Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
Ordenskleid anvertrauen, die noch nicht einmal in der Lage waren, sich in einer Stadt zu orientieren, geschweige denn die Sterne gut genug kannten, um sich mitten in einer Wüste zurechtzufinden?
Aber etwas Besseres wäre ihm wohl auch nicht eingefallen.
Dass der Teufel tatsächlich seine Hand im Spiel haben musste, erkannte Gero daran, dass im gleichen Moment Bruder Hugo über den Hof eilte und ein Grinsen über sein Gesicht huschte, als er gewahrte, dass sich seine Mitstreiter offenbar in Schwierigkeiten befanden. Im Gegensatz zu Gero und Fabius trug er bereits seinen weißen Mantel und seinen Schwertgurt, war also anscheinend rechtzeitig von diesem denkwürdigen Ausflug zurückgekehrt.
Wenigstens blieb er nicht stehen und verriet Odo die Hintergründe ihrer Verfehlung. Stattdessen legte er, von Odo unbemerkt, einen Zeigefinger auf seine Lippen als Zeichen strikter Verschwiegenheit und lief weiter, als ginge ihn die Standpauke Saint-Jacques’ nicht das Geringste an.
Saint-Jacques zog die Brauen hoch und betrachtete Fabius wie ein seltenes Tier. Ihm war anzusehen, dass er ihnen nicht glaubte. „Du hast da ein merkwürdiges Mal“, raunte er und deutete auf die linke Halsbeuge von Fabius, wo sich eine unregelmäßige dunkelrote Stelle befand.
Mit einem Seitenblick erkannte Gero, dass es sich eindeutig um einen Kussfleck handelte.
„Vielleicht solltest du zu unserem Medikus gehen und dich von ihm untersuchen lassen. Nicht, dass dich eine Schlange gebissen hat oder es der Beginn eines unheilbaren Aussatzes ist.“
„K… Keine Ahnung“, stotterte Fabius und fasste sich erschrocken an die entsprechende Stelle.
„Seid gewiss, ihr beiden, dass ich euch in nächster Zeit genauer beobachten werde“, versprach Saint-Jacques mit düsterer Stimme.
„Jawohl, Seigneur“, erwiderten beide.
„Abtreten“, befahl Saint-Jacques und drehte sich um. Dann schritt er davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Während sie die ganze Woche über unter den spöttischen Kommentaren anderer Mitbrüder in der Scheiße wühlten, musste Gero andauernd an Warda denken. Fabius schien zu erraten, was in ihm vorging.
„Was meinte sie eigentlich mit ‚Ich muss dir noch etwas sagen, was du unbedingt wissen solltest. Über den Orden. Aber nicht jetzt und nicht hier‘?“, fragte er unvermittelt, während er den Reisigbesen neben Gero schwang.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Gero beherrscht. „Und ich denke, wir sollten alles, was mit unserem unerlaubten Ausflug zusammenhängt, möglichst rasch vergessen, bevor Saint-Jacques der ganzen Sache noch auf die Schliche kommt.“
In Wahrheit war es genau dieser Satz zum Abschied gewesen, der ihn seit Tagen beschäftigte. Wobei es nicht nur um ein Geheimnis ging, das Warda allem Anschein nach hütete und dessen Enthüllung ihn neugierig machte. Sie hatte in ihm eine bis dahin verdrängte Sehnsucht nach Aufmerksamkeit entfacht, die ihm ein wenig von der Trauer nahm und ohne Rücksicht auf sein Schicksal und seine augenblickliche Situation nach Befriedigung verlangte. Er wollte diese Frau unbedingt wiedersehen. Auch wenn er sich vor Saint-Jacques’ Schnüffeleien und der Begegnung mit anderen Angehörigen des Ordens höllisch in Acht nehmen musste.
»Das Geheimnis des Templers« wird fortgesetzt mit Episode IV - »Gefährliche Versuchung«
Personenregister
Gero (Gerard) von Breydenbach – (geb. 25. März 1280 im Hessischen) zweitgeborener Sohn des Richard von Breydenbach
Elisabeth/Lissy von Breydenbach (Hannah) – (*um 1284 in Akko/Heiliges Land) Geros nichtleibliche Schwester, von den Eltern an Kindesstatt angenommen
Jutta von Breydenbach – Edelfreie und Geros Mutter
Richard von Breydenbach , Edelfreier und Herr von der Breidenburg – Geros Vater
Eberhard von Breydenbach – Geros vier Jahre älterer Bruder
Graf Gerhard von Lichtenberg zu Waldenstein – Geros Onkel, Schwager der Mutter, Kampfgefährte seines Vaters, im Jahr 1291 in Akko gefallen
Gräfin Margaretha von Lichtenberg zu Waldenstein – Schwester von Jutta von Breydenbach, Geros Tante.
Roland von Briey – Geros Ausbilder, Burgvogt auf Waldenstein und Liebhaber von Geros Tante
Warda – zypriotische Hure in der „Taverne der Engel“ und ehemalige Geliebte eines Templers
Fabius von Schorenfels – Geros Templerkamerad aus Vianden/Luxemburg
Struan MacDhoughail nan t-eilan Ileach – schottischer Templer, Geros enger Freund und Kamerad
Arnaud de Mirepaux – Templernovize und Kamerad aus dem Langue
Weitere Kostenlose Bücher