Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
den Hunden zum Fraß vorgeworfen?“
„Was fragst du mich?“, antwortete der Angesprochene.
„Bevor ihr an verfaultes Fleisch denkt, beschäftigt euch lieber mit dem lebendigen“, bemerkte Arnaud de Mirepaux mit einem anzüglichen Grinsen. „Mit der Entscheidung, den Orden komplett auf diese Insel zu verlegen, schlägt die Ordensleitung gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Da gibt es mit Sicherheit keine Kneipen und auch keine Mädchen, die einen vom rechten Weg abbringen könnten.“
„Wenn du jetzt schon an Mädchen denkst“, erwiderte Brian of Locton, ein irischer Novize mit hellem Haar und heller Haut, der unter der ständigen Sonne auf dem Schiff die Farbe eines gescheckten Schweins angenommen hatte, „wie willst du dann das Keuschheitsgelübde durchhalten?“
„Gar nicht. Du hast doch gehört, was Le Puy gesagt hat. Den Ordensrittern machen es die Huren auf dieser Insel umsonst.“
„Sei still, Arnaud“, bemerkte Pierre, einer der franzischen Novizen. „Oder willst du etwa, dass wir aus dem Orden rausfliegen, bevor wir überhaupt aufgenommen worden sind?“
„Schisser“, titulierte ihn Arnaud und gab seinem Araberhengst die Sporen, um zu Bruder Luc und seinem Begleiter aufzuschließen.
Mindestens acht Stunden Ritt lagen vor ihnen, das meiste in der prallen Sonne, und somit wurden die Gespräche unterwegs einsilbiger, bis sie schließlich ganz verstummten. Zweimal machten sie halt an verschiedenen Wirtshäusern, in denen Luc ihnen einen Becher verdünnten Wein spendierte und sie das Brot aßen, das ihnen der Proviantmeister in Limassol mit auf den Weg gegeben hatte. Gero wurde das Gefühl nicht los, dass manche der Zyprioten ihnen missbilligende Blicke zuwarfen, was Luc damit begründete, dass nicht alle Bewohner der Insel den Templern zugetan waren. Irgendwann in früherer Zeit hatte es mal einen bösen Aufstand vonseiten der Bevölkerung gegen den Orden gegeben. Auf die Gründe ging Luc nicht näher ein, und so gaben sie sich damit zufrieden.
Lange nach Einbruch der Dunkelheit erreichten sie das Hauptquartier in Nikosia, das sich zwischen verwinkelten Gassen und eng nebeneinanderstehenden Häusern aus Stein, direkt neben der Kathedrale Saint Marie, erhob. Die Ordensburg war ein trutziger Bau mit mehreren Stockwerken und Türmen, weiß getüncht und umgeben von Wirtschaftsgebäuden, die ein eigenes kleines Dorf hätten sein können. Nachdem sie ihre Pferde versorgt hatten, wurden sie von Bruder Baudoino de Ardan empfangen, einem älteren Bruder mit Glatze und der maskenhaften Miene eines humorlosen Lehrers, der sie im Refektorium der Novizen über ihre Rechte und Pflichten belehrte. Er war seit Jahren für die Ordensaufnahme in Zypern zuständig und quälte sie noch vor dem Schlafengehen mit den unvermeidlichen Regeln, die er ihnen auf mehreren Pergamentkopien geschrieben in die Hand drückte.
„Auswendig lernen müsst ihr sie, und wer sie in der nächsten Woche nicht weiß, wenn ich ihn abfrage, wird eine Woche lang die Ställe ausmisten.“
„Na, das ist ja mal ein prächtiger Empfang“, knurrte Brian und war sich damit mit Arnaud einig, der sich plötzlich fragte, warum er so erpicht darauf gewesen war, den Templern beizutreten.
Aber die meisten der Kameraden waren zu erschöpft und zu beeindruckt von all dem Neuen, um sich am späten Abend über lästige Formalien und ihre Folgen aufzuregen.
Dazu gehörte auch, dass sie am nächsten Morgen in den Räumen des Drapiers erscheinen mussten, also jenes Bruders, der nicht nur für die Kleidung und das ordnungsgemäße Aussehen eines Templers zuständig war, sondern auch für die Ausgabe von Decken, Handtüchern und jeglichen Reiseutensilien, wozu auch Becher, Besteck und Seife zählten. In dem angrenzenden Flachbau herrschte ein Kommen und Gehen. Überhaupt schien das ganze Hauptquartier in Aufruhr zu sein, weil die von Antarados zurückgekehrten Templer ihre Ausrüstung auf Vollständigkeit überprüfen lassen mussten.
„Denkst du, wir sehen den Großmeister?“, flüsterte Fabius ehrfürchtig, während er vergeblich versuchte, in der Masse der weiß gewandeten Männer einen Einzigen auszumachen, auf den diese Beschreibung zutreffen konnte.
„Weißt du denn, wie er aussieht?“, fragte Gero und hob eine Braue.
„Nein, es ist wie in einem Bienenstock, in dem man die Königin sucht“, murrte Fabius. „Ich weiß nur, dass er nicht mehr der Jüngste ist, und er hat bereits einen grauen Bart, hab ich mir sagen lassen.“ Fabius
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