Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
paar unvorsichtigen Kaninchen absah, vorausgesetzt, man war schnell genug mit dem Messer. Doch das alles schien von ihrem Kommandeur-Leutnant durchaus so beabsichtigt zu sein. Nicht umsonst hatte er sie mit eingeschränkter Bewaffnung auf einen Marsch ins Gebirge geschickt. Ohne Pferde und gefährliche Waffen wie Armbrust oder Langbogen wollte er sie an ihre Grenzen führen, bevor es die Heiden taten, wie er zur Rechtfertigung angab.
„Wir können froh sein, dass wir den Schotten dabeihaben“, resümierte Fabius, wenn Struan, der nicht nur ein hervorragender Schwertkämpfer, sondern auch ein exzellenter Messerwerfer war, einen weiteren mageren Hasen erwischte, an dem sich anschließend zwanzig hungrige Mäuler gütlich taten.
Während Odo de Saint-Jacques das Elend seiner Novizen aus sicherer Entfernung am warmen Feuer sitzend beobachtete, mussten sich Gero und die übrigen Anwärter durch die Kälte quälen. Es galt, zwei Kameraden, die zuvor in Gefangenschaft geraten waren, möglichst unbemerkt aus den Fängen der Sarazenen zu befreien.
Wobei es sich bei ihren vermeintlichen Gegnern nicht um echte Heiden handelte, sondern um frisch eingetroffene Ritterbrüder aus der Lombardei, die zur Verstärkung der Schutztruppen auf Zypern angereist waren. Die dreißig lombardischen Templer hatten sich unterdessen hinter einem felsigen Hügel verschanzt und spielten mit offensichtlicher Genugtuung die Gegenseite. Von den Finten der Heiden jedoch hatten sie allem Anschein nach ebenso wenig Ahnung wie die zwanzig Novizen, denen sie ein letztes Mal vor der Aufnahme in den Orden das Leben schwermachen sollten. Zwei von ihnen hatte man zu Übungszwecken gefangengesetzt. Sie waren dazu verurteilt, in zugigen Käfigen und ohne Verpflegung die eiskalte Nacht zu überstehen.
„Echte Mameluken hätten Pons und Nicolas längst in den Arsch gefickt und sie danach geköpft“, befand Arnaud mit einem boshaften Grinsen.
Stattdessen hatten die Lombarden die beiden in einen selbst zusammengezimmerten hölzernen Käfig gesperrt und deren Bewachung zwei müden Wolfshunden überlassen, während sie sich selbst laut singend dem schweren, in Kesseln über dem Lagerfeuer erhitzten, zypriotischen Wein hingaben.
„Mameluken trinken keinen Wein“, erklärte Arnaud, der es wissen musste, weil seine Großmutter eine Muselmanin gewesen war. „Jedenfalls nicht, wenn sie sich an die Regeln ihres Propheten halten.“
Ob Gero und seine Kameraden einen Vorteil aus diesem Unwissen ziehen konnten, musste noch abgewartet werden. Im Augenblick wusste niemand, wie es ihnen unbeobachtet gelingen konnte, die beiden Kameraden zu befreien.
Die Zeit wurde langsam knapp, weil die beiden Gefangenen mangels Bewegungsfreiheit zu erfrieren drohten, obwohl man ihnen die mit Schafspelz gefütterten Mäntel und Stiefel gelassen hatte.
„Wenn uns nicht bald etwas einfällt“, grummelte Arnaud, „werden wir alle draufgehen, noch bevor wir einen einzigen verdammten echten Heiden zu Gesicht bekommen haben.“
Ihren Kommandeur-Leutnant, der den Marsch wie üblich als Beobachter begleitete, schien ihre Not nicht im Geringsten zu interessieren.
Wie immer war er bestrebt, die Umstände der Übung so realistisch wie möglich zu gestalten. Mit einem Mal stand Struan vor ihnen. Der Schotte, der trotz seiner Größe ein Meister der lautlosen Annäherung war, hielt mal wieder einen toten Hasen bei den Hinterläufen gepackt.
„Ich habe etwas entdeckt“, murmelte er mit seiner unnachahmlich rauen Stimme. „Das müsst ihr euch ansehen. Allerdings sollten wir nicht alle gleichzeitig loslaufen.“ Sein verschlagener Seitenblick traf Odo de Saint-Jacques, der die unwirtliche Umgebung trotz der widrigen Wetterverhältnisse wie üblich im Auge behielt. Die hereinbrechende Dämmerung kündigte jedoch einen weiteren Schneesturm an, der seine Sicht auf die Prüflinge erheblich beeinträchtigen würde.
„Wenn den Schotten etwas dazu bringt, das Maul aufzumachen, muss es ja wirklich wichtig sein.“ Arnaud grinste spöttisch. „Also rede schon!“
Struan warf ihm einen schrägen Blick zu, dann wandte er sich an Gero und verfiel in einen heiseren Flüsterton.
„Als ich dem Hasen gefolgt bin, habe ich eine Höhle entdeckt. Aus ihrem Innern führt ein Durchgang direkt zum Lager der Gegenseite. Der Ausgang ist ziemlich eng, aber Fabius müsste hindurchpassen, und wenn er es schafft, schaffen Pons und Nicolas es auch.“
„Und dann?“ Gero sah ihn zweifelnd an. „Soll Fabius
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