Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
Spionin. Später auf der Überfahrt von Zypern hierher erfuhr ich, dass sie sich wie ihre Mutter nun als Wäscherin beim Orden verdingt. Als ich heute vom Hafen zurückkehrte, sprach mich ihre Gefährtin an, die mich von dem Zwischenfall in Famagusta offensichtlich noch kannte, und bat mich, ihrer Freundin zu Hilfe zu eilen, weil sie offenbar unter großen Schmerzen litt. Irgendein Frauenleiden plagte sie“, erklärte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Ich habe lediglich dafür gesorgt, dass sie eine Schmerztinktur und blutstillende Medizin erhielt.“
De Chinsi sah ihn abschätzend an, und Gero war froh, wie üblich vor einem Ordensmarschall den Blick senken zu müssen.
„Bruder Hugo behauptet, Ihr seid schuld an ihrem Zustand.“
„Bei allem Respekt, Seigneur“, erwiderte Gero und hatte Mühe, seine Stimme im Zaum zu halten. „Bruder Hugo würde gut daran tun, sich seinen eigenen Sünden zu stellen, anstatt seine Kameraden zu Unrecht zu beschuldigen.“
Bartholomäus de Chinsi sah ihn scharf an. „Was wollt Ihr damit sagen? Ihr wisst, es ist Eure Pflicht ist, jede Verfehlung eines Bruders, die Euch bekannt wird, anzuzeigen.“
„Ich möchte nicht mehr dazu sagen, als dass die Frau mir verraten hat, sie war schwanger und hat das Kind nicht aus freien Stücken empfangen. Ich schwöre bei Unserer Lieben Frau, dass ich mit der Sache nichts zu tun habe“, bezeugte Gero im Brustton der Überzeugung.
„Ihr wisst, wer es war?“ De Chinsi verengte seinen Blick.
„Angeblich ein Mann des Ordens. Aber sie wollte nicht sagen, wer genau, und ich war nicht dabei, somit kann ich vor dem Kapitel nicht als Zeuge auftreten“, erwiderte Gero diplomatisch. „Aber aus meiner Sicht hat die Frau keine Veranlassung zu lügen.“
„Und was haltet Ihr von Bruder Hugos Vermutung, dass sie es war, die unsere Unternehmungen an die Mameluken verraten hat?“
Gero straffte seine Schultern und sah de Chinsi geradeheraus an. „Wie hätte sie das in Gottes Namen tun sollen? Sie hat keinen Zugang zu unseren Kapitelversammlungen und ist auch nicht bei unseren Besprechungen zugegen. Ein Verrat wäre also, wenn überhaupt, nur möglich, wenn es jemanden in unseren Reihen gäbe, der ihr die Pläne verraten hat. Warum aber sollte ein Ordensritter sie mit Schande besudeln und ihr als zusätzliche Marter die Geheimnisse des Ordens anvertrauen?“
Gero kniff die Lippen zusammen und setzte eine lakonische Miene auf.
„Und was soll ich nun Eurer Ansicht nach tun?“ De Chinsi stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn herausfordernd an. „Dass es offenbar eine undichte Stelle in unseren eigenen Reihen gibt, ist beunruhigend genug. Denkt Ihr, mir bereitet es Vergnügen, mich darüber hinaus mit den moralischen Verfehlungen meiner Ritter zu beschäftigen?“
Gero erkannte seine Chance, auch wenn es ihn ärgerte, wenn Hugo so seiner gerechten Strafe entgehen würde.
„Man sollte die Frau so rasch wie möglich nach Zypern schaffen“, riet er seinem Vorgesetzten in der Hoffnung, de Chinsi würde ihm zustimmen. „Damit wir jeglichen Skandal vermeiden. Es hat schon genug Verwirrung um Bruder Hugo gegeben, als er in dieser Taverne gefasst wurde“, bemerkte er kühn und hoffte damit Hugos Glaubwürdigkeit zu untergraben. De Chinsi musste bei dieser Bemerkung klarwerden, dass es Hugo aufgrund seiner eigenen unlauteren Vergangenheit nicht zustand, andere Kameraden oder unschuldige Frauen mir nichts, dir nichts zu verdächtigen.
„An dieser Stelle“, erwiderte de Chinsi bedächtig und ließ seine Arme sinken, „muss ich Bruder Hugo in Schutz nehmen. Seine Besuche in der Taverne der Engel geschahen mit Wissen des Ordens. Wir ahnten schon länger, dass es sich bei diesem Etablissement, wenn ich es einmal so nennen darf, um einen sündigen Ort handelte. Dass dort hochbrisante Informationen umgeschlagen wurden, war uns jedoch nicht bekannt. Ein Mittelsmann hatte uns lediglich gewarnt, es würde dort nicht mit rechten Dingen zugehen. Also haben wir Bruder Hugo und Bruder Robert von ihrem Keuschheitsgelübde entbunden, um aus erster Hand zu erfahren, was dort wirklich geschah.
Schließlich hatten wir gegenüber dem Papst und dem König einen Ruf zu verlieren. Die Besitzerin der Taverne hat ihre Mädchen angehalten, die Freier mit berauschenden Drogen zu betäuben, um ihnen Geheimnisse zu entlocken, die sie anschließend für gutes Geld an die jeweilige Gegenseite verkauft hat. Dabei kam der Verdacht auf, dass Prinz Amalrich
Weitere Kostenlose Bücher