Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
Gefallen tun und diese Frau aufnehmen“, bedeutete sie mit einem Nicken zu Warda hin, die sich schon wieder vor Schmerzen krümmte.
Gero, der sie ohnehin gestützt hatte, bückte sich ein wenig und nahm sie mit Schwung auf den Arm. Die junge Syrerin beäugte ihn dabei nicht weniger misstrauisch als zuvor Anouar.
„Sie sind beide vertrauenswürdig“, beeilte sich Anouar zu sagen. „Das Ganze geschieht mit Wissen des Ordens.“
Die junge Frau trat zur Seite und machte Gero und Warda so den Weg frei, obwohl sie noch immer nicht überzeugt schien. In ihrem Haus angekommen, schilderte ihr Anouar, was zuvor geschehen war und dass Warda ihre Fürsorge und ein Lager benötigte.
„Das ist Durar, meine Nichte“, erklärte Anouar beiläufig. „Sie kennt sich mit der Behandlung von Frauenleiden besser aus als ich“, erklärte sie mit einem gewissen Stolz in der Stimme, ohne näher auf die vorangegangenen Geschehnisse einzugehen.
Durar verstand offenbar sofort die Brisanz der Lage und deutete Gero mit einem Wink an, dass er Warda auf ein sauber bezogenes Strohlager betten sollte. Durars Mann war ebenfalls Fischer und so, wie sie erklärte, gerade bei einem Nachbarn zu einem Plausch. Die beiden jungen Leute waren noch nicht lange verheiratet, und bei Durar kündigte sich unübersehbar der erste Nachwuchs an. Ansonsten lebte nur eine alte Mutter mit im Haus. Eine ideale Situation, um Warda vor Hugo d’Empures zu verbergen.
„Danke für alles“, flüsterte Warda erschöpft, als Gero
an ihrem Lager niederkniete und sie in Gegenwart der beiden anderen Frauen auf die Stirn küsste. Sie hatte offenkundig immer noch Fieber, und er machte sich Sorgen, dass es schlimmer werden könnte. Er sah sie lange an, nicht sicher, was er für sie empfand. Er dachte immerzu an Lissy und daran, dass er für ihr Schicksal verantwortlich gewesen war. Und dann dachte er an Fabius von Schorenfels, für dessen Tod er sich ebenfalls mitverantwortlich fühlte. Er wollte nicht auch noch an Wardas Tod eine Mitschuld tragen, weil er nicht rechtzeitig das Richtige getan hatte. Er tastete nach ihrer Hand und drückte sie fest. „Ich werde dich weiterhin mit Medizin des Ordens versorgen. Wenn du darüber hinaus irgendetwas benötigst, lass nach mir schicken. Ansonsten werde ich versuchen, alle paar Tage im Schutz der Dunkelheit vorbeizuschauen. Sobald die ‚Faucon’ anlandet, helfe ich dir, an Bord zu gehen.“
„Und du bist doch ein Engel!“ Sie lächelte matt und streichelte ihm über seine bärtige Wange. „Auch wenn du stinkst wie der Teufel“, fügte sie mit gerümpfter Nase hinzu und grinste. „Und nun geh, wasch dir das Blut ab und gib endlich deine Chlamys zu den bedauernswerten Wäscherinnen, die sich die Finger wundschrubben werden, um die Flecken daraus zu entfernen.“
Mit raschen Schritten kehrte Gero zur Festung zurück. Durar hatte ihn am Hinterausgang ihres Hauses hinausgelassen, wobei sie zuvor sichergestellt hatte, dass niemand auf der Gasse war, der ihn beim Hinausgehen hätte erkennen können.
Seine Kameraden machten große Augen, als er, abgerissen, wie er war, zu ihnen ins Dormitorium zurückkehrte.
„Ich fass es nicht“, höhnte Arnaud. „Anscheinend ist unser deutscher Bruder zwischenzeitlich zu den Heiden zurückgekehrt. Zumindest was sein Aussehen betrifft.“
„Wo warst du?“, fragte Brian und sah ihn besorgt an. „Du hast bei der Besprechung, bei den Andachten und auch bei den Mahlzeiten gefehlt. Bei der Komplet samt Bittgottesdienst für die verletzten und gefallenen Brüder warst du auch nicht dabei.“ Plötzlich wurde es vollkommen ruhig im Dormitorium. Gero spürte, wie nahezu fünfzig Augenpaare ihn erwartungsvoll anstarrten. Glücklicherweise waren die Schlafsäle zweigeteilt, sonst wären es gut und gerne hundertzwanzig Ritter gewesen, deren volle Aufmerksamkeit er hätte genießen dürfen. „Man munkelte, unser Kommandeur-Leutnant habe dich wegen einer Frauengeschichte in den Kerker gesteckt.“ Nicolas, der diese Bemerkung gemacht hatte, war ganz rot angelaufen vor Aufregung. Wie die anderen saß er halb aufrecht im Bett und wartete augenscheinlich mit einer gewissen Anspannung auf schlüpfrige Tatsachen.
„Da muss ich euch leider enttäuschen“, erklärte Gero und entledigte sich in aller Seelenruhe seiner schmutzigen Chlamys. „Alles nur ein Missverständnis. Bartholomäus de Chinsi höchstpersönlich hat mich empfangen, um mir ein Lob für meinen Einsatz in Marqab
Weitere Kostenlose Bücher