Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
Männern darin verschwinden, bevor sie ins Visier der anrückenden Heiden gerieten.
„Wo willst du denn hin?“, schnaubte Arnaud. „Die Häuser werden die Mameluken auf der Suche nach potentiellen Sklaven als Erstes durchkämmen. Oder warum sonst, denkst du, wollten die Bewohner alle auf die Festung fliehen?“
„Die Häuser, ja“ entgegnete ihm Gero. „Aber nicht deren Katakomben. Sie sind so verzweigt, dass man getrost eine Weile Katz und Maus darin spielen kann.“
„Katakomben?“ Arnaud sah ihn ungläubig an.
„Vermutlich sind es Gräber aus längst vergangenen Zeiten“, gab Gero ihm zur Antwort und öffnete zielsicher die Tür von Mutter Anouars Haus, nur um festzustellen, dass sie und ihr Sohn ebenfalls die Flucht ergriffen hatten. Souverän dirigierte er seine Kameraden zu einem Verschlag, in dessen Boden sich unter einer Zederntür besagtes Kellerloch verbarg.
„Was soll das?“, fragte Arnaud ungeduldig, als sie sich zu fünft in dem viel zu kleinen Raum drängten. „Hier sitzen wir wie Mäuse in der Falle. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die Mameluken die Tür zum Vorratskeller nicht bemerken, wenn sie die Häuser durchsuchen?“
Gero grinste müde und entzündete mit einem Feuerschläger, wie ihn alle Templer gewöhnlich bei sich trugen, einen Besenstiel, den er zuvor mit Lumpen umwickelt und mit dem Öl einer Lampe getränkt hatte. Ohne ein Wort drückte er Struan die selbstgemachte Fackel in die Hand und schob die beiden Quadersteine zur Seite.
„Heilige Muttergottes“, entfuhr es Arnaud. „Ab sofort halte ich meine Klappe.“
„Ist wahrscheinlich auch besser so“, murmelte Struan und leuchtete den Männern den Weg in den nachfolgenden Gang. Als Gero die beiden Quader gewissenhaft hinter sich verschloss, fiel ihm erst auf, dass sämtliche Vorräte aus dem Kellerloch verschwunden waren, die noch ein paar Tage zuvor die Regale gefüllt hatten. Also waren Anouar und ihr Sohn gar nicht auf der Festung, sondern vielmehr hier unten. Blieb zu hoffen, dass sie Warda nicht einfach vor die Tür gesetzt hatten.
Kapitel VII
W o geht’s lang?“, fragte Struan und schaute sich um. „Immer geradeaus“, empfahl ihm Gero. „Irgendwann nach ein paar hundert Fuß kommt eine gleichgeartete Tür, die in ein ähnliches Kellerloch führt.“
Plötzlich hörten sie von irgendwoher Stimmen, und der spärliche Schein eines Öllichtes fesselte ihre gesamte Aufmerksamkeit. Beinahe lautlos zogen sie ihre Schwerter und bewegten sich auf leisen Sohlen weiter, bis die Stimmen lauter wurden, obwohl die Personen, zu denen sie gehörten, betont verhalten sprachen.
Nachdem sie eine Weile gehorcht hatten, erkannten sie franzische Töne, und es befanden sich eindeutig Frauen darunter.
Langsam schlichen sie voran und landeten schließlich in einem Nebenarm, der in einer kleinen Halle mündete, aus der es nur einen Ausweg gab. Dort hatten sich etwa dreißig Männer, Frauen und Kinder versammelt.
Eine der Frauen tat einen Schrei, als sie sich unvermittelt fünf schwerbewaffneten Templern gegenübersah, und ein Säugling fing sogleich an zu weinen.
„Keine Angst“, sagte Gero und hob zum Beweis beide Hände. „Wir tun euch nichts.“
Zu seiner großen Erleichterung hatte er sofort bemerkt, dass Warda unter den Frauen weilte. Man hatte sie auf ein Strohlager gebettet. Sie sah immer noch bleich und abgekämpft aus. Aber als sich ihre Blicke trafen, blühte sie regelrecht auf. Gero schüttelte kaum merklich den Kopf mit einem Seitenblick auf seine Kameraden. Was bedeutete, dass sie vor den Männern verschweigen sollte, welche Verbindung sie zueinander hatten.
Osman und einige andere Fischer waren unterdessen mit ein paar alten Säbeln in der Hand aufgesprungen und nahmen eine kämpferische Haltung ein.
„Ruhig bleiben“, riet ihm Arnaud leicht gereizt. „Mein Kamerad sagte doch bereits, dass wir euch nichts tun. Also wäre es nett, wenn dieses Angebot auf Gegenseitigkeit beruhen würde.“
Anouar, die sich als Erste wieder gefasst hatte, war aufgestanden und bot ihnen einen Platz in ihrem bescheidenen Lager an.
Gero bedankte sich mit einem Nicken und sah sich ein wenig um. In einer Nische hatten die Fischer in sichtlicher Eile Kisten mit Brotfladen, getrockneten Feigen und Datteln gestapelt. Dazu zwei Fässer, wie zu vermuten mit Wasser und Wein gefüllt. Den tauschten die Bewohner der Insel in der Regel bei den Templern gegen fangfrischen Fisch ein, doch allzu viel war auch da in letzter Zeit
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