Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
unerfreuliche Aussicht zu kommentieren.
„Wie Bruder Jerome mir erzählte“, fuhr d’Oiselay fort, „habt ihr in Troyes bereits die Bekanntschaft mit diesen heidnischen Teufeln gemacht. Also seid strebsam und bereitet euch gut genug vor, damit ihr nach eurer endgültigen Aufnahme in den Orden nicht endet wie die toten Brüder dort draußen in den Gräbern.“
„Der geplante Großangriff auf die Mameluken hat nicht stattgefunden“, erklärte ihnen Le Puy, als er nach einem anschließenden Vieraugengespräch mit d’Oiselay zu seinen Schützlingen zurückkehrte. Gero und die anderen warteten bereits bei ihren Pferden, weil sie bis zum Abend ins Hauptquartier nach Nikosia geführt werden sollten.
„Die Mongolen sind wie vermutet nicht erschienen“, erklärte der Kommandant resigniert. „Auf solche Kerle kann man sich ohnehin nicht verlassen. Ihr Anführer Maḥmūd Ghazan hat schon mehrmals versprochen, uns von Persien aus mit einem Heer zu unterstützen, und bisher hat er uns immer versetzt. Die Mameluken haben wohl Wind von der Sache bekommen und stattdessen ein nicht zu unterschätzendes Heer gerüstet, das nun von Ägypten aus nach Osten gezogen ist. Soweit man es beurteilen konnte, hätten wir mit unseren Leuten allein keine Chance gehabt, sie zu besiegen. Nachdem bei mehreren Scharmützeln an Land dreiundzwanzig unserer Brüder, acht Hospitaliter und auch einige von Aimerys Söldnern gefallen sind, hat Jacques de Molay beschlossen, einen Großteil unserer Truppen von der Insel abzuziehen und sich mit dem Bruder des Königs und dem Papst neu zu beraten, was als Nächstes geschehen soll. Wobei es nicht danach aussieht, als ob diese Niederlage unseren Ordensmeister entmutigt hat. Angeblich will der Papst noch dieses Jahr die gesamte Insel dem Templerorden überschreiben. Die zurückgekehrten Ritterbrüder haben sich inzwischen wieder auf ihre jeweiligen Niederlassungen verteilt und schärfen bereits die Waffen für die nächste Runde im Kampf um Jerusalem. Nur de Chinsi ist mit etwa hundert Angehörigen des Ordens auf Antarados zurückgeblieben. Er will mit den verbliebenen Männern die Festung instand setzen und sie für einen neuen Angriff gegen die Heiden vorbereiten. D’Oiselay deutete an, dass man dort eine ganz große Sache plant. Noch dieses Jahr soll die Festung mit Menschen und Material aufgestockt werden und spätestens im Frühjahr eintausend Ordensangehörigen Platz bieten, damit von dort aus wieder erfolgreiche Angriffe auf die Mameluken unternommen werden können. Anscheinend ist man in der Ordensführung fest entschlossen, das Heilige Land komplett zurückzuerobern, sobald uns der Papst seine volle Unterstützung garantiert. Was das heißt, könnt ihr euch denken. Jeder Einzelne von euch wird früher oder später auf dieser vermaledeiten Insel landen. Ihr werdet also Teil von etwas ganz Großem sein.“
Le Puy war sichtlich ergriffen, als er sich von Gero und seinen Mitstreitern verabschiedete. Bruder Luc, ein Templer normannischer Abstammung, hatte auf Anweisung des Ordensmarschalls nun ihre Führung nach Nikosia übernommen.
Unter den Novizen bestand nach den Erläuterungen Le Puys und den hehren Worten des Marschalls ein gewisser Diskussionsbedarf.
Vor allem weil Bruder Luc etwas weiter voranritt und sich mit einem Novizen aus seinem Heimatort unterhielt, fühlten die anderen sich frei, zu reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen war.
„Ich geb’s zu“, gestand Gero gegenüber Fabius. „Die Ausführungen zu den Plänen auf dieser Insel erscheinen mir ein wenig abstrakt.“
„Ich kann mir auch nichts Konkretes darunter vorstellen“, meinte ein irischer Bruder. „Außer, dass wir im Zweifel wieder auf Zypern landen. Ganz gleich, ob tot oder lebendig.“
Der Gedanke an frisch aufgeworfene Gräber hatte sich offenbar in die Köpfe der Novizen eingebrannt, weil manche plötzlich meinten, dass sie im Falle des Falles lieber in heimischer Erde begraben wären.
„Bis du da ankommst, bist du doch längst verfault“, gab Fabius zu bedenken, während sie in der mittäglichen Hitze eine Anhöhe hinaufritten.
Womit sich die Frage erhob, wie man Leichen am besten einbalsamieren könnte, damit sie die lange Reise überstehen. „Bei Friedrich dem Staufer haben sie das Fleisch von den Knochen gekocht, um ihn halbwegs heil nach Hause zu bringen“, wusste einer zu berichten.
„Und was haben sie mit dem Rest gemacht?“, witzelte ein anderer. „Sag nur, sie haben das gekochte Fleisch
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