Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
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S iehst du den Kerl da am Tisch?“, fragte Mafalda und gab Warda einen Wink. Warda wandte sich um und betrachtete den blonden Hünen, der auf einer Bank unter dem Fenster saß, mit unverhohlener Neugier.
„Sieht er nicht umwerfend gut aus?“, fügte Mafalda zu allem Überfluss hinzu. Warda nickte versonnen, wobei ihr im Kerzenschein besonders die unglaublich blauen Augen auffielen. Sein sandfarbenes Haar war kurzgeschoren wie das eines Templers oder eines jungen Mannes, der erst noch ein Templer werden wollte. Es stand in einem hübschen Kontrast zu seinem hellblonden, kürzeren Bart. Hugo hatte ihr im Vorbeigehen erzählt, dass der Kerl und sein Freund Novizen des Ordens seien, die nach einer anstrengenden Ausbildung sicher etwas Spaß vertragen konnten.
Interessiert musterte sie seine Kleidung. Er trug eine dunkle, weiche Hirschlederhose und kurze braune Stiefel, ebenfalls aus teurem Leder.
Ein Hinweis darauf, dass er ursprünglich aus einem wohlhabenden Hause stammte wie die meisten jungen Kerle, die bei den Templern Aufnahme als Ordensritter fanden. Sein breites Kreuz und die beeindruckenden Armmuskeln sprengten beinahe das schwarze Leinenhemd, dessen loser Saum ihm fast bis zu den Knien reichte. Am Hals war es mit Schnüren gebunden, die offen standen und einen Ausblick auf seine breite, leicht behaarte Brust erlaubten.
Er war um einiges jünger als sie, doch das hielt Warda nicht davon ab, beim Anblick dieses Mannes ein gewisses Interesse zu entwickeln – was in ihrem Gewerbe eine Grundvoraussetzung war, um Spaß an der Arbeit zu finden. Im Gegenteil, sie liebte es, einen jungen, ungestümen Mann zwischen den Schenkeln zu haben, dessen impulsive Kraft es zu bezähmen galt.
„Ein Kerl ganz nach meinem Geschmack“, flüsterte sie Mafalda zu und ordnete ihre Kleider, auf dass der Ausblick auf ihre vollen Brüste noch besser zur Geltung kam. „Ich liebe fränkische Ritter, besonders wenn sie blond und blauäugig sind.“
Doch zu ihrem Verdruss schenkte ihr der blonde Recke keinerlei Aufmerksamkeit. Er blickte fortwährend in seinen Weinbecher, als ob er daraus die Zukunft lesen wollte.
Nachdem er sich einen Wein eingeschenkt hatte und trank, spürte Gero plötzlich eine Bewegung neben sich. Als er aufschaute, blickte er in die zweitschönsten Augen, die er je gesehen hatte. Sie waren bernsteinfarben wie die von Elisabeth, nur ein wenig heller.
„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte die Frau mit sanfter Stimme. Er hatte sie bereits aus der Ferne betrachtet, aber aus der Nähe sah sie noch atemberaubender aus. Ihre leicht gebräunte Haut besaß wie das Haar einen seidigen Schimmer, und ihr ovales Gesicht mit der langen, geraden Nase, den schräg stehenden Augen und dem üppigen Mund erinnerte ihn an byzantinische Madonnen. Gero hatte Mühe, sie nicht von Kopf bis Fuß anzustarren, denn so, wie sie nun vor ihm stand, benötigte er nicht viel Fantasie, um unter dem türkisfarbenen Gewand ihre wohlgerundeten, nackten Brüste zu erkennen. Und auch sonst hütete dieses Kleid kaum Geheimnisse, was die Figur seiner Trägerin betraf.
„Ja … w… warum nicht“, stotterte er und ärgerte sich sogleich, dass ihn diese Frau so aus der Fassung brachte. Mit einer fließenden Bewegung setzte sie sich ihm gegenüber und nahm das übrig gebliebene Glas, um sich auch etwas von dem schweren Rotwein einzugießen.
Sie war mindestens zehn Jahre älter als er, besaß aber immer noch die unnachahmliche Schönheit der arabischen Blumen, welche ihm in den letzten Wochen und Monaten schon bei einigen Sklavinnen in der Ordensburg aufgefallen war. Die Templer hatten sie auf ihren Raubzügen an der syrischen Küste den Mameluken gestohlen, und nun mussten sie für die christlichen Feinde nähen, Wäsche waschen und die Stuben der Offiziere putzen.
Während sie an ihrem Wein nippte, fragte er sich, ob sie auch irgendwann einmal aus ihrem Heimatland entführt worden war. Und ob sie womöglich als Sklavin gezwungen wurde, Männern gegen Geld oder wie im Fall von Hugo und seinen Kumpanen umsonst ihre Liebesdienste anzubieten.
„Mein Name ist Warda“, stellte sie sich in fließendem Franzisch vor, „er ist typisch für die Levante und bedeutet Rose.“ Als ihr schöner Mund lächelte, sah er, dass sie ähnlich makellos weiße Zähne besaß, wie Lissy sie gehabt hatte.
„Das klingt schön“, erwiderte er, um überhaupt irgendetwas zu sagen.
„Und wie heißt du?“, fragte Warda. Es gefiel ihr, dass er so
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