Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
einzugreifen.
„Gib auf!“, rief Gero seinem Gegner zu, weil er sich denken konnte, dass der Mann dem Tode geweiht war, wenn er weiterkämpfte. Doch der Mameluke dachte gar nicht daran, zurückzuweichen. Somit blieb Gero nichts anderes übrig, als ihn auf Abstand zu halten, bis die anderen ihn von allen Seiten attackierten und Raoul de Gisy ihn schließlich mit einem seitlich ausgeführten Streich in die Rippen zur Strecke brachte. Kaum dass der Mameluke zu Boden gegangen war, verpasste ihm einer der anderen Brüder einen vernichtenden Hieb in die Brust, der ihm ein unrühmliches Ende bescherte.
Ein unfairer Kampf, wie Gero sich eingestehen musste. Doch im Nachhinein war er nicht sicher, ob er gerne derjenige gewesen wäre, der den Mann mit einem tödlichen Streich gestoppt hätte.
Auf dem Hof herrschte absolute Stille, als man den blutüberströmten Leichnam des Mannes über den feuchten Untergrund zu den Stallungen schleifte.
Seinen drei Kameraden, die immer noch angekettet dastanden als stumme Zeugen dieser Katastrophe, war der Hass zweifelsfrei anzusehen, den sie für jene empfanden, die ihren Landsmann derart gedemütigt hatten. Zwei von ihnen spuckten vor den Ritterbrüdern aus und erhielten prompt eine kräftige Ohrfeige. De Gisy ließ sie ohne Kommentar abführen. Dann kam er auf Gero und Fabius zu.
„Ich danke dir“, sagte er an Gero gewandt mit undurchsichtiger Miene. „Ohne dich hätte das Ganze ein böses Ende nehmen können.“
Dann nickte er Fabius zu. „Für euch beide hat sich die Prüfung erledigt. Ihr seid in jedem Fall bei den Novizen dabei, die als zukünftige Ritterbrüder Aufnahme finden werden. Meldet euch beim Bruder der Verwaltung. Er wird euch für das Kontingent einteilen, das nächste Woche nach Zypern geht. Dort warten sie dringend auf Männer wie euch.“
Kapitel VI
I ch, Gerard von Breydenbach, Ritter und Novize der Bruderschaft im Orden der Templer, gelobe Treue und Gehorsam Jesus Christus meinem Herrn und der Heiligen Mutter Kirche, dem Papst und seinen souveränen Nachfolgern. Ich schwöre, dass ich nicht nur mit dem Wort, sondern auch mit der Waffe und all meinen Kräften die Mysterien des Glaubens verteidigen werde … das ich vor drei Feinden niemals fliehen und den Ungläubigen die Stirn bieten werde …“
Nach dem Schwur auf den Orden, den alle Neuzugänge leisten mussten, war Fabius außer sich vor Freude, dass man ihn als zukünftigen Tempelritter aufgenommen hatte, als sie wenige Tage später, den Kopf beinah zur Glatze rasiert und mit der dunkelbraunen Gewandung der Novizen versorgt, auf ihren vollbepackten Pferden gen Süden aufbrachen.
Struan MacDhoughail gehörte auch zu den Glücklichen, die ohne Mühe die Aufnahmeprüfung bestanden hatten, was Gero aus irgendeinem unerfindlichen Grund freute. An der Seite eines solchen Mannes machte der Kampf gegen die Heiden sicher noch mal so viel Spaß. Sein Pferd, ein englisches Greathorse, war größer als Geros David, und damit stach das Tier aus der Masse hervor, genau wie sein Reiter. Mit seinem schwarzen Schopf und dem gestutzten Bart sah der Schotte längst nicht mehr so wild aus, aber immer noch imponierend genug. Fabius hatte recht, wenn er sagte, dass man leicht auf den Gedanken kommen konnte, Struan wäre ein zu groß geratener Sarazene.
Alles in allem waren von den ehemals fünfzig Bewerbern nur zweiundzwanzig übrig geblieben, die auf Zypern eine zusätzliche Ausbildung als Soldaten Christi erhalten sollten, bevor sie sich dem Aufnahmeritus als Tempelritter unterziehen mussten. Der Rest musste sich mit Verwaltungsposten zufriedengeben oder war gleich ganz ausgesondert worden, mit der Empfehlung, einem gewöhnlichen Mönchsorden beizutreten.
Am Ende bestand die Truppe, die nach Zypern aufbrach, aus achtundzwanzig Männern, wenn man die sechs gestandenen Ritterbrüder mitrechnete, die sie bis nach Marseille begleiteten.
Auf dem Weg dorthin übernachteten sie beinahe jeden Abend in einer anderen Komturei. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass allein Franzien über mehr als tausend Templerhäuser verfügte. Gero war schlagartig klargeworden, wie perfekt die Organisation des Ordens funktionierte. Und Fabius hatte recht: Die Männer, die den vermeintlich „Armen Rittern Christi“ vorstanden, mussten irgendein bedeutendes Geheimnis hüten, das ihren Ideenreichtum und den damit verbundenen Erfolg begründete.
„Gigantisch“, entfuhr es Fabius, als sie am Morgen vor Mariä Verkündigung, einen Tag vor
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