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Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack

Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack

Titel: Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Wunde musst du später noch nähen“, befahl die Hebamme Mathilde und bedeckte Lissys leblosen Leib mit einer noch sauberen Decke. „Wenn es niemand bemerkt. Außer uns darf keiner wissen, dass wir sie aufgeschnitten haben.“
    Wenig später betrat der Kaplan die Kammer. Als er die blutigen Laken erblickte, drehte er sich hastig um und übergab sich geräuschvoll im Gang.
    Gero beobachtete wie in Trance, wie Ines dem frommen Bruder half, sich aufzurichten. Dann führte sie ihn an das Bett der Kranken, die Gero noch immer in seinen Armen hielt, in der aberwitzigen Hoffnung, dass er allein durch die Kraft seiner Liebe sie noch retten könnte.
    Als Antonius sich mit gesenkten Lidern nach ihrem Zustand erkundigte, nahm Ines Gero das Wort ab und behauptete, Elisabeth sei von einer todbringenden Ohnmacht ergriffen ebenso wie der Säugling, den Petronia ihm sauber gewaschen entgegenhielt.
    Wortlos legte sie das Kind in Lissys erschlaffte Arme, so dass Gero nichts anderes übrigblieb, als Mutter und Kind gemeinsam zu halten. Vollkommen gefangen im Schock, betrachtete er das leblose Köpfchen des Kindes. Sein Haar war schwarz und erstaunlich lang, die Augenlider waren halb geöffnet. Die Nase winzig, die Lippen zum Schmollmund geschürzt, sah es aus wie seine Mutter. Während der Kaplan seinen Dienst versah und der Mutter die Letzte Ölung erteilte, schaute er auf.
    „Wie soll das Kind denn heißen?“, fragte er.
    „Heißen?“, fragte Gero wie durch einen Nebel.
    „Der Name des Kindes“, wiederholte der Kaplan. „Damit ich es taufen kann.“
    „Hannah“, entfuhr es Gero leise. „So wie seine Mutter ursprünglich geheißen hat.“
    „Johanna“, verbesserte ihn der Kaplan. „Hannah ist jüdisch.“
    Gero ersparte sich eine Antwort und beobachtete stumm, wie der Bruder Antonius das tote Mädchen auf den Namen Johanna taufte.
    Danach lag Geros Blick auf dem friedlichen Antlitz der beiden Toten. Beide sind so schön wie zwei Engel, dachte er voll Trauer, jedoch mit gebrochenen Flügeln.
    Harko, der sich seinen Weg in das Zimmer zurückerobert hatte, sprang unvermittelt zu ihm aufs Bett, nachdem sich der Kaplan mit diversen Beileidsbekundigungen zurückgezogen hatte. Gero, gelähmt vor Entsetzen, war nicht fähig, dem Tier Einhalt zu gebieten. Es beschnupperte erst Lissy und dann das Kind, danach schaute es Gero mit seinen neugierigen schwarzen Augen fragend an. Als Gero nicht antwortete, schleckte das Hündchen winselnd über Lissys lebloses Antlitz. Doch sein Frauchen rührte sich nicht, und Harko schien zu begreifen, dass hier soeben etwas unfassbar Schreckliches geschehen war. Schließlich setzte er sich aufrecht vor die beiden Toten, hob die Schnauze gen Himmel und begann herzzerreißend zu jaulen.
    Gero erwachte aus seiner Erstarrung. Er brach über Lissy, dem Kind und dem kleinen Hund zusammen. Und dann weinte er, wie er noch nie in seinem Leben geweint hatte.

Episode III
    »Die Templer«

Kapitel I

    1301 Franzien/Königreich Zypern
    V ollkommen erstarrt stand Gero von Breydenbach in der Burgkapelle von Waldenstein, die Hände zum Gebet gekreuzt, den Blick stumm auf das wächserne Antlitz der Toten gerichtet. Die Mägde hatten Elisabeths Leichnam in aller Eile gewaschen und mit dem roséfarbenen Unterkleid und dem scharlachroten, perlenbestickten Surkot bekleidet, den sie zur Hochzeit getragen hatte.
    Danach hatte man sie in einem offenen Eichenholzsarg aufgebahrt. Die langen dunklen Locken waren sorgfältig um das puppenhafte Gesicht, entlang ihrer mageren Gestalt bis hin zu den Hüften drapiert. Es sah aus, als würde sie schlafen und nicht kalt und tot in einem Sarg liegen. In ihren Armen lag das Kind, fest gewickelt in cremefarbene Seide wie ein lebendiger Säugling. Die Lider des kleinen Mädchens waren geschlossen, die Gesichtszüge genauso friedlich entspannt wie die seiner Mutter.
    Obwohl gewiss war, dass Lissy ihre schönen braunen Augen nie wieder öffnen würde, sah Gero im Geiste, wie sie ihm zuzwinkerte und sogar lächelte. Gebannt schaute er auf ihren üppigen Mund, in der irrigen Hoffnung, dass sie unerwartet zu sprechen beginnen würde. Dabei widerstand er der Versuchung, sein schönes Weib noch ein allerletztes Mal zu küssen.
    „Vergib mir“, flüsterte er stattdessen, in dem festen Glauben, dass sie ihn hören konnte. „Und wenn du es nicht tust, kann ich es gut verstehen. Aber sei gewiss, Gott der Herr wird mich für mein Verschulden zur Rechenschaft ziehen, und wenn er es nicht tut,

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