Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
sah sich weiterhin auffällig um.
Männer mit grauen Bärten liefen hier einige rum, und die meisten von ihnen hatten zudem einen ziemlich gebeugten Rücken, nicht gerade das, was man sich unter einem Großmeister vorstellte.
„Wahrscheinlich bekommst du ihn erst zu Gesicht, wenn du aufgenommen worden bist“, mutmaßte Gero. „Sozusagen als Belohnung für all deine Mühen.“
„Da könnte ich mir was anderes vorstellen“, sagte Fabius und grinste verhalten, während er einer drallen Magd hinterherstarrte. „Zu schade, dass wir nicht im Refektorium der Ritterbrüder zugelassen sind“, meinte er mit einem bedauernden Schulterzucken.
Als Novizen waren sie weder im Speiseraum der Ordensritter noch bei deren Messen zugelassen. Alles, was der Orden intern besprach, war und blieb streng geheim, wenn man von den allseits bekannten Zukunftsplänen einmal absah.
„Deren wahre Geheimnisse zu ergründen ist ein weiterer Anreiz, sämtliche Prüfungen zu bestehen“, bemerkte Fabius mit einem Augenzwinkern, während sie in der Schlange der Wartenden standen.
Der Gehilfe des Drapiers stellte zufrieden fest, dass die Brüder in Frankreich bereits ganze Arbeit geleistet hatten und die jungen Bewerber, wie vorgeschrieben, kurzgeschorenes Haar und kurze Bärte trugen. Dazu hatte man ihnen die braune Kutte eines Novizen samt Hosen und einfache Lederschuhe verpasst. Außerdem stand ihnen noch eine Reithose aus dickem, braunem Leder zu und ein Paar derbe Stiefel, die bis zu den Knien reichten und Befestigungsschlaufen für eventuelle Kettenbeinlinge besaßen, die sie zusammen mit Kettenhemd, Handschuhen und Helm jedoch erst erhalten würden, wenn die entsprechende Ausbildung begann. Und das auch nur leihweise, bis zur endgültige Aufnahme als Ordensritter. Beiläufig wurden sie aufgefordert, Dinge von Wert abzugeben, die man mit Namen versehen in einer eisernen Kassette verwahrte, welche im streng gesicherten Trakt der Ordenskasse aufbewahrt wurde. Gero fragte höflich, ob auch sein silberner Siegelring dazugehörte, was schließlich vom zuständigen Ordensbruder bejaht wurde.
„Den Schmuck erhaltet ihr wieder, falls eure Aufnahme als Ordensritter abgelehnt wird, oder wir schicken ihn zu euren Verwandten, falls ihr zu Tode kommen solltet“, erklärte er kühl. „Sollte es zur Aufnahme kommen, werden Ketten und Ringe ohnehin einbehalten und dem Vermögen des Ordens zugeführt. Bis auf die Siegelringe, die erhaltet ihr zurück, dürft sie aber nicht benutzen, da der Orden nur eigene Siegel erlaubt.“
Allgemeines Murren war die Folge, als die meisten von ihnen sich ihrer letzten Geld- und Tauschmittel beraubt sahen. Hatten sie doch in ihrer Einfältigkeit gehofft, sich neben dem angeblich kargen Ordensleben damit einen bescheidenen Luxus leisten zu können. Hinzu kam, dass ihre Wappenbücher einbehalten wurden, die ihre Herkunft und ihren Stand verrieten. Spätestens am Geburtsfest Johannes’ des Täufers, wenn sie die ersten Prüfungen bestanden hatten, würde darin ein Eintrag des Ordens vermerkt werden, dass sie als Anwärter auf das Amt eines Ordensritters bei den Templern Aufnahme gefunden hatten. Was ein gewisses Risiko barg. Falls sie sich in der Zeit ihres Noviziats nicht entsprechend bewährten und vorzeitig entlassen würden, wäre der unvollständige Eintrag eine nicht wiedergutzumachende Schmach.
Kapitel VIII
D ie Stimmung war entsprechend niedergedrückt, als sie am Abend, nach einem endlos erscheinenden Lauf durch die Instanzen, mit einer Unmenge von Listen, Papieren und Unterschriften zum Dormitorium zurückkehrten. „Bei dem ganzen Schreibkram hätte ich ja gleich zum Studium nach Paris gehen können“, maulte Philippe de Pons, kurz Pepé genannt, ein rothaariger Bruder aus der Bretagne. Dass er des Schreibens nicht zweifelsfrei mächtig war, hatte Gero daran erkannt, wie unbeholfen er seinen Namen kritzelte.
„Hieß es nicht, du seist in der Klosterschule wegen Dummheit raugeflogen?“, witzelte Roderic de Turiac, ein pausbäckiger Kerl aus Rennes, der ihn offenbar schon länger kannte. „Wie hättest du da in Paris studieren wollen?“
„Blödmann“, erwiderte Pepé und streckte seinem Nachbarn die Faust entgegen.
Allgemeines Gelächter brandete auf, obwohl auch dies die Stimmung nicht wirklich zu heben vermochte.
Erst recht, als der Bruder zu Nacht, der die Wache übernahm, bei einer Kontrolle im Haus der Novizen darauf bestand, dass sie die kratzige Leinenunterwäsche auch im Bett
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