Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)
Kombination, die seine Gefühle für sie nur noch mehr entfachte, so als ob man Öl in ein Feuer gegossen hätte.
Sie ballte die Hände zu Fäusten und trommelte mit gespieltem Zorn auf seine Brust ein. Was ihm weniger ausmachte als ihr selbst. Er ließ sie los und stoppte ihren halbherzigen Angriff, indem er nach ihren Handgelenken griff. Eisern hielt er sie fest. Sosehr sie sich auch mühte, ihm ihre Arme zu entreißen, es gelang ihr nicht, und je mehr er grinste, umso mehr geriet sie in Rage. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen ihn. Mit einem Mal ließ er sie los, und sie wäre nach hinten gefallen, wenn er sie nicht blitzschnell mit einem Griff um die Taille aufgefangen hätte. Er zog sie in seine Arme, dann küsste er sie leidenschaftlich, wogegen sie sich nicht zur Wehr setzte. Seine Knie wurden weich, und erneut wurde er von einem starken Verlangen erfüllt. Aber diesmal siegte sein Verstand. Vorsichtig löste er sich von ihr.
»Wir können uns frühestens in drei Wochen wiedersehen«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Hier, um die gleiche Zeit, wenn du willst.«
»In drei Wochen?« Amelie ließ den Kopf sinken und schaute mit enttäuschter Miene zu Boden. Dann straffte sie sich und blickte ihn mit ihren sehnsuchtsvollen Rehaugen flehend an. »Warum geht es nicht eher?«
»Es tut mir leid«, murmelte er. »Ich würde dich auch gerne schon früher wiedersehen, aber es ist nicht möglich. Ab Sonntag werden meine Kameraden und ich den Geleitzug des Heiligen Vaters von Paris nach Poitiers begleiten. Aber danach kehren wir sogleich wieder zurück.«
Er hoffte inständig, dass sie Verständnis für seine Verpflichtungen aufbrachte. Ohnehin würden harte Zeiten auf ihn zukommen, wenn er sein Versprechen, sich regelmäßig mit ihr zu treffen, halten wollte.
Er musste den Orden und seine Brüder belügen und sich dabei vor falschen Hunden wie Guy de Gislingham verdammt in Acht nehmen.
Aber war es nicht immer so, wenn der Teufel einem den Himmel versprach, dass er einen dafür durch die Hölle schickte – und einem als Passierschein die Seele abverlangte?
Sie nickte, und als sie zu ihm aufschaute, war ihr Blick sanft und verheißungsvoll. »Mit dem Papst kann ich wohl kaum konkurrieren. Ich glaube, ich habe für einen Moment vergessen, dass du zur Elite der Miliz Christi gehörst. Es tut mir leid, dass ich so ungeduldig war. Selbstverständlich werde ich mich ganz nach dir richten – und natürlich nach meinem Vater«, sagte sie grinsend. »Der nicht weniger fordernd sein kann als der Papst. Wenn er nicht im Haus ist, kann ich mich leichter davonstehlen. Aber er ist oft unterwegs, also sollte das die geringste Hürde sein.«
Amelie stellte sich auf Zehenspitzen, um Struan zu küssen, und er kam ihr entgegen, sonst hätte sie allenfalls sein Kinn getroffen. Ein Abschiedskuss, warm und aus der Tiefe ihrer Herzen. Nur zögernd lösten sie sich voneinander.
»Wir müssen in dieselbe Richtung«, sagte er rau. »Es ist besser, wenn du voranreitest. Dann kann ich deine Heimkehr sichern, für den Fall, dass die Soldaten zurückkommen oder dir sonstiges Gesindel den Weg verstellt. Ich folge dir, sobald du hinter der Kuppe verschwunden bist. Versprochen.«
»Bedeutet das, ich habe ab heute meinen persönlichen Schutzengel?«, fragte sie und lächelte amüsiert.
»Nenn es, wie du willst«, befand Struan ernst, »aber wenn ich schon dafür verantwortlich bin, dass wir uns hier draußen treffen, dann habe ich auch für deine sichere Rückkehr zu sorgen.« Seine entschlossene Miene ließ nicht den geringsten Zweifel, dass er es auch so meinte.
»Danke«, sagte sie und umarmte ihn ein letztes Mal. »Ab heute bin ich die bestbeschützte Frau von Bar-sur-Aube. Gegen dich – er möge es mir verzeihen – ist der heilige Georg der reinste Mickerling.«
Sie musterte ihn auffällig vom Scheitel bis zur Sohle, und Struan fühlte sich unter ihrem anerkennenden Blick ehrlich geschmeichelt.
»Sankt Georg ist der Schutzpatron der Templer«, entgegnete er halb im Scherz. »Verärgere ihn bloß nicht, indem du mich über ihn stellst. Wie du siehst, bin ich ja nicht immer erreichbar und somit übergebe ich dich in meiner Abwesenheit gerne in seine Hände.« Er grinste ausgelassen und küsste sie ein letztes Mal auf die Wange, bevor er sie entschlossen zur Tür hinausschob.
Von dort aus beobachtete er, wie sie mit ihrer Stute den kleinen Feldweg entlang auf die Hauptstraße zuritt und dann nach links hinunter zur Aube abbog.
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