Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
ganz allein mit den gegnerischen Brüdern fertigwerden? Die Hunde werden anschlagen, sobald sie ihn wittern.“
„Nein“, murmelte Struan und hob den Hasen an. „Werden sie nicht, wenn wir sie gebührend ablenken.“
„Und was ist mit dem Käfig? Wie soll Fabius das Schloss öffnen?“
„Hiermit“, sagte der Schotte und zückte einen eisernen Haken, aus einem Nagel gefertigt, den er allem Anschein nach mit den bloßen Händen zurechtgebogen hatte.
„Ein Himmelsschlüssel“, staunte Fabius, der atemlos zugehört hatte.
„Weißt du, wie man damit umgeht?“ Struan sah ihn prüfend an. Er hatte sich wohl schon darauf eingestellt, Fabius den Umgang mit dem Hilfsschlüssel erklären zu müssen.
„Klar“, grinste Fabius. „Mit so einem Ding hab ich des Öfteren den Weinkeller meines Vaters um ein paar Kannen erleichtert.“
„Du hast deinen Vater beklaut?“ Gero hob eine Braue.
„Ich habe ihn erleichtert“, verbesserte ihn Fabius mit einem Augenzwinkern. „Das hört sich besser an.“
Struan erklärte Gero leise, was er genau vorhatte, mit dem Hinweis, dass er es an die übrigen Novizen, die sich bei zunehmender Kälte um ein einziges Feuer geschart hatten, weitergeben solle. Nachdem dies geschehen war, machten sich Gero, Struan und Fabius, von Saint-Jacques kaum beachtet, auf den Weg. Die anderen murrten zwar ein wenig, dass man ihnen für eine solch krude Idee einen willkommenen Braten vorenthielt, aber der Protest hielt sich in Grenzen, weil man den Kommandeur-Leutnant nicht auf sich aufmerksam machen wollte.
Nach gut tausend Fuß erreichten die drei die mannshohe Höhle, die sich in ihrem Innern zu einem Kriechtunnel verengte.
„Das sieht ja aus, als ob du uns geradewegs in die Behausung des Teufels bringst“, beschwerte sich Fabius, dem der Ort nicht geheuer war. Struan ersparte sich eine Antwort und führte sie in stark gebückter Haltung zu jener Stelle, wo er den Durchgang entdeckt hatte. Der Schotte war mehr als sechs Fuß groß und hatte Schultern so breit wie ein Wagenrad. Der Durchgang maß knapp die Hälfte davon. Für ihn selbst wäre es also unmöglich gewesen hindurchzuschlüpfen. Gero war nur unwesentlich kleiner, und auch wenn er nicht ganz so kräftig gebaut war wie Struan, wäre es für ihn genauso ausgeschlossen gewesen, ohne Probleme hindurchzukriechen.
„Du musst das erledigen“, befahl Struan dem Luxemburger. „Ob du willst oder nicht.“
„Ich hab’s geahnt“, stöhnte Fabius. „Wozu sonst sollte ich auserwählt werden, als zu so einem Blödsinn?“
In fast völliger Dunkelheit kroch Fabius über den feuchten Boden hin zu dem hüfthohen Höhlenausgang, vor dem Struan die Hunde gesehen hatte. Den steifen Hasen hatte Fabius vor sich auf seinem Schwert aufgespießt, in der Hoffnung, dass die beiden Wolfshunde, die am anderen Ende auf ihn warteten, den Kadaver eher witterten als ihn selbst. Die Rechnung schien aufzugehen, als die erste schwarze Nase am Höhlenausgang auftauchte und der dazugehörige Hund mit tropfenden Lefzen nach dem Hasen verlangte. Zeus und Hera, wie die beiden Wachhunde gerufen wurden, hatte man weitläufig angeleint. Fabius musste zunächst ein ganzes Stück zurückweichen, um sie mit dem Hasenkadaver so weit in den Tunnel zu locken, dass er die Leinen der beiden Tiere kappen konnte. Erst danach war es möglich, dass Gero und Struan sie in Empfang nahmen, um zu verhindern, dass sie Alarm schlugen.
Keine leichte Aufgabe, zumal die beiden Bestien fast so groß waren wie er selbst. Sie knurrten leise, als Fabius nicht bereit war, ihnen den Kadaver zu überlassen, sondern ihn stattdessen weit hinter sich schleuderte, dorthin, wo Struan und Gero bereits auf sie warteten. Als einer von den beiden Hunden vorstürmte und beinahe mit ihm in der engen Röhre steckenblieb, war Fabius die Panik deutlich anzusehen. In seiner Not kappte er die Lederleine des Hundes mit seinem Messer. Der zweite Köter drängte hechelnd hinterher und überrannte Fabius fast. Halb auf den Rücken liegend, durchschnitt er das breite Lederhalsband des grauen Ungetüms, das sich zähnefletschend an ihm vorbeizudrängen versuchte, und im Nu hatte er genug Platz, um seinen Weg ungestört fortzusetzen.
Gero und Struan nahmen die Tiere entgegen und überließen ihnen den Hasen. Mit dem Streit darum waren die vermeintlichen Bestien fürs Erste beschäftigt.
Kurze Zeit später robbten Pons und Nicolas durch den Tunnel auf Gero und Struan zu. Fabius war also erfolgreich
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