Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
höchstselbst. Man wollte wissen, wie sie mit einer solchen Situation zurechtkamen. Wahrscheinlich war der Wein sogar mit einem Schlafmittel versetzt gewesen, damit sie von dem Überfall nichts mitbekommen konnten.
Die erste Meile zu Fuß, was ungefähr eine Stunde Ritt zu Pferd bedeutete, war noch erträglich. Danach wurde es zunehmend unangenehm, zumal die Sonne immer heißer vom Himmel brannte und der Durst auch wegen des zuvor getrunkenen Weines stärker wurde. Gero klebte schon bald die Zunge am Gaumen, während Odo sich genüsslich aus seinem Ziegenbalg mit Wasser bediente. Den anderen erging es kaum anders, wobei einige offensichtliche Probleme hatten, Rüstung und Waffen zu schleppen, und immer träger in ihren Bewegungen wurden.
Schon bald erntete Saint-Jacques mörderische Blicke, zumal er mit einem raschen Schritt den Takt vorgab, doch niemand getraute sich, ihn zu fragen, ob er von dem Wasser etwas abgeben würde, geschweige denn, es ihm zu entreißen.
Gero schien es, als ob der Kommandeur-Leutnant regelrecht darauf lauerte, dass der Erste von ihnen die Fassung verlor oder zu Boden ging. Was er als gefährlich ansah, weil niemand von ihnen in der Lage gewesen wäre, den zusammengebrochenen Kameraden ohne einen Schluck Wasser zu retten.
Nach vier Stunden Marsch ohne nennenswerte Pause und etwas zu trinken war es Nicolas, den es als Erster erwischte. Ohne Vorwarnung fiel er auf den steinigen Pfad und rührte sich nicht mehr.
Gero eilte sofort zu ihm hin und sah, wie die Lider des jungen Mannes flatterten. Sein Mund war völlig ausgedörrt.
Gero litt selbst immer noch unter rasenden Kopfschmerzen, doch er hatte sich geschworen, durchzuhalten, schon allein, um sich vor Saint-Jacques keine Blöße zu geben.
„Wir brauchen Wasser“, rief er in dessen Richtung, „sonst kommt er nicht hoch.“
„Wir haben kein Wasser“, entgegnete der Kommandeur ungerührt. „Entweder er kommt von allein wieder zu sich, oder wir müssen ihn zurücklassen. Stellt euch vor, die Heiden sind uns dicht auf den Fersen und ihr steht vor der Wahl: einer oder alle.“
„Ich könnte ihn tragen“, erklärte Gero tapfer, auch wenn er sich nicht sicher war, ob er es bis zur Ordensburg schaffen würde. Auch nach Stunden des Umherwanderns befanden sie sich immer noch in einer unübersichtlichen Bergregion, und niemand konnte sagen, welchen Weg Saint-Jacques als Nächstes vorgeben würde. Der Sonne nach zu urteilen drehten sie sich im Kreis. Vielleicht war das eine mörderische Spielart des Kommandeurs, der schließlich immer vorausging und dem sie folgten wie Lämmer, die zur Schlachtbank geführt wurden.
„Es gibt noch eine andere Möglichkeit“, forderte Saint-Jacques ihn heraus. „Du kannst ihn deine Pisse trinken lassen. Ein großzügiges Opfer, denn sie wird dir selbst fehlen, wenn du schlappmachst.“
„Hab ich es nicht gesagt?“, raunte Arnaud beinahe schadenfroh.
Saint-Jacques war die Bemerkung des Poulains, wie manche Arnaud aufgrund seiner arabischen Großmutter bezeichneten, nicht entgangen.
„Hey du, komm her!“, rief er ihm zu. „Stell dich hierhin“, fuhr er fort, als Arnaud sich in böser Ahnung näherte, „und hol deinen Schwanz aus der Hose. Dann kniest du dich vor ihn und öffnest ihm den Mund. Gut zielen, kann ich nur sagen, sonst hat er nichts davon.“
Alle starrten wie gebannt zu Arnaud. Niemand glaubte, dass er tun würde, was der Kommandeur ihm soeben befohlen hatte. Doch Arnaud wäre nicht Arnaud, dachte sich Gero, wenn er nicht mit der gleichen Kaltblütigkeit, mit der er seine Geschichten erzählte, diese auch in die Tat umsetzte.
Als ob es die selbstverständlichste Sache der Welt wäre, löste er seinen Hosengürtel und brachte sein bestes Stück zum Vorschein, dann spreizte er Nicolas die Lippen und zielte ihm direkt in den Schlund.
Hustend und prustend kam Nicolas zu sich, verschluckte sich fast, während einige der Umherstehenden würgende Geräusche von sich gaben.
Arnaud beeilte sich, entgegen seiner üblichen Gehässigkeit, seinen Schwanz wieder dorthin zu verstauen, wo er hingehörte.
Als Nicolas verstört fragte, was mit ihm geschehen sei, gab niemand eine Antwort, bis auf Saint-Jacques, der ihn gnadenlos darüber in Kenntnis setzte, dass der Urin seines Kameraden ihm vermutlich das Leben gerettet hatte. Woraufhin Nicolas sich in einem Schwall übergab und nun noch weniger Flüssigkeit in sich trug als zuvor.
Nach dieser Geschichte war er endgültig zu erschöpft, um
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