Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
hatte man an die meisten Ritter Armbrüste verteilt. Und die Turkopolen waren ohnehin mit Pfeil und Bogen bewaffnet.
Als sie die Stelle passierten, an der die Wäscherinnen des Ordens ihre Pflichten erfüllten, zügelte Hugo d’Empures für einen Moment seinen weißen Hengst. Mit Argusaugen inspizierte er die Gruppe der vorwiegend schwarz gekleideten Frauen, die sich mit Seife und Bürste versehen an Laken und Kleidern die Finger wund schrubbten. Sein Interesse galt allem Anschein nach einer bestimmten von ihnen, die im Gegensatz zu den anderen Frauen, die neugierig schauten, den Blick gesenkt hielt.
„Schau mal, Robert, die Frau, die dort unten unsere Unterwäsche walkt. Ist das nicht eine von Mafaldas Schönheiten? Oder irre ich mich?“ Hugo warf seinem schwarzbärtigen Kumpan Rob Le Blanc einen fragenden Blick zu.
Verdammt, dachte Gero, nun geschah genau das, was er Warda prophezeit hatte. Robert war wie Hugo bei den Huren ein gerngesehener Gast gewesen. Er war den königlichen Schergen nur deshalb nicht ins Netz gegangen, weil er zum Zeitpunkt der Razzia bereits nach Antarados abkommandiert worden war. Inzwischen hatte der Orden ihn ebenso mit einem Kommandeursposten betraut.
„Klar, wie hieß sie noch?“ Zu Geros Entsetzen drehte Robert sich mit einem breiten Grinsen zu ihm um und sah ihn herausfordernd an. „Unser deutscher Bruder müsste das doch eigentlich wissen. Hattest du nicht was mit ihr?“
Gero schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich weiß nicht, wovon du redest“, log er dreist. Gott sei Dank hatten die anderen Templer noch nicht zu ihnen aufgeschlossen. Vor allem Fabius, der ihn mit seiner flinken Zunge mühelos in Verlegenheit hätte bringen können.
„Natürlich ist sie das“, zischte Hugo und leckte sich genüsslich die Lippen. „Der runde Arsch, die vollen Brüste und der sündhafte Mund. Kein Zweifel. Die nehme ich mir zur Belohnung vor, wenn wir von unserem Beutezug zurückgekehrt sind. Was hältst du davon, Robert? Willst du auch ein Stück vom Kuchen?“
„Warum sollte man Zurückhaltung üben, wenn einem die Huren sozusagen frei Haus geliefert werden?“, knurrte er grinsend. „Ich hoffe, du verstehst dich auf brüderliches Teilen.“
„Oder was meinst du, Bruder Gero? Ist sie uns nicht noch etwas schuldig? Zumal sie anscheinend so viel Glück hatte, den Schergen des Königs zu entkommen.“
„Ich denke nicht, dass es einem anständigen Templer zusteht, die ordenseigenen Wäscherinnen zu belästigen“, erwiderte Gero scharf. „Nach allem, was geschehen ist, würden wir gut daran tun, uns auf unsere Tugenden und das feierlich geschworene Gelübde zu besinnen, damit Gott der Herr uns nicht zürnt.“
„Sieh an, sieh an.“ Hugo lachte bissig und blinzelte in die untergehende Sonne. „Da hat unser lieber Bruder Odo de Saint-Jacques offenbar ganze Arbeit geleistet, indem er dir und deinen Kameraden recht gründlich die Gottesfurcht lehrte.“ Er schnalzte mit der Zunge und gab seinem Pferd mit einem Schenkeldruck zu verstehen, dass es sich erneut in Bewegung setzen sollte.
Gero, der mit seinem David dicht neben ihm stand, packte Hugo am Arm und hinderte ihn daran, sich davonzumachen.
„Wenn du sie auch nur anfasst“, warnte er Hugo mit düsterer Stimme, „haben wir beide ein gewaltiges Problem.“
„Oho!“ Hugo verzog sein Gesicht zu einer spöttischen Grimasse. „Sie gehört dir? Das hätte ich natürlich wissen müssen. Was sagst du, Robert? Da wollen wir unserem respekteinflößenden jungen Bruder doch nicht in die Quere kommen. Sonst müssen wir am Ende noch bitter dafür bezahlen.“
Hugo warf Gero einen mitleidigen Blick zu. „Keine Sorge, hier gibt es Weiber genug, mit denen man sich in einem abgelegenen Winkel auf die Schnelle vergnügen kann. Eine mehr oder weniger macht da nichts aus.“
Robert grinste Gero abschätzig an und wandte sich ohne weiteren Kommentar ab, indem er seinem Kameraden folgte.
Gero wartete auf Fabius und schaute zu Warda, die ihm in diesem Moment zaghaft zulächelte. Sie bekreuzigte sich und formte ihre Lippen zu einem angedeuteten Kuss. Gero nickte nur kurz und lenkte David hinunter zum Hafen.
Das Verladen der Pferde dauerte eine Weile, weil sie über eine Rampe in das relativ flache Unterdeck der hundertzwanzig Fuß langen Galeere geführt werden mussten. Manche Tiere scheuten, weil sie einen solchen Schiffstyp noch nicht gewohnt waren. Geros schwarzer David machte zunächst keinerlei Schwierigkeiten, doch unter Deck
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