Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Zweikampf mit einem toll gewordenen Bären das ganze Gedärm aus der Seite heraushing. Ich habe es wieder hineingestopft, und du hast ihn zugenäht, und heute springt er wieder über Stock und Stein.“
„Ein Gedärm ist aber etwas anderes als ein Kind“, erwiderte die dunkelhaarige Schneiderin zaghaft.
„Gib mir das Messer“, forderte Ines. „Ich werde den Schnitt führen. Petronia, setze dich auf die andere Seite der Herrin und halte den zweiten Schlafschwamm bereit.“
Die junge Magd nickte gehorsam und bezog die ihr zugewiesene Position.
„Denkt Ihr, Ihr steht das durch? Oder wollt Ihr lieber nach draußen gehen?“, fragte Ines, an Gero gewandt.
„Ich bleibe“, erwiderte Gero tapfer. „Sie ist mein Weib, und sie zählt auf mich.“
Als Ines das Messer unterhalb des Bauchnabels ansetzte und das erste Blut hervorquoll, glaubte Gero, sich übergeben zu müssen. Vor lauter Aufregung hielt er die Luft an, bis schwarze Punkte vor seinen Augen tanzten. Wie durch einen düsteren Nebel erkannte er, wie Ines die Wunde spreizte, mit beiden Händen hineinfasste und unter einem Schwall von Blut ein schrumpeliges Etwas ans Licht zerrte, das Gero erst beim zweiten Hinsehen als ein menschliches Wesen erkannte.
„Offenbar ist alles dran“, befand Ines beinahe erleichtert und hob das Kind in die Luft, doch dann zögerte sie. „Es ist ein Mädchen, aber es atmet nicht. Petronia, komm her, und nimm dich des Kindes an“, befahl sie forsch. „Stell es auf den Kopf, schlag ihm auf den Hintern, und wenn das nicht hilft, leg es für einen Moment in kaltes Wasser. Allem Anschein nach hatte es die Nabelschnur um den Hals gewickelt, und die Säfte kommen nur zögernd in Gang.“
Hastig wandte sie sich Mathilde zu, die mit gerollten Tüchern und einem Laken versuchte, der Massen an Blut Herr zu werden. „Ihr übernehmt die Sache mit dem Schwamm“, befahl sie Gero noch einmal und deutete mit einem Nicken an, dass er Lissys Betäubung auffrischen sollte.
Als er Lissy berührte, erschrak Gero zu Tode. Sie war eiskalt, und ihre Lippen waren ganz weiß. Mathilde versuchte unterdessen, in höchster Eile die Wunde zu vernähen. Aber irgendwas stimmte nicht. „Es hört nicht auf zu bluten“, stieß sie verzweifelt hervor. „Ich kann das Fleisch nicht zusammenführen, es rutscht mir immer wieder aus den Händen.“
Gero konnte spüren, wie das Leben aus Lissy regelrecht herausrann.
„Bleib bei mir“, flüsterte er heiser an ihr Ohr und spürte kaum die heißen Tränen, die ihm über die Wangen strömten.
Petronia tat unterdessen alles, was man noch tun konnte, um dem Neugeborenen ein Quäntchen Leben einzuhauchen. „Es hilft nicht“, bemerkte sie hektisch. „Wir müssen es nottaufen.“
„Gleich“, sagte Ines und machte sich daran, die Umgebung des Schnitts hastig mit blutstillenden Kompressen zu versorgen. „Bevor du Bruder Antonius hereinlässt, müssen wir versuchen, die Mutter zu retten.“
„Ich fürchte, es blutet nach innen“, rief Mathilde panisch und machte Ines auf das Blut aufmerksam, das aus einer noch offenen Stelle quoll.
„Heilige Muttergottes, hilf“, stöhnte Ines.
Gero spürte, wie Lissy in seinen Armen erschlaffte. Ihre Lippen hatten im Kerzenschein einen bläulichen Schimmer.
„Sie stirbt!“, schrie Gero außer sich vor Angst. Als Ines nickte, verlor er seine mühsam angestaute Beherrschung. „Ihr müsst etwas tun, um ihr zu helfen!“, brüllte er voller Zorn.
Ines war selbst den Tränen nah, zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich wüsste nicht, was?“ In einer verzweifelten Geste hob sie die blutverschmierten Hände. Tränen rannen über Mathildes bleiches Gesicht.
Mit einem Mal klopfte es an der Tür. Bruder Antonius verlangte Einlass. Ines nickte Petronia zu. „Du musst ihn reinlassen, damit er Mutter und Kind wenigstens die Letzte Ölung erteilt.“
Gero packte Petronia hart am Arm, bevor sie die Tür öffnen konnte. „Zur Hölle, bedeutet das, es ist vorbei?“
„Eure Frau ist nicht zu retten“, bekräftigte Ines händeringend und trat auf ihn zu. „Gebt mir die Erlaubnis, Eurem Weib den Schwamm auf die Nase zu drücken, damit sie wenigstens ein gnädiges Ende findet.“ Sie streckte die Hand aus. „Bruder Antonius würde uns ein solches Vorgehen verbieten. Wir müssen es tun, bevor er hinzukommt.“
Gero nickte mechanisch, ohne nachzudenken. Dabei fühlte er sich, als ob der Teufel höchstselbst in ihn gefahren wäre und ihm finstere Befehle erteilte.
„Die
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