Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
anderen Kameraden die Pferde aus ihren engen Boxen befreien. Danach hieß es zunächst einmal, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen, was nach sechs Wochen Seereise nicht eben einfach erschien. Selbst die Pferde hatten ihre Schwierigkeiten und scheuten zunächst, als sie den weichen Schiffsboden gegen das harte Pflaster tauschen mussten.
Nur eines hatte sich auf der langen Überfahrt unwiederbringlich verändert und war auch nach dem Landgang nicht mehr zu übersehen. Nach drei Wochen Ritt durch Franzien und sechs Wochen Schiffsreise waren sich die jungen Novizen um einiges nähergekommen und alberten und schwatzten wie altbekannte Klosterschüler miteinander, während sie mit ihren Pferden wankend an Land stiefelten.
Gero hatte sich in der ganzen Zeit eher zurückgehalten, was neue Freundschaften betraf. Er hatte allerdings öfter mit dem Schotten geredet. Meist über Waffen und Kampftechniken, weil Struan, wie er selbst, offenbar nicht gerne über allzu Privates sprach. Natürlich hatte er auch die ganze Zeit über den unverbesserlichen Fabius am Rockzipfel gehabt, obwohl der sich wiederum recht gut mit den nicht weniger geschwätzigen Iren zu verstehen schien. Und dann waren da noch ein paar Außenseiter wie der feingliedrige, dunkelhaarige Nicolas de Cappellano, dessen sehnsüchtige Blicke verrieten, dass er sich an muskelbepackten Männerkörpern ergötzte. Was Gero gleichgültig war, solange er ihn nicht bedrängte. Oder der rüpelhafte Arnaud, ein sehniger Kerl mit angriffslustiger Zunge aus dem Languedoc, dem man nachsagte, er habe Sarazenen in der Familie – was nicht nur äußerlich zutreffend sein konnte, sondern auch in seiner Sprachbegabung begründet schien. Geradezu fließend beherrschte er das Arabische, was den Ordensführern sicher gefallen würde, weil sie sich einen weiteren Übersetzer sparten.
Hinzu kam ein Haufen junger Franzosen, die auf Namen hörten wie Jean, Pons oder Pierre und genau wie Gero und die anderen zweitgeborenen Söhne irgendwelcher unbedeutender Adelsgeschlechter eine Daseinsberechtigung suchten, die spannender war, als den Klostergarten einer friedliebenden Zisterzienserabtei zu hegen. Dass ein Leben als Templer auch seine Schattenseiten hatte, wurde ihnen von neuem bewusst, als sie den Friedhof des Templerhauses von Limassol passierten. Ein ungewöhnlich großes Feld mit Hunderten von Steinkreuzen, direkt hinter der Kapelle, neben dem Haupthaus.
Gero zählte dreiundzwanzig frisch aufgeschüttete Gräber, auf denen noch keine Kreuze standen.
Le Puy brachte sie persönlich in die Zitadelle. Eine kleine Festung mit zwei Türmen, die zum Haupthaus der Templer von Limassol gehörte, in dem Waffen und Proviant für alle Häuser der Insel gelagert wurden.
Dort residierte der stellvertretende Ordensmarschall Aymo d’Oiselay.
„Er vertritt Bartholomäus de Chinsi“, informierte Le Puy die Neuankömmlinge beiläufig. „De Chinsi ist, wie ich soeben von einem Bruder erfahren habe, als erster Heerführer der Templer auf Antarados zurückgeblieben, um die Ausgangsbasis für einen neuen Sturm auf die Mameluken vorzubereiten.“
„Also werden wir wohl doch früher oder später zu unserem Einsatz gegen die Heiden kommen“, murmelte Arnaud de Mirepaux hinter Gero.
„Habt Ihr etwa daran gezweifelt?“, fragte Le Puy, dem der Einwand offenbar nicht entgangen war.
„Wartet hier auf mich“, wies er die angehenden Novizen an und verschwand, nachdem er angeklopft und durch einen Knappen Einlass erhalten hatte, im Dienstzimmer d’Oiselays, um sie dem stellvertretenden Marschall persönlich anzukündigen.
Nach einer Weile rief er Gero und seine neuen Kameraden herein und stellte sie dem Oberbefehlshaber der Templer im Outremer vor.
D’Oiselay war ein schlanker, hochgewachsener Mann mir braunen kurzgeschorenen Haaren. Mit hellwachen, ebenso braunen Knopfaugen inspizierte er die Neuankömmlinge ähnlich kritisch wie zuvor Raoul de Gisy.
„Gott der Herr hat euch geschickt“, versicherte er den überraschten Novizen. „Mit eurem guten Willen wird ER dafür sorgen, dass ihr so schnell wie möglich fähige Ordensritter werdet. Wir benötigen dringend Ersatz für unsere toten Kameraden, deren sterbliche Überreste erst gestern auf dem hiesigen Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben. Sie sind allesamt in einem ehrenhaften Kampf gegen die Mameluken gefallen.“
Gero bemerkte, wie Fabius ihm einen bedeutungsvollen Blick zuwarf, doch nun war nicht die Zeit, eine solch
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