Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
waren.
Der Versammlungsraum der Ritterbrüder nahm gleichzeitig die Funktion des Refektoriums und der Kapelle ein, und nach dem abendlichen Vespergebet, das der Schiffskaplan sprach, wurde eine deftige Fischsuppe serviert.
Sechs Wochen sollte die Überfahrt dauern. Nicht wenige von Geros neuen Kameraden reagierten panisch auf diese Aussicht. Sie waren schon nach dem ersten heftigen Seegang ganz grün im Gesicht und baten nach den ersten Bissen mit vorgehaltener Hand, nach draußen gehen zu dürfen, nicht, um Fische zu fangen, sondern um die Fische zu füttern, wie einer der robusteren Brüder belustigt meinte.
Struan MacDoughail, der neben Gero saß, scherte sich nicht um den Seegang und schaufelte stoisch Suppe und Brot in sich hinein.
„Macht dir das gar nichts aus?“, fragte Fabius nach dem Essen, dem das Stampfen und Rollen des Schiffes auch nicht besonders zu bekommen schien.
„Ich bin das gewohnt“, raunte der Schotte mit einem Seitenblick, der nichts anderes besagte als „Lass mich in Ruhe, du gehst mir auf den Geist“.
„Ich komme von einer schottischen Insel“, fügte er dann unerwartet hinzu. „Unsere Vorfahren waren Nordmänner. Wir sind ständig mit Booten unterwegs. Wenn du mich fragst, bedarf es keiner Furcht, nur weil das Schiff hier und da ein wenig schlingert.“
„Ich hab keine Furcht“, stellte Fabius empört richtig. „Mir ist nur übel, sonst nichts.“
„Dann geh gefälligst nach draußen zum Kotzen, bevor du es hier tust“, riet ihm der Schotte, und damit schien die Sache für ihn erledigt.
Kapitel VII
B ei der Ankunft in Limassol Mitte Mai gab es einige, die diesem Rat wohl zu oft gefolgt waren. Anders war es nicht zu erklären, dass nicht wenige von ihnen sichtbar an Gewicht verloren hatten, als sie mit gebräunten Gesichtern in den Morgenstunden an Deck kletterten, um das Einlaufen in den Hafen nicht zu verpassen. Obwohl es noch früh am Tag war, brannte die Sonne schon heiß. Gero fiel unterdessen auf, dass das Hafenbecken kaum Platz bot, um anzulanden. Gut zwei Dutzend venezianische Handelsschiffe unter Templerflagge und zwei längliche Kriegsgaleeren drängten sich in der halbmondförmigen Hafenanlage. Kommandant Le Puy hatte Mühe, nicht mit ihnen zu kollidieren, während sich die „Rose von Aragon“ Elle für Elle an den einzig freien Platz an der Kaimauer schob.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Gero einen der Seeleute, der die Taue an der Reling fürs Anlanden vorbereitete.
„Keine Ahnung“, bekannte der wettergegerbte Lombarde kopfschüttelnd. „Als wir ausgefahren sind, hieß es noch, der gesamte Konvent bliebe auf Antarados stationiert. Eigentlich soll von dort aus soll die endgültige Rückeroberung des Heiligen Landes organisiert werden.“
„Heißt das, wir ziehen nun doch nicht in den Krieg?“, fragte Fabius aufgeregt, der die Unterhaltung mitbekommen hatte.
„Kann ich mir nicht vorstellen“, raunte der Seemann, „der Orden ist ganz wild darauf, endlich mit der Rückeroberung zu beginnen. Vielleicht wartet Aymo d’Oiselay zusammen mit Aimery von Lusignan auf irgendeinen Bündnispartner, bevor es erneut losgeht. Man sagte, dass ein Mongolenheer im Anmarsch ist, um uns gegen die Heiden zu unterstützen. Bisher hat aber noch keiner was von ihnen gesehen.“
„Im Notfall schaffen wir es auch allein“, tönte Fabius mal wieder großspurig und entlockte dem Mann damit ein mitleidiges Lächeln.
„Was, was?“, erzürnte sich Fabius, dem Geros belustigter Blick nicht entgangen war. „Ich habe dem Mameluken in Troyes einen Tritt in den Arsch verpasst, was nichts anderes bedeutet, als dass es ist möglich ist, sie zu besiegen.“
„Was jedoch nicht heißt, dass es dir mit allen Mameluken so ergeht“, erwiderte Gero süffisant. „Du scheinst zu vergessen, dass der Kerl monatelang, wenn nicht Jahre, bei Brot und Wasser in Ketten gelegen hat, also ziemlich entkräftet war. Wenn du in einen Krieg ziehst, triffst du auf putzmuntere, gut genährte Heiden, die nicht bereit sind, sich das Fleisch vom Brot nehmen zu lassen.“
„Du wirst schon sehen, ich werde sie das Fürchten lehren.“ Während Fabius sich leicht verstimmt den übrigen Novizen zuwandte, lehnte sich Gero über die Reling und genoss für einen Moment die Aussicht auf das glitzernde blaue Meer und die felsige Insel. Outremer, wozu nicht nur das Heilige Land zählte, sondern auch Zypern, war für viele Menschen aus dem Abendland der Hort ihrer Träume. Vielleicht, weil hier
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