Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
vierzig Pfund aus. Hinzu kamen noch mal zwanzig Pfund an Wasser und Proviant, die jeder in den Satteltaschen seines Pferdes zu verstauen hatte. Zunächst führte Odo de Saint-Jacques, der voranritt, sie in die nicht weit entfernten Berge von Kyrenia. Beim Aufstieg über die engen Pässe, die zur Festung St. Hilarion führten, der Sommerresidenz des Königs von Zypern, durchstreiften sie unentwegt raues Gelände, in dem ihnen keine Menschenseele begegnete. Nach ungefähr sechs Stunden Ritt machten sie in einer steinigen Hochebene halt, in der weit und breit kein Baum stand, der Schatten spendete, und auch kein Wasser zu finden war. Die meisten von ihnen waren vom Schweiß durchnässt und hatten einen Großteil ihrer Wasserrationen schon verbraucht, weil man ihnen gesagt hatte, dass es am Ziel eine Quelle geben würde, wo sie ihre Wasserschläuche auffüllen konnten. Doch niemand außer Odo de Saint-Jacques wusste genau, wann sie dieses Ziel erreichen würden. Als der Kommandeur absitzen ließ, waren alle froh, sich ausruhen zu dürfen, obwohl die Hitze immer noch mörderisch war. Schneller als erwartet ging die Sonne unter, und Saint-Jacques befahl, ein Lager aufzuschlagen, wobei er ihnen erlaubte, ihren Durst mit verdünntem Wein zu stillen, den er in gesonderten Ziegenschläuchen mit sich trug. Ihre Wasservorräte teilten die meisten von ihnen mit ihren Pferden, in der Zuversicht, spätestens am nächsten Morgen die besagte Quelle zu erreichen.
Rasch bauten sie die Zelte auf und schürten ein Lagerfeuer. Brot wurde geröstet, und Hartwurst machte die Runde. Dann teilte Saint-Jacques den versprochenen Wein in die Ahornbecher aus, die jeder in seinem Gepäck haben musste.
Gero bemerkte, wie der Wein ihm zu Kopf stieg und dass er müde wurde. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er zur Wache eingeteilt werden könnte, schlief er irgendwann ein.
Als er am Morgen, immer noch vor dem ausgebrannten Lagerfeuer liegend, erwachte, dröhnte wie üblich sein Schädel. Rotwein, besonders wenn er eine gewisse Süße hatte, war sein Untergang.
Als Gero langsam zu sich kam, erfüllte ihn blankes Entsetzen. Alles war weg! Die Zelte, die Pferde, der Proviant. Lediglich die Ausrüstung, die er am Leibe trug, war noch vorhanden. Rasch schaute er sich um, ob die Kameraden vielleicht ohne ihn abgezogen waren. Doch die meisten hatten sich bereits vor ihm erhoben und machten ein ziemlich dummes Gesicht, während sie sich fluchend umschauten.
„Merde!“, hörte er Arnaud rufen. Und selbst der Schotte, der sonst nie etwas sagte, stieß etwas Unverständliches aus, das aber zweifelsfrei als Schimpfwort einzuordnen war.
Fabius, der nach Gero die Augen aufgeschlagen hatte, rappelte sich panisch hoch. „Wo sind unsere Pferde?“, fragte er Gero, als ob dieser Schuld daran hätte, dass er den Überfall nicht bemerkt hatte.
In einiger Entfernung stand Odo de Saint-Jacques, wieder mit gekreuzten Armen und seltsam undurchsichtiger Miene. Wobei auch ihm das Pferd fehlte, aber im Gegensatz zu allen anderen hatte er seine Wasserreserven behalten.
Gero fiel auf, dass, wer auch immer sich in der Nacht ihrer Sachen bemächtigt hatte, offenbar nicht an Waffen, Kettenhemden und Schilden interessiert gewesen war.
Lediglich die Pferde fehlten und mit ihnen Zelte und Decken. Bei dem Gedanken, den schönen David nie wiederzusehen, überkam ihn eine plötzliche Traurigkeit. Nicht weil der Hengst so wertvoll war, obwohl das durchaus zutraf, sondern weil das Pferd das einzige Lebewesen in seiner Nähe war, das Lissy gekannt hatte. So verrückt es auch klang, manchmal hatte er des Abends, wenn er das Tier mit Heu und Hafer versorgt hatte, mit ihm, wenn auch leise, über Lissy gesprochen. Rasch verdrängte er diesen Gedanken, weil er ihn noch mehr in den Abgrund zog.
„Wer kann das gewesen sein?“, fragte Fabius voller Unverständnis den Kommandeur.
„Das tut nichts zur Sache“, erwiderte Odo de Saint-Jacques streng. „Stellt euch vor, wir wurden von Gesindel überfallen und müssen nun zu Fuß zum Hauptquartier zurücklaufen. Auf dem Weg dorthin lauern hinter jedem Felsen die Heiden. Das bedeutet, es ist nicht erlaubt, Waffen und Kettenpanzer zurückzulassen. Wer das nicht schafft, hat nicht nur seine Ehre als Templer verloren, sondern sein Leben verwirkt.“
Spätestens jetzt wussten alle, dass sie in eine Falle getappt waren und nicht irgendwelche Räuber an ihrer Situation schuld waren, sondern Saint-Jacques und der Orden
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