Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)
er ihre Barriere aufhob, indem er ihre Arme von den Knien löste und sie zu sich heranzog. Er umarmte sie kraftvoll, und sie sanken zurück auf den zerknitterten Mantel.
Seine Küsse waren alles andere als fordernd, und sie genoss ihre Wirkung mit geschlossenen Augen.
»Verzeih mir«, flüsterte er rau. »Ich habe … glaube ich … noch nie von Liebe gesprochen, erst recht nicht gegenüber einer Frau, deshalb fällt es mir schwer, etwas Passendes zu erwidern. Dabei lässt du mein Herz höherschlagen, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Und zwar so laut, dass ich fürchte, die anderen Brüder könnten es hören. Wenn ich nachts an dich denke, summt es in meinem Bauch wie in einem Bienenstock. Ich vergesse zu atmen, wenn ich dich auch nur aus der Ferne sehe, geschweige denn deine Stimme höre. Wenn das Liebe ist … ja … könnte gut sein, dass ich dich ebenso … liebe.« Er lächelte unsicher.
Auf Amelies Gesicht zeigte sich ein Leuchten, und ihre Augen strahlten, obwohl sie wieder zu weinen begonnen hatte.
Sie zog seinen Kopf zu sich heran und küsste ihn erneut, dabei flüsterte sie etwas, das er beim besten Willen nicht verstehen konnte, aber das machte nichts. Sein Herz bestätigte ihm, das Richtige gesagt zu haben.
Mit einem Mal war es still um sie herum, so als ob jemand die Zeit angehalten hätte und es nur noch sie beide gab.
Ein plötzliches Wiehern von Struans Great Horse holte sie in die Wirklichkeit zurück. Erschrocken fuhren sie auseinander. Struan rappelte sich hoch und erhob sich mit einer flinken Bewegung. Zuerst spähte er durch die halbverschlossene Luke. Als er dort nichts ausmachen konnte, ging er zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Vom Waldrand herkommend sah er eine herannahende Staubwolke. Reiter, sechs an der Zahl, die sich rasch auf der Straße von Thors näherten.
»Amelie, zieh dich an!«, befahl er atemlos und zerstörte damit jede weitere Illusion auf traute Zweisamkeit in nur einem Augenblick. Rasch hob sie ihr zerknittertes Kleid vom Boden auf und schlüpfte hinein. Struan beeilte sich ebenfalls, seiner Kleider habhaft zu werden, wobei er mehr Mühe und Sorgfalt aufbringen musste als seine Gefährtin. Während sie die Schnürung ihres Kleides vervollständigte, begab er sich an sein Kettenhemd. Sie half ihm geschickt, die Lederbänder einzufädeln und festzuziehen. Hastig hob er seinen Mantel auf und musste feststellen, dass er ziemlich derangiert aussah. Er schüttelte ihn kräftig aus und entfernte auf diese Weise eine Vielzahl von abgebrochenen und zerquetschten Strohhalmen, bevor er es wagen durfte, zu seiner Unterkunft zurückzukehren.
Die Geräusche wurden immer deutlicher, und Struan riskierte einen weiteren Blick über die Felder. Amelie stand dicht hinter ihm. Sie hatte sich in ihren Umhang gehüllt und hielt die Hände vor lauter Aufregung dicht vor ihre Brust gepresst. Bei den sechs Reitern, die in sicherem Abstand die Hütte passierten, handelte es sich um Soldaten der Krone. Man erkannte es an ihren blauen Umhängen mit den gelben Lilien darauf und den blau-gelben Schildern.
»Königliche Söldner!«, zischte Struan verbissen. »Das hat uns gerade noch gefehlt.« Inständig hoffte er, dass sein Hengst und Amelies Stute nicht wieder wiehern würden. Von der Straße waren die Tiere nicht zu sehen, und wenn sie sich nicht rührten, würden die ungebetenen Störenfriede vielleicht, ohne sie zu bemerken, vorbeireiten. Struan begann erst wieder zu atmen, als sie außer Reichweite waren. Amelie erging es nicht anders. Als er sich von der Tür abwandte und sich zu ihr umdrehte, sank sie erleichtert in seine Arme. Er küsste sie selbstvergessen auf den Scheitel und seufzte.
»Willst du das?«, fragte er mit erstickter Stimme.
»Was?« Sie schaute fragend zu ihm auf.
»Immer in Angst und Unsicherheit leben, dass man uns entdecken könnte«, antwortete er resigniert.
»Wenn das der Preis ist, den ich zahlen muss, damit ich mit dir zusammen sein kann … ja, dann will ich es.« Es war unverkennbar, dass sie keinen Widerspruch duldete. Er musste schmunzeln, als er ihren entschlossenen Blick bemerkte und den trotzigen Zug, der ihre Mundwinkel umspielte.
»Was amüsiert Euch so, junger Herr?«, fragte sie aufgebracht und versah ihn mit dem schrägen Blick einer angriffslustigen Katze. Er grinste noch eine Spur unverschämter über ihre augenscheinliche Kratzbürstigkeit, die ebenso zu ihrem Charakter zu gehören schien wie ihre ungezügelte Leidenschaft. Eine
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