Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
fatalistischen Seufzer aus. „Gerne, wenn wir euch damit einen Gefallen tun können, aber ändern wird es trotzdem nichts.“
Kapitel VIII
D rei Tage warteten sie ab, bis sich Gero, Struan und Arnaud das erste Mal unter Osmans Führung ans Tageslicht wagten. Die anderen beiden Kameraden waren zurückgeblieben, um Frauen und Kinder zu schützen. Die Sonne stand schon tief, als der Fischer unter den wachsamen Augen seiner Begleiter den Stein zur Seite schob, der die unterirdischen Gewölbe mit dem Kellerloch eines jener Häuser verband, das Hafen und Festung gleichermaßen am nächsten lag. Hier waren die Gebäude besonders verschachtelt und die Gassen so eng, dass ein breitschultriger Mann Mühe hatte, hindurchzugelangen. Im Innern des Hauses angekommen, führte Osman die drei Templer zwei Stockwerke hoch über Leitern bis auf das flache Dach, das ihnen als vorübergehende Aussichtsplattform dienen sollte. Von irgendwoher war ein schlagendes Geräusch zu vernehmen, das dem Takt eines Herzschlages gleichkam. Auf allen vieren krochen sie zu einer halbhohen Mauer, die rund um das sogenannte Sommerlager sowohl als Schutz als auch als Abgrenzung zum nächsten Haus diente, und gingen dahinter in Deckung. „Sie dürfen uns auf keinen Fall bemerken“, mahnte Gero und schob achtsam die flatternde Wäsche beiseite, derer sich seit Tagen niemand mehr erbarmt hatte.
Er wagte einen behutsamen Blick über die geschwungenen Zinnen hinaus und stellte zunächst fest, dass man von dort aus eine relativ gute Aussicht über den Hafen hatte. Die Galeeren der Mameluken waren inzwischen vollständig angelandet. Die gesamte Insel schien von Feinden besetzt zu sein, obwohl sich Gott sei Dank niemand von ihnen in den engen Gassen des Dorfes aufhielt. Deren Wachen jedoch patrouillierten in ihren bunten Kleidern selbstbewusst an der Hafenmole, was bedeutete, dass sie sich vor den Bogenschützen der Templer in Sicherheit wähnten. Nun erst richtete Gero seinen Blick auf den Innenhof der Templerfestung.
„Gott, steh uns bei!“, keuchte er, als er sah, dass die gesamte Festung nicht nur von bewaffneten Mameluken überflutet war, sondern auch vom Blut der syrischen Bogenschützen, die man an Händen und Füßen gefesselt hatte. Einen nach dem anderen führte man im Entenschritt zu einem mächtigen Holzblock hin, der den Brüdern normalerweise als Schlachtblock diente.
Dort angekommen wurden sie vor den Augen Bartholomäus des Chinsis, den die Heiden aufrecht stehend an einen Pfahl gefesselt hatten, einer nach dem anderen in die Knie gezwungen, und ein bullig wirkender Henker schlug ihnen im Takt eines Herzschlages mit einer gewaltigen Streitaxt den Kopf ab. Neben dem Block hatte sich inzwischen ein stattlicher Haufen aus Köpfen und Leibern angesammelt. Struan und Arnaud, die es nicht in ihren Verstecken gehalten hatte, tauchten plötzlich neben Gero auf, und als der nächste Kopf rollte, hörte Gero neben sich ein Würgen, das von Arnaud stammte, der sich geistesgegenwärtig die Hand vor dem Mund hielt, weil er ihm sonst wahrscheinlich vor die Füße gespuckt hätte.
Die schwarzen Augen des Schotten hingegen verrieten noch nicht einmal, was er dachte. Sie waren stur auf das vor ihnen stattfindende Massaker gerichtet.
„Hast du gesehen?“, flüsterte er tonlos. „Sie haben de Chinsi anscheinend gefoltert. Er blutet aus Mund und Nase, und so, wie es aussieht, haben sie ihm die Arme gebrochen.“
„Heilige Maria und Josef“, ächzte Gero, kaum fähig zu sprechen. „Dass er das alles mit ansehen muss, ist an Erbarmungslosigkeit nicht zu überbieten!“ Schon wieder rollte ein Kopf. Die übrigen Templerbrüder, darunter auch Rob le Blanc, den Hugo immer als seinen Freund bezeichnet hatte, und sämtliche Bediensteten saßen derweil gefesselt auf dem Hof. Während ihnen nichts anderes übrigblieb, als die grausamen Machenschaften ihrer Feinde zu verfolgen, wirkten ihre bärtigen Gesichter wie versteinert. Nur die Mägde und ein paar der Frauen aus dem Dorf, die es noch in die Festung geschafft hatten, weinten offenbar, aber die meisten vermittelten den Eindruck, als ob sie längst den Verstand verloren hätten. Bis auf einen.
Hugo d’Empures, der unverletzt und in völliger Freiheit mit einem Anführer der Mameluken verhandelte, und das mit einer mitleidlosen Miene, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, neunhundert Menschen ans Messer zu liefern. Als ob er spürte, dass er beobachtet wurde, lenkte er seinen Blick
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