete, würde er ihn vom Pferd holen, und das ungeachtet der Folgen.
„Ich bin ein Ordensritter wie du“, entgegnete er stattdessen mit einem kryptischen Lächeln. „Schon vergessen?“
„Als ob dir das etwas ausmachen würde“, erwiderte Gero barsch. „Ich sehe doch, wie du jedes Mädchen auf unserer Festung mit deinen Blicken verschlingst, als ob es eine Hure wäre.“
„Nun, die meisten von ihnen sind es wohl auch“, spöttelte Hugo. „Auch wenn unsere Ordensleitung das nicht wahrhaben möchte.“
Hugo lenkte sein Pferd näher an Gero heran und verfiel in einen verschwörerischen Flüsterton. „Aber keine Sorge. Wenn es mich nach einem Weib verlangt, benötige ich deine Warda nicht. Ich nehme mir stattdessen eine dieser mamelukischen Schlampen, die in den armseligen Hütten an Land
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