Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
war.“
„Schau ihn dir an“, krakeelte die Alte unfreundlich. „Er mag ja ein stattlicher Hengst sein, aber er ist viel zu jung für dich, und du begehst eine Sünde, wenn du ihn in dein Bett lockst. Wann suchst du dir endlich einen anständigen Kerl? Einen, der dir die Ehe anträgt und dein Auskommen sichert. Nicht einen, der nichts besitzen darf und mit Gottes Segen bei nächster Gelegenheit zur Hölle fährt.“
„Was du wieder denkst“, verteidigte Warda sich. „Er ist mir auf dem Weg hierher zufällig begegnet und wollte nicht, dass ich irgendwelchem Gesindel in die Hände falle.“
Das war eine Lüge, und die Alte war offenbar nicht so dumm, sie zu glauben. Sie lachte ein zahnloses Lachen. „Und aus lauter Ehrenhaftigkeit hat er dir sein Hemd überlassen.“
Warda zögerte nicht lange, zog sich das Hemd über den Kopf und gab es Gero zurück. Als ihre Tante gewahrte, was sie darunter trug, machte sie große Augen und schlug die Hand vor den Mund.
„Bei allen Heiligen“, stieß sie nuschelnd hervor. „Was ist das denn für ein Gewand? Das ist ja schlimmer, als wenn du gar nichts anhättest!“ Verständnislos schüttelte sie den Kopf und sah Gero mitleidig an. „Sie ist eine Schlampe wie ihre Mutter. Ich sag dir, Junge: Lass die Finger von ihr, sie wird dir nur Unglück bringen.“
Gero wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Wenn dies die einzige Person war, der Warda sich anvertrauen konnte, wollte er nicht mit ihr tauschen.
„Sehen wir uns wieder?“, flüsterte sie, als sie ihn zurück zur Tür geleitete.
„Ich kann nichts versprechen.“ Zweifelnd schaute er auf sie herab. „Ich weiß nur, dass ich mich langsam davonmachen sollte. Ich werde das ungute Gefühl nicht los, dass die Ereignisse in der Taverne bereits bis zur Ordensburg gedrungen sind. Kann mir gut vorstellen, dass die ganze Geschichte noch ein übles Nachspiel haben wird.“ Besorgt kräuselte er die Stirn. „Auch wenn mir deine Tante nicht gerade als Quell inniger Zuneigung erscheint, kann sie dir doch einen gewissen Schutz bieten.“
„Glaubst du, der Orden wird euch noch mal den Ausgang streichen?“ Furchtsam schaute Warda zu ihm auf.
„Wenn das reicht “, sinnierte er spöttisch. „Wenn es Hugo nicht gelungen sein sollte, den Söldnern zu entkommen, und er nach den Statuten des Ordens an die uns eigene Gerichtsbarkeit ausgeliefert wird, ist ein gestrichener Ausgang das Wenigste, was ich zu befürchten habe. Abgesehen davon, dass wir abwarten müssen, was nach diesem Vorfall geschieht, solltest du vorerst nicht allein auf die Straße gehen“, riet er ihr. „Schon gar nicht unverschleiert. Wenigstens so lange nicht, bis wir wissen, wer hinter diesem Überfall steckte und was mit Mafalda und den anderen Frauen geschehen ist.“
„Du hast ‚wir‘ gesagt. Heißt das, ich bin dir nicht gleichgültig?“
„Natürlich bist du mir nicht gleichgültig, Warda.“ Er zwang sich, ihr in die Augen zu sehen. „Aber für die große Liebe reicht es nicht. Und das weißt du. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.“
„Ja“, presste sie hervor. „Ich hab’s verstanden.“ Mit gesenktem Blick stand sie da und erinnerte ihn mit ihrem Schmollmund schon wieder an Lissy.
„Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder“, sagte er und strich ihr zum Abschied über die Wange. „Falls du in größere Schwierigkeiten geraten solltest, lass es mich unbedingt wissen. Es reicht vollkommen, wenn du mir über eine Waschmagd oder einen Stallburschen eine kurze Nachricht zukommen lässt. Wir finden schon einen Weg. Bevor du noch im Kerker des Königs landest, bringe ich dich höchstpersönlich von hier fort.“
„Ist schon in Ordnung“, hauchte sie und senkte den Blick. „Und nun geh, sonst kriegst du erst recht Ärger, und das möchte ich nicht.“
„Leb wohl.“ Er drehte sich um, ohne sie noch einmal zu küssen. Es wäre einfach zu gefährlich gewesen, so, wie sie dastand, spärlich bekleidet und so schön, dass ein Mann glatt den Verstand verlieren konnte, wenn er sie nur anschaute. Trotzdem quälte ihn das schlechte Gewissen, sie enttäuscht zu haben, als er nicht zurückschaute und einfach davonging. Hinzu kam, dass er einsehen musste, sie nicht angemessen beschützen zu können. Und abgesehen davon hatte er weder einen Platz in seinem Herzen noch in seiner Zukunftsplanung, um sich mit einer solchen Frau abzugeben.
Beunruhigt darüber, was Bruder Hugo wiederfahren sein konnte, marschierte Gero so schnell wie
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