Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
„Nur über deine Leiche!“
Seine Schergen zogen mit einem singenden Geräusch ihre Schwerter und richteten sie auf Gero, doch Hugo hob abwehrend die Hand.
„Oho!“, sagte er nur und schluckte angespannt. Offenbar traute er Gero durchaus zu, dass er Ernst machte. Am liebsten hätte Gero ihn sofort mit seinem Verrat konfrontiert, aber das wäre höchst unklug gewesen, weil Hugo sich nur noch mehr in die Ecke gedrängt gefühlt hätte.
„Was ist denn mit dir los, Breydenbach? Ist dein Verstand nun komplett in den Schwanz gerutscht oder willst du der holden Maid unbedingt Gesellschaft leisten?“
„Du bist das größte Dreckschwein, das mir je untergekommen ist!“, spie ihm Gero entgegen. „Ich bin gespannt, was du zu deiner Verteidigung vorzubringen hast, wenn unser Ordensmarschall erfährt, dass du sie geschändet hast und sie deshalb eine Fehlgeburt erleiden musste.“
Für einen Moment schien Hugo verblüfft. Sein Blick ging an Gero vorbei und traf auf Warda, die sich ängstlich das Laken über ihre Blöße gezogen hatte.
„Du trägst Schuld daran, dass sie dem Tod näher als dem Leben ist“, ereiferte sich Gero, „und als ob das der Dreistigkeit noch nicht Genüge tun würde, beschuldigst du sie eines völlig aberwitzigen Verbrechens, für das du nicht die geringsten Beweise hast.“
Hugo warf ihm einen abschätzigen Blick zu und machte einen Schritt zurück, nachdem er sichergehen konnte, dass Gero ihn nicht auf der Stelle abstechen würde.
„Netter Versuch“, sagte er und gab seinen Leuten ein Zeichen, dass sie die Schwerter zurückstecken konnten. „Ich bin gespannt, was unser Ordensmarschall dazu sagt, wenn ich ihm berichte, dass ich dich anstatt im Refektorium, wo er uns in Kürze zu einem Rapport erwartet, bei einer Hure vorgefunden habe, in deren Schuld du allem Anschein nach stehst. Denn warum sonst hält sich ein Edelmann und Streiter Christi in den Verschlägen der Waschweiber auf? Wer weiß, vielleicht steckst du sogar mir ihr unter einer Decke, und das nicht nur im übertragenen Sinne. Immerhin habe ich zwei Zeugen dafür, dass du hier warst.“
„Dann steht eben Aussage gegen Aussage“, entgegnete Gero kühl. „Ich an deiner Stelle würde mir überlegen, ob du wirklich eine Anklage riskieren willst. Vielleicht kommen noch ein paar andere Dinge zutage, die nicht weniger unangenehm für dich sind.“
„Was sollte das sein, Breydenbach? Wir wissen doch beide, es würde für dich wesentlich schlechter ausgehen, wenn ich aus meinem geheimen Wissensschatz plaudere. Und auch unsere liebe Maria – oder sollte ich lieber Warda sagen? – würde nicht gerade gut dabei wegkommen.“
„Mir ist es scheißegal, wenn du mich wegen der Sache in der Taverne der Engel anschwärzt. Ich pfeife auf meinen Mantel“, zischte Gero, „aber ich schwöre dir, wenn du ihr auch nur ein Härchen krümmst, werde ich dich töten.“
„Lass ihn“, hörte er Wardas zittrige Stimme aus dem Hintergrund. „Ich gehe mit ihm, wenn er es verlangt. Ich will nicht, dass du dich meinetwegen ins Verderben stürzt.“
Gero schnellte herum und versah sie mit einem vernichtenden Blick. „Wer hat dich denn gefragt? Denkst du, ich lasse es zu, dass er dich auf den Scheiterhaufen bringt oder an den Galgen?“ Er wollte noch etwas sagen, als er unvermittelt einen heftigen Schlag gegen den Kopf erhielt und ihm schwarz vor Augen wurde. Ohne etwas dagegen tun zu können, knickte er ein, verlor sein Schwert und merkte nicht einmal mehr, wie er zu Boden fiel.
Kapitel IV
A ls Gero erwachte, hatte er fürchterliche Kopfschmerzen. Einem Impuls folgend rieb er sich den Hinterkopf und ertastete eine mächtige Beule. Nur langsam realisierte er, dass man ihm sämtliche Waffen genommen hatte.
Ein schmerzhafter Blick in die Umgebung versicherte ihm, er saß im Kerker für besonders schwerwiegende Fälle. In direkter Nachbarschaft zum Cousin eines mamelukischen Emirs und ein paar weiterer Offiziere eines mamelukischen Spähtrupps, die beim letzten Raubzug in die Hände von Robert le Blanc und seiner Truppe gefallen waren. Aus einer benachbarten Zelle starrten sie ihm im Schein einer Fackel allesamt blöde entgegen.
„Glotzt nicht so“, rief er verärgert und deutete mit der linken Hand eine äußerst unanständige Geste an.
Unvermittelt dachte er an Warda und hoffte, dass Hugo d’Empures wenigstens bei ihr hatte Gnade walten lassen – obwohl eigentlich nicht damit zu rechnen war. Fluchend rieb er sich den Nacken. Warum
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