Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
sie. „Ich kann das noch alles gar nicht begreifen.“
Gero blieb stehen und nahm sie sanft in seine Arme. Warda schmiegte sich bereitwillig an seine Brust.
„Wir können nichts mehr daran ändern. Es bleibt uns nichts weiter übrig, als unser Leben nun in Gottes Hand zu legen. Das heißt, wir müssen dich schnellstens irgendwo in Sicherheit bringen. Kennst du jemanden, wo du vielleicht eine Weile unterkommen könntest? Wenigstens bis sich der größte Sturm gelegt hat?“
„Ich habe eine alte Tante, sie wohnt in der Stadt. Aber ich weiß nicht, ob ich ihr willkommen bin. Wir haben uns ewig nicht gesehen. Sie ist die Schwester meiner Mutter und war dagegen, dass ich in der Taverne arbeite.“
„Womit sie nicht unrecht hatte, wie du nun siehst“, entfuhr es Gero. Warda schluchzte erneut auf.
„Verzeih“, bekannte er. „Ich benehme mich wie ein Lehrmeister.“ Er küsste sie auf den Scheitel. Sie war so zart und zerbrechlich in seinen Armen wie ein schutzbedürftiges Vögelchen. Und obwohl sie um einiges älter war, fühlte er sich an Lissy erinnert, wie sie bei ihm Schutz gesucht hatte und trotz all seines guten Willens schließlich in seinen Armen gestorben war. Er hatte sie nicht retten können, und auch bei Warda sah es nicht so aus, als ob er etwas für sie tun könnte, das ihr entschieden weiterhalf.
„Ich habe Angst um dich“, gestand er ihr, und es war das erste Mal, dass er so etwas vor einer Frau zugab. „Diejenigen, die das veranlasst haben, dürfen dich keinesfalls finden.“
„Mach dir keine unnötigen Sorgen um mich“, wisperte sie. „Aber du hast recht mit dem, was du sagst. Wir waren alle zu naiv, um zu erkennen, auf welch dünnem Seil wir balancierten. Allen voran Mafalda, die mit ihren Informationen schon immer einen schwunghaften Handel betrieben hat und dabei dem Schutz des Ordens vertraute.“
„Du denkst, unser Großmeister hat gewusst, was bei euch los ist?“, fragte Gero entgeistert.
„Nein, das glaube ich nun nicht. Aber sie hat gedacht, weil ihre Taverne auf Templerland steht, sei sie unangreifbar. Gerade sie hätte es doch besser wissen müssen.“ Warda schnaubte verdrossen.
„Auf mich kannst du dich jedenfalls verlassen“, versprach Gero feierlich. „Auch wenn ich ein angehender Templer und damit zwangsweise ein Verbündeter des Königs bin. Ich würde dich niemals verraten, selbst unter der Folter nicht.“
„Ach Gero …“, entfuhr es ihr voller Rührung, dann streckte sie sich und gab ihm einen unschuldigen Kuss auf den Mund.
Mit einem gewissen Bedauern entzog er sich ihrer Anmut und trug sie erneut über einen Schleichweg durch die Weinberge in Richtung Stadt. Als die ersten, weiß getünchten Häuser auftauchten, setzte er sie ab.
„Wo wohnt deine Tante?“, fragte er ins Halbdunkel hinein. Es hatte noch nicht zur Nacht geläutet. Im Schein der fast herabgebrannten Feuerkörbe orientierte er sich kurz. Die Taverne hatte im Norden der Stadt gelegen. Nun waren sie im Westen gelandet. Warda blieb auf einem Bein stehen und suchte erneut Schutz bei ihm, als ein paar betrunkene Passanten die Straße entlangtorkelten und Beleidigungen lallten, auf die Gero erst gar nicht einging. Er hielt Warda abermals fest, nicht nur, um ihr Halt zu geben, sondern auch, um ihr aufreizendes Äußeres vor den Blicken der Männer zu verbergen. So, wie sie gewandet war, konnte jeder sofort erkennen, dass sie eine Hure sein musste. Eine Edelhure genau genommen. Kein billiges Flittchen. Jedoch beides erschien Gero in Anbetracht der Lage nicht von Vorteil. Er entledigte sich kurzerhand seines knielangen Leinenhemdes und bot ihr an, es über den Kopf zu ziehen.
„Das musst du nicht tun“, erwiderte sie und berührte beinahe schüchtern seine nackte Brust.
„Zieh es an“, forderte er. „Sonst sieht jeder sofort, dass du in diesem Aufzug nicht auf die Straße gehörst. Ein Mann mit freiem Oberkörper hingegen ist zu dieser Jahreszeit nichts Ungewöhnliches.“
„Danke!“, hauchte sie und warf sich ihm erneut an den Hals.“ Wieder dachte er an Lissy, und einen Moment lang genoss er das Trugbild und das Gefühl, sie wieder in seinen Armen zu halten.
„Was wird aus uns werden?“ Wardas dunkle Stimme riss ihn aus seinen Träumen. Nichts , hätte er am liebsten gesagt, doch das erschien ihm zu hart.
„Darüber kannst du in Ruhe nachdenken, wenn du in Sicherheit bist“, erwiderte er stattdessen, und genau genommen entsprach es dem, was er dachte. „Ich werde dich jetzt
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