Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
wenn er nicht quatscht und uns beide aus dem Spiel lässt, sobald man ihn bei der nächsten Kapitelversammlung zu dem Vorfall verhört. Nur Gottes Hilfe habe ich es zu verdanken, dass ich den Schergen des Königs entkommen konnte. In meiner Geistesgegenwart ist es mir gelungen, mit Warda die Flucht durchs Fenster und anschließend über die Olivenhaine anzutreten. Hugo hatte offenbar nicht so viel Glück.“
Fabius starrte ihn immer noch mit offenem Mund an, was ihn zusammen mit seinem pausbäckigen Gesicht ziemlich blöd aussehen ließ.
„Und wenn du es genau wissen willst“, stieß Gero verärgert hervor. „Ich habe sie nicht noch einmal bestiegen. In Wahrheit haben wir ein ernsthaftes Gespräch über unsere Zukunft geführt. Dabei hat sie mir ein paar interessante Informationen über den Orden und seine politischen Allianzen verraten, die für sich allein genommen genug Brisanz in sich tragen, um den Überfall der Soldaten zu begründen.“
„Was weiß denn eine Hure über politische Allianzen?“, fragte Fabius sichtlich verblüfft.
„Mehr, als du denkst“, gab Gero mit einem Augenzwinkern zurück. „Und ich scheine nicht der Einzige zu sein, der davon überrascht wurde. Wenn du mich fragst, war dieses Haus nicht nur ein Umschlagplatz für unerfüllte Sehnsüchte. Es war auch ein Ort politischer Ränke, und allem Anschein nach ist Mafalda der verrückten Idee erlegen, zufällig gesammelte Geheiminformationen, die sie über die Freier von ihren Mädchen erhalten hat, an die falschen Stellen zu verkaufen. So, wie es sich darstellt, hat sie sich damit mächtige Feinde gemacht.“
„Heilige Scheiße“, murmelte Fabius mit abwesendem Blick. Offenbar überlegte er angestrengt, welche persönlichen Konsequenzen ihm aus dem Besuch dieses verteufelten Hurenhauses erwachsen konnten, falls irgendjemand im Orden davon erfuhr. „Und wo hat man die Huren hingebracht?“
„Warda ist in Sicherheit“, stellte Gero klar und hoffte, dass er damit richtiglag. „Alle anderen hat man in Ketten gelegt.“
„Die kleine Rothaarige auch?“
„Wenn du damit das Mädchen meinst, mit dem du dich damals vergnügt hast, muss ich sagen, ich weiß es nicht.“
„Denkst du, dass sie mich verraten könnte?“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Frauen sich an jeden einzelnen Freier erinnern, falls man sie verhört. Oder wenn überhaupt, dann nur an die bedeutenden. Zu denen Hugo d’Empures sich durchaus zählen darf.“
„Und was machen wir jetzt?“ Fabius schaute alarmiert auf, als die Glocken zur Frühmesse läuteten und die übrigen Brüder zurück ins Dormitorium strömten, um sich vollständig anzuziehen.
„Die Klappe halten und dreizehn Vaterunser zur Buße beten, was sonst?“, empfahl ihm Gero mit verhaltener Stimme. „Und falls dich jemand fragt, wo ich gestern war, sagst du, ich sei mit euch unterwegs gewesen.“
„Aber das stimmt doch nicht“, krächzte Fabius verzweifelt und beugte sich flüsternd zu ihm hin. „Ein Kerl wie Arnaud könnte das mühelos widerlegen.“
„Dann sagst du eben, ich sei erst später dazugestoßen, weil ich mich nicht wohlfühlte, und ich hätte den restlichen Abend auf der Latrine verbracht.“ Gero sah ihn eindringlich an. „Ganz egal, was du sagst. Kein Wort von dieser verdammten Taverne, sonst können wir unsere Aufnahme als Ordensritter vergessen.“
Fabius nickte beklommen. „Du kannst dich auf mich verlassen“, sagte er leise und folgte wenig später Gero und den anderen ohne einen weiteren Kommentar zum Gottesdienst.
Schon auf dem Weg dorthin betete Gero unentwegt ein Vaterunser nach dem anderen. In der Ordenskapelle kamen Gebete zu Ehren der Heiligen Jungfrau hinzu. Bis nach dem Frühessen, das er geistesabwesend in sich hineinschaufelte, war er unaufhörlich mit Beten beschäftigt. Nicht nur für sein eigenes Seelenheil, sondern auch für das von Warda, die er in seine Gebete miteinbezog.
Danach wurden alle Novizen in den einzigen großen Versammlungsraum der Ordensburg neben dem Kapitelsaal befohlen. Dort fanden gewöhnlich die Ankündigungen des Ordens statt, für Novizen und einfache Mitglieder, die sich nicht im Ritterstand befanden.
Odo de Saint-Jacques empfing sie mit sauertöpfischer Miene. Als der Letzte der Novizen die Tür hinter sich geschlossen hatte, standen alle schweigend da, die Blicke voller Anspannung auf ihren Kommandeur-Leutnant gerichtet. Er trug wie üblich nur einen weißen Haushabit, ohne Kettenhemd und Schwertgurt. Ein
Weitere Kostenlose Bücher