Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Zuneigung aus. Sie glaubte an das, was sie sagte, und half Gero damit, es ebenso glauben zu können.
Abrupt stand er auf und wischte sich hastig mit dem Ärmel seiner Joppe die Tränen aus dem Gesicht. „Ich danke Euch, Mutter. Aus tiefstem Herzen. Eure Worte haben mich zu einem Entschluss gebracht“, verkündete er ernst, und bevor seine Mutter ihn fragen konnte, was damit gemeint war, gab er die Antwort. „Nach der Beisetzung breche ich unverzüglich zu den Templern nach Franzien auf, wie Vater es gewollt hat. Ich werde für meine Sünden als Streiter Christi Buße tun, und wenn es Gott gefällt, wird er mich eines Tages im Kampf zu sich nehmen, und ich werde mit Lissy, dem Kind und mit allen, die ich liebe, wieder vereint sein bis in alle Ewigkeit. Amen.“ Gero bekreuzigte sich und blickte in die entsetzten Gesichter der beiden Frauen.
„Ich dachte, du wolltest mein Erbe antreten?“, führte die Gräfin mit schwacher Stimme ins Feld.
„Tut mir leid, Tante Margaretha“, bekannte Gero mit aufrichtigem Bedauern. „Das hätte nur einen Sinn gehabt mit der richtigen Frau an meiner Seite. Ohne Elisabeth haben alle irdischen Ämter ihren Reiz für mich verloren.“
„Bedeutet das, du gehst nur zu den Templern, um dich bei der erstbesten Gelegenheit töten zu lassen?“, fragte seine Mutter mit einer Stimme, die ihre Verzweiflung offenbarte.
„Nein, Mutter“, erwiderte er und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Das heißt, ich werde mir meinen Zutritt zum Paradies hart im Kampf verdienen, damit ich mich als würdig erweise, eines Tages dort Einzug zu halten. Wann das sein wird, lege ich in Gottes Hand.“
„O Junge!“ Jutta schlug entsetzt die Hände vors Gesicht und begann von neuem zu weinen. Margaretha setzte sich neben ihre Schwester und umarmte sie tröstend.
„Er muss wohl tun, was er meint, tun zu müssen. Wir sollten ihn nicht schon wieder vom Weg abbringen. Du nicht und ich auch nicht.“
Kapitel II
D ie Beerdigung von Lissy und ihrer kleinen Tochter in den Katakomben der Breidenburg war für Gero an Grausamkeit kaum zu überbieten. Nachdem er den Sarg mit Mutter und Kind höchstpersönlich zum Stammsitz seiner Eltern überführt hatte, war Lissys Leichnam noch einen Tag in der Kapelle aufgebahrt worden, damit sich die Burgbewohner von der Tochter des Hausherrn verabschieden konnten. Um Gerede zu vermeiden, hatte man den Leichnam des Kindes ans Fußende des geöffneten Sargs gelegt und unter einer seidenen Decke versteckt. Offiziell sollte den Bewohnern der Breidenburg verschwiegen werden, dass Elisabeth schwanger gewesen und daran gestorben war. Da sie schon vor der Hochzeit mit Gero eine von Breydenbach gewesen war, blieb der Name ohnehin gleich.
Danach wurde der Sarg geschlossen und von sechs starken Männern hinunter in die Katakomben getragen, wo schon die sterblichen Überreste einiger anderer Burgbewohner ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Auf dem Weg dorthin hatten Knechte mehrere Fackeln entzündet und in die dafür vorgesehenen Halterungen gesteckt. Die lodernden Flammen verstärkten in Gero indes nur noch das Gefühl, einer Hölle entgegenzugehen.
Jeder Stein in diesem Hades erinnerte ihn daran, wie sehr Lissy diesen Ort gefürchtet hatte.
Zu allem Übel las der ungeliebte Bruder Rezzo die Totenmesse und sprach in seiner Predigt auffällig oft von Schuld und Sühne und dass es immer einen Grund gebe, wenn Gott der Allmächtige ein so junges Leben zu sich nehmen würde. Während der ganzen Zeit stand Geros Vater auf der anderen Seite der Gruft und durchbohrte ihn regelrecht mit seinen eisblauen Augen.
Gero erwiderte den Blick des Alten beinahe gleichgültig. Sein Vater konnte ihm nichts mehr anhaben, das ihn noch tiefer verletzen würde. Er hatte genug gelitten und so viel geweint, dass er für den Rest seines Lebens keine Tränen mehr haben würde. Sein Innerstes glich einer verdorrten Landschaft, die weder durch Wasser noch durch Feuer je wieder zum Erblühen gebracht werden konnte. Stumm beobachtete er, wie der Sarg in die Gruft hinabgelassen wurde, und ebenso stumm vernahm er das Wehklagen der Frauen, das diesen Vorgang begleitete. Gero blieb noch einen Moment lang mutterseelenallein vor der verschlossenen Grabplatte stehen, nachdem auch der Letzte die Katakombe verlassen hatte, als er mit einem Mal Schritte hinter sich hörte. Diesmal drehte er sich um und sah Roland, der etwas in der Hand hielt, das ihm Trost spenden sollte.
„Hier, mein Junge“, sagte
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