Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)
Frauen getragen wurde.
Templerorden – einer der drei großen christlichen Ritterorden im Mittelalter, auch Miliz Christi genannt oder „ arme Ritterschaft Christi vom Salomonischen Tempel“
Turkopolen – christlich-syrische Bogenschützen im Auftrag des Templerordens
Worstedwolle – besonders gut verarbeitetes Material, aus dem die weißen Templermäntel/Umhänge – auch Chlamys genannt – gearbeitet waren
Zelter – Reitpferd, das wegen seiner speziellen Gangart auch für längere Strecken geeignet war
Zentner – 50 Kilogramm
Anmerkung der Autorin
Sämtliche Personen dieses Romans sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Martina André
Das Rätsel der Templer
Roman
- Leseprobe -
Dieses Buch möchte ich der ehemaligen
Zisterzienserabtei Heisterbach widmen,
einem mystisch anmutenden Ort im Siebengebirge,
mit einer wundersamen Legende über Raum und Zeit,
die vor vielen Jahren meine Begeisterung für
phantastische Geschichten geweckt hat.
Im Jahre 1156 überbrachte Bertrand de Blanchefort, vierter Großmeister der Templer, einen geheimnisvollen Gegenstand von Jerusalem
in seine französische Heimat, um ihn dort in einem raffiniert angelegten Versteck vor dem Zugriff Unbefugter zu verbergen.
Eingeweihte nannten den unauffälligen, metallischen Kasten »CAPUT LVIII« oder das »Haupt der Weisheit«.
Bald darauf war Bertrand de Blanchefort der erfolgreichste Großmeister seiner Zeit, und unter seinem Einfluss wurde der Orden
der Templer zur bedeutendsten Organisation, die das christliche Abendland bis dahin hervor gebracht hatte.
|7| Prolog
»Die Jünger fragten Jesus:
›Wann wird die Ruhe der Toten eintreten,
und wann wird die neue Welt kommen?‹
Jesus antwortete:
›Die Ruhe, die ihr erwartet, ist schon gekommen,
aber ihr erkennt sie nicht.‹«
(Thomasevangelium 51)
Samstag, 28. Oktober 1307 – Chinon
Der Wind fegte in einer solch erbarmungslosen Strenge über die Festungsmauern von Chinon, als ob er das unbezwingbare Gemäuer
mit Gewalt seiner leidvollen Bestimmung entreißen wollte. Währenddessen schoben sich riesige Wolkenberge über das Hochplateau,
die mit ihrer einhergehenden Düsternis den Mittag zum Abend verurteilten und deren herabstürzende Wassermassen verlässliche
Straßen in tückische Sumpfpfade verwandelten. Blitze zuckten, trotz der kühlen Witterung, und das darauf folgende ohrenbetäubende
Donnergrollen bewirkte, dass sich nur draußen aufhielt, wer dazu verdammt worden war.
Heute war der Tag des Heiligen Simon und des Heiligen Judas Thaddäus. Einst waren sie zu Märtyrern geworden, nachdem sie den
Zauberern des Königs Xerxes deren Unfähigkeit vor Augen geführt und diese aus Rache einen Aufstand der Priester entfacht hatten,
die Simon und Judas Thaddäus gefangen nahmen und – da waren sich die Schreiber nicht einig – sie enthaupten oder zersägen
ließen. Bald darauf hatte ein gewaltiges Unwetter Priester und Zauberer erschlagen und den König und sein Volk in Angst und
Schrecken versetzt.
Allem Anschein nach wollte der 28. Oktober 1307 seinen Namensgebern die Ehre erweisen – zumindest was das Wetter betraf –,
und auch die Märtyrer schienen nicht weit.
Ein Napf mit dünnem Gerstenbrei und eine Scheibe verschimmeltes Brot kennzeichneten für Henri d’Our, Komtur der Templerniederlassung |8| von Bar-sur-Aube den Beginn eines weiteren Morgens in der Hölle.
An manchen Tagen ging es in den weit verzweigten Kalksteinkatakomben der Festung Chinon zu wie auf einem Viehmarkt. Gefühllose
Folterknechte trieben mit Peitschen und Knüppeln ganze Heerscharen von gepeinigten Kreaturen durch ein Labyrinth von Gängen,
in der Absicht, die Widerstandsfähigsten herauszusieben, nur um ihnen danach noch ein wenig heftiger zusetzen zu können. Heute
jedoch war es nach der Verteilung der Essensration geradezu unheimlich still gewesen, und nur ein fernes Donnergrollen ließ
weiteres Unheil befürchten.
Der eindringliche Schrei einer Frau, der diese Stille zerriss wie ein morsches Leichentuch, bestätigte Henri d’Ours finsterste
Ahnungen. Zurückgezogen hockte er im hintersten Winkel seiner Zelle. Der ehemals weiße Habit ließ die ursprüngliche Farbe
nur noch erahnen, und der teilweise zerfetzte Stoff schützte seinen ausgemergelten Körper nur unzureichend vor schamlosen
Blicken. Das verfilzte, silberne Haupthaar und der noch
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