Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
überhaupt noch am Leben sind.“
„Leider muss ich dir recht geben“, erwiderte Warda resigniert. „Dies ist einer der Gründe, warum ich nicht wollte, dass irgendwer sonst mit dieser Geschichte behelligt wird.“
„Verdammte Scheiße“, knurrte Gero und starrte für einen Moment ins Leere. Wie man es auch drehte und wendete, Warda würde immer in Gefahr sein. „Du musst schnellstens weg von hier“, bestimmte er mit kompromissloser Miene. „Zurück nach Zypern, zu deiner Tante.“
„O Gott“, stöhnte Warda. „Ich weiß nicht, was schrecklicher ist. Hier zu sterben oder mich auf ewig diesem keifenden Weib auszuliefern.“
„Das keifende Weib bringt dich nicht um“, bemerkte Gero lakonisch. „Was ich von Hugo d’Empures nicht sicher behaupten möchte. Zumal er durch den gestrigen Vorfall in Marqab in arge Bedrängnis gekommen zu sein scheint. Er wird sich gegenüber unserem Ordensmarschall etwas einfallen lassen müssen und ihm denjenigen ans Messer liefern, der unsere Mission im Zweifel verraten haben könnte. Dass er dabei offensichtlich an dich und mich gedacht hat, macht die Sache nicht eben besser.“
„Marqab? Und wieso verdächtigt er dich?“ Warda schaute ihn fragend an. In wenigen Worten berichtete ihr Gero von dem misslungenen Überfall auf die Heiden.
„Das bedeutet“, wisperte sie bestürzt, „es ist ihm vollkommen gleichgültig, wenn er den Mameluken seine eigenen Brüder ans Messer liefert. Aber warum tut er so etwas?“
Sie sah ihn mit ihren schräg stehenden Mandelaugen entgeistert an. Nur zwei Antworten kamen in Frage.
„Entweder bekommt er von den Heiden einen Haufen Gold dafür“, bemerkte Gero nüchtern, „oder sie erpressen ihn, weil es Beweise gibt, dass er mit ihnen schon einmal gemeinsame Sache gemacht hat. Um der heiligen Muttergottes willen wird er es jedenfalls nicht tun. Und nun ist mir auch klar, warum er den Verdacht konkret auf uns beide lenken will. Weil er sich denken kann, dass wir die Einzigen sind, die ihm bei der Geschichte in die Quere kommen können.“
„Heilige Mutter, was habe ich nur getan?“ Warda sah ihn ratlos an. „Und wie soll ich mich nun deiner Meinung nach verhalten?“ Ihre schönen dunklen Augen offenbarten ehrliche Verzweiflung. „Ohne die Erlaubnis des Orden komme ich von dieser Insel nicht weg. Ich bin darauf angewiesen, mit einem der Templerschiffe nach Zypern überzusetzen.“
„Soweit ich weiß, erwarten wir in wenigen Tagen die ‚Faucon’. Sie dient zurzeit als Versorgungsschiff und bringt uns Käse, Weizen und Wein direkt aus Franzien“, überlegte Gero laut. „Mit ihr könntest du zurück nach Zypern fahren.“
„Und dann?“ Warda schien alles andere als überzeugt. „Ich habe mich für ein Jahr und einen Tag verpflichtet, dem Orden zu dienen. Denkst du ernsthaft, man würde mich ohne Widerspruch aus meinem Vertrag entlassen? Und wenn ich ohne Grund um meine Entlassung bitte, mache ich mich doch erst recht verdächtig.“
Gero musste einsehen, dass die Angelegenheit nicht so einfach war, wie er gedacht hatte.
„Ich gehe zu Bartholomäus de Chinsi“, beschloss er kurzerhand. „Als dein Fürsprecher.“
„Und was willst du ihm sagen?“ Sie lachte bitter. „Dass wir schon mal das Lager geteilt haben und du dir nun Sorgen um mich machst, weil dein Kommandeur-Leutnant mich mehrmals geschändet hat, und im Übrigen ist er ein Verräter und weil ich das herausgefunden habe, muss ich so schnell wie möglich von hier fort?“
„Nein! Natürlich nicht …“
Plötzlich flog die Tür auf und Gero, der ob des lauten Krachens sofort aufgesprungen war und sein Schwert gezogen hatte, sah sich mit jenem Mann konfrontiert, der ihnen all die Schwierigkeiten eingebrockt hatte. „Hugo d’Empures“, murmelte er tonlos und stellte sich schützend vor Warda. „Wenn man vom Teufel spricht.“
„Na, das nenne ich mal einen herzlichen Empfang“, höhnte Hugo und machte den Weg frei für zwei nachfolgende Sergeanten im schwarzen Mantel mit rotem Kreuz darauf. Templer, die sich zeitweilig dem Orden verpflichtet hatten und allem Anschein nach die Rolle seiner juristischen Erfüllungsgehilfen übernehmen sollten.
„Im Namen des Ordens lege ich Maria Florena bint Abihi, wie sie sich mit vollständigem Namen nennt, vorübergehend in Ketten bis zur öffentlichen Anklage wegen Verrats am König von Jerusalem. Ergreift sie!“
Gero machte einen Satz nach vorn und drückte die Spitze seines Anderthalbhänders an Hugos Kehle.
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