Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
zu deiner Tante bringen, die dich hoffentlich aufnimmt. Ich würde dir selbst gerne helfen. Leider kann ich dir weder eine Unterkunft bieten, noch kann ich dir Geld geben. Ich habe selbst nichts. Aber vielleicht kann deine Tante dich unterstützen?“
„Du hast schon genug für mich riskiert“, erwiderte sie mit verschnupfter Stimme und schlüpfte rasch in sein Hemd, das ihr bis fast zu den Waden reichte. Flüchtig deutete sie auf ihre schmale Taille. „Ich habe in der Eile meinen Geldgürtel erwischen können. Mit dem Inhalt komme ich eine Weile aus. Aber was ist mit dir?“
„Was soll mit mir sein? Ich gehe zur Ordensburg zurück, sobald ich dich in Sicherheit weiß. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Razzia in der Taverne den Orden unberührt lässt. Außerdem muss ich herausfinden, was mit Hugo geschehen ist.“
„Was hab ich nur getan?“, wisperte Warda. „Es ist meine Schuld, dass du schon wieder in einen solchen Schlamassel hineingeraten bist.“
„Red keinen Unsinn“, brummte er. „Zeig mir lieber, wo deine Tante wohnt.“
„Ich finde allein hin“, wehrte sie ab.
„Kommt gar nicht in Frage. Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dich nach allem, was geschehen ist, allein durch die Nacht laufen lasse?“
Sie lächelte schwach. „Es ist beinah schade, wie exakt du meinen Vorstellungen von einem idealen Ehemann entsprichst. Es wäre besser, wenn du nicht so verdammt ehrenvoll wärst und auf deine Berufung zum Mönchskrieger verzichten würdest. Aber so, wie es aussieht, ist dir diese Rolle geradezu auf den Leib geschneidert.“
Gero ersparte sich einen Kommentar und versuchte zu ignorieren, dass sie die Gelegenheit nutzte, um mit sanfter Hand über seine Brust zu streicheln, was ihm trotz seiner inneren Abwehr eine Gänsehaut bescherte.
Irgendwie war er froh, als sie über Seitengassen, in denen ihnen lediglich ein paar weitere Betrunkene begegneten, endlich das besagte Haus der Tante erreichten. „Hier ist es“, sagte sie leise und deutete auf einen orientalisch anmutenden, dreistöckigen Bau.
Gero fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, Warda vor der Tür abzuliefern und dann einfach davonzugehen. Außerdem traute er ihr nicht. Hatte sie ihm bei ihrer ersten Begegnung nicht erzählt, sie habe gar keine Verwandten mehr? Also übernahm er die Führung, zumal sie noch zögerte, und klopfte in gemäßigter Lautstärke auf das Holz.
Es dauerte eine Weile, bis jemand reagierte. „Wer da?“, fragte eine krächzende Stimme von drinnen. Gero schaute Warda fragend an. Die Frau würde wohl kaum öffnen, wenn er eine Antwort gab.
„Ich bin’s, Warda.“ Sie klang nervös.
Die Tür öffnete sich knarrend und nur so weit, bis ein runzliges Gesicht, beleuchtet von einer Öllampe, einigermaßen missmutig hervorschaute. Als der Blick der alten Frau zunächst auf Geros nackten Oberkörper und die drei Messer am Gürtel fiel, zuckte sie zurück, als ob sie sich verbrannt hätte.
„Heilige Mutter, hilf! Was wollt Ihr von einer alten Frau. Ich habe nichts, das ich Euch geben könnte.“
„Er tut dir nichts, Tante Afra.“ Warda trat hinter Gero hervor und drückte der viel kleineren Alten einen Kuss auf die Stirn. „Du musst mir helfen, ich bin in Not.“
„Warum wundert mich das nicht?“, knurrte die Frau und zögerte noch, sie hereinzulassen.
„Wo kommst du her, und wer ist der Kerl?“
„Das ist eine längere Geschichte. Von meinem Begleiter geht keinerlei Gefahr aus, das verspreche ich dir.“
„Das sehe ich“, erwiderte die Tante ironisch.
Widerwillig gewährte die Alte ihnen Einlass und geleitete Gero und Warda in den geschlossenen Innenhof, wo sie eine Fackel entzündete.
Im Schein des Feuers begaffte sie Gero auffällig von oben bis unten. „Warum sonst solltest du mit einem halbnackten Ordensritter kurz vor dem Nachtläuten an meiner Tür kratzen? Zumal du dich seit der Beerdigung deiner Mutter nicht mehr bei mir hast blicken lassen. Hat ihr Schicksal dich nicht eines Besseren belehrt?“
Gero wunderte sich, wie die Frau so schnell seine Herkunft erraten hatte. Wahrscheinlich lag es am Bart und an den geschorenen Haaren. Beides zeichnete den typischen Templer aus. Hinzu kam, dass er immer noch seinen Messergürtel trug, dessen Leder das Zeichen des Ordens trug, wenn auch versteckt. Und da war noch seine furchteinflößende Narbe am rechten Rippenbogen, von der auch jeder Uneingeweihte annehmen durfte, dass sie durch einen Schwertstreich zustande gekommen
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