Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
zwei martialisch gerüstete Wachen, die den vieren und ihren jungen Begleitern freundlich zunickten und gleichzeitig die spärlich beleuchtete Umgebung im Auge behielten.
Als sie das Innere des Hauses betraten, gelangten sie in eine geräumige Schankstube, deren schlichter Mosaikboden mit persischen Teppichen ausgelegt war. An den Wänden aufgehängte, rot leuchtende Glasampeln verbreiteten ein schummriges Licht. Der mit Fackeln beleuchtete Flur führte zu einem ebenfalls beleuchteten Innenhof, in dem ein orientalischer Brunnen plätscherte.
Auf den glattpolierten Holztischen im Schankraum hatte man rote Batistdeckchen ausgelegt und weitere, flackernde Ampeln in verschiedenen Farben aufgestellt. Auf einer goldbemalten Kommode thronte eine beeindruckend große, syrische Glaskaraffe voll Wein, mit den passenden Gläsern dazu, die man rundherum wie zur Selbstbedienung arrangiert hatte. Hinter dem Ausschank stand eine dralle Wirtin, die Robert mit einem großen Hallo begrüßte und die sich als Mafalda vorstellte. Sie trug eine kostbare Seidenrobe, türkis mit Gold durchwirkt, die ihre üppigen Rundungen schamlos zur Geltung brachten. In ihrem hochgesteckten schwarzen Haar schimmerten geschliffene Edelsteine, die das Licht der Ampeln einfingen und verführerisch glitzerten. In ihrer Begleitung befanden sich mehrere wunderhübsche junge, aber auch ältere Frauen mit offenen, langen Haaren und sündhaft durchscheinenden Gewändern, die absolut nichts von ihren Vorzügen verborgen hielten. Hugo und seine drei Kameraden wurden von den Frauen mit einem erfreuten Lächeln und unmissverständlichen Umarmungen begrüßt. Gero fühlte sich plötzlich unbehaglich, als Hugo zu ihm kam und meinte, er und Fabius sollten sich getrost eins von den Mädchen aussuchen und sich mit ihm amüsieren. Auch hier würde alles auf Kosten des Hauses gehen.
Die vier Ritter hielten sich nicht lange im Schankraum auf, sondern gingen mit ein paar jungen Frauen die Treppen hinauf ins nächste Stockwerk, wo sie fürs Erste verschwunden blieben.
Fabius bedachte Gero mit einem fragenden Blick. „Denkst du, was ich denke?“, fragte er unsicher.
„Ja“, murmelte Gero gereizt. „Anscheinend hatte Kommandant Le Puy recht, als er sagte, die Huren machen es den Ordensrittern auf der Insel umsonst. Mit dem Unterschied, dass das hier keine Hafenspelunke ist, sondern ein Freudenhaus, in dem nur Leute verkehren, die es sich leisten können. Ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache. Wenn du mich fragst, sollten wir gehen, bevor uns jemand sieht und wir Ärger bekommen.“
Im nächsten Moment tauchte hinter Fabius eine rothaarige Schönheit auf und umgarnte ihn mit Komplimenten, die alles andere als der Wahrheit entsprachen. Doch Fabius schienen die haltlosen Schmeicheleien der Dirne zu gefallen. Gero war seine abweisende Haltung wahrscheinlich anzusehen. Und dies war sicher einer der Gründe, warum es keine der übrig gebliebenen Frauen bei ihm versuchte.
Fabius hingegen war sofort Feuer und Flamme und bereit, die junge Frau zu ihrer Kammer zu begleiten. „Soll ich?“, fragte er Gero mit einem Blick, als hätte ihn jemand verhext.
„Du musst selbst wissen, was du tust“, brummte Gero und ließ ihn ziehen.
Als er sich umschaute, stand er beinahe ganz allein da, nur die schon ältere Wirtin und eine jüngere Frau, die von ihm abgewandt am Ausschank stand, waren zurückgeblieben. Die beiden unterhielten sich leise. Gero fiel das unglaublich lange, schwarz glänzende Haar der jüngeren Frau auf, das ihr bis in die Kniekehlen reichte. Auch sie trug ein dünnes Seidengewand, das aus einem durchscheinenden Überwurf und einer weiten Hose bestand. Darunter war sie nackt, was er aufgrund des durchscheinenden Stoffes leicht erahnen konnte.
Was soll’s, dachte er resigniert und setzte sich an einen der Tische, wo eine volle Karaffe Wein und zwei kostbare Gläser auf ihn warteten. Sämtliche männlichen Gäste waren irgendwohin verschwunden. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte sein Unbehagen noch weiter zugenommen. Den beiden Frauen, die ihn nun zu beobachten schienen, kam er sich regelrecht ausgeliefert vor. Am liebsten wäre er einfach gegangen, aber er wollte Fabius nicht im Stich lassen und warten, bis der Luxemburger sein zweifelhaftes Liebesspiel beendet hatte, damit sie gemeinsam zum Hauptquartier zurückkehren konnten. Die beiden Huren würden ihm derweil schon nichts tun, und er wusste schließlich gut genug, was er nicht wollte.
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