Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
Sonnenstrahl fiel just auf das rote Tatzenkreuz auf seiner linken Brust und ließ es aufleuchten, als ob ihm das Herz bluten würde.
„Männer“, begann er ernst. „Gestern Nacht hat sich ein scheußlicher Vorfall ereignet, der den gesamten Orden erschüttert und ganz besonders unseren geliebten Meister, Jacques de Molay, bis ins Mark getroffen hat.
Er sieht sich im Glauben an die Tugenden der Ordensmitglieder schwer getäuscht. Ersten Verhören zufolge ist jedoch – Unserer Lieben Frau sei Dank – nur ein Mitglied unseres Ordens in die Sache verwickelt. Es ist zutiefst bedauerlich, dass es sich dabei ausgerechnet um einen besonders ehrenhaften Bruder handelt, der euch eigentlich zum leuchtenden Vorbild gereichen sollte. Zu allem Übel geschah die Verfehlung auf Templerbesitz, was umso schlimmer ist, als dass uns dieses Land vom Papst höchstpersönlich geschenkt wurde. Auch das Haus, in dem die Verfehlung stattfand, gehörte zum Besitz der Ordensburg. Wie sich erst jetzt herausstellte, war das, was wir für eine harmlose Taverne hielten, ein Hurenhaus, das dem Satan zur Ehre gereichte, um aufrichtige Männer wie unseren Bruder in Versuchung zu führen. Soldaten des Königs von Jerusalem haben die Mauern dieses niederträchtigen Ortes dankenswerterweise niedergebrannt und den dort tätigen Huren sowie ihren Freiern eine Lektion erteilt. Bleibt zu hoffen, dass dieses Geschehnis zum Mahnmal für eure Tugend wird, um auch nach eurer Aufnahme als Ordensritter in ewiger Keuschheit zu verbleiben, damit ihr einst nach eurem Tode ins Paradies eingehen könnt.“
„Amen“, murmelte Fabius, offenbar froh, dass Hugo allem Anschein nach nichts ausgeplaudert hatte, andernfalls würden sie ihm, wenn es nach Odo de Saint-Jacques ging, mit Sicherheit bereits Gesellschaft leisten.
„Abgesehen davon habe ich eine weitere Hiobsbotschaft für euch“, fuhr Saint-Jacques mit der ihm üblichen Gnadenlosigkeit in der Stimme fort. „Bis auf weiteres hat der Großmeister jeglichen privaten Ausgang gestrichen. Unser Oberhaupt ist der Auffassung, dass wir alle für das Vergehen unseres Bruders Buße tun müssen und uns im Gebet auf unsere Aufgaben als Ordensritter besinnen sollten.“
Odo de Saint-Jacques schaute auffordernd in die Runde. Niemand sagte ein Wort. Lediglich die Blicke, die sich die Novizen beim Verlassen des Raumes zuwarfen, waren eindeutig. Inzwischen hatte es sich herumgesprochen, dass es sich bei dem schweren Sünder ausgerechnet um Hugo d’Empures handelte, einen ihrer Lehrmeister und Saint-Jacques’ größten Widersacher.
„Breydenbach!“, rief Saint-Jacques ihnen hinterher, als Gero und Fabius als Letzte nach draußen gingen.
Gero blieb wie angewurzelt stehen und verpasste Fabius, der ebenfalls wie ertappt stehen geblieben war, einen unsanften Stoß, damit er so schnell wie möglich das Weite suchte, bevor Saint-Jacques auf die Idee kam, ihn ebenfalls anzusprechen.
Gero drehte sich langsam um und hielt den blaugrauen Augen seines Kommandeurs stand, so, wie er es gegenüber seinem Vater gewohnt war.
„Seigneur?“
Odo grinste düster und fasste ihn vertraulich am Arm. „Du weißt so gut wie ich, dass es nichts weiter als dein Glück war, dass König Heinrichs Männer dich nicht in Gesellschaft von Bruder Hugo vorgefunden haben. Ich habe euch gemeinsam aus der Ordensburg weggehen sehen.“
„Wir sind getrennte Wege gegangen“, log Gero, all seinen Mut zusammennehmend. „Ich habe in der Stadt meine Kameraden gesucht. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“
„Vielleicht solltest du das ‚kann‘ durch ein ‚will‘ ersetzen. Man muss kein Novize sein, um zu wissen, dass eine Lüge der Beichte bedarf. Also: Ich will wissen, was dort oben in der Taverne wahrhaftig vor sich gegangen ist. Ich meine, für eine strenge Verurteilung Bruder Hugos reicht es vollkommen aus, dass er in einem Hurenhaus angetroffen wurde. Jedoch war der König offenbar nicht nur an der Brüskierung des Ordens interessiert, um Jacques de Molay zu zeigen, dass es besser ist, auf seiner Seite zu stehen als auf der Seite seines habgierigen Bruders. Das Ganze ist eine ziemlich gefährliche Angelegenheit, wie du wissen solltest. Wie ich gehört habe, war sogar von Spionage die Rede und von Rattennestern eines Umsturzes zugunsten von Prinz Aimery, die es auszurotten gilt. Papst Bonifatius VIII. steht kurz davor, uns die Festung auf Antarados zu überschreiben. Wenn er erfährt, was auf unseren Ländereien auf Zypern geschieht, könnte
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