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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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verdient
habe.
    »Das wäre schön und gut gewesen«, fuhr
Don fort, »aber Allen ist mit Jane dann auch in der Öffentlichkeit aufgetreten.
Er machte viele törichte Dinge, taufte zum Beispiel das Boot um in Prinzessin
Jane. Natürlich begannen die Leute zu reden. Es ist eine kleine Stadt, auch
wenn sie in den letzten zehn Jahren gewachsen ist. Jedenfalls, es dauerte nicht
lange, bis Arlene die ganze Geschichte erfuhr.«
    »Sie hat die Scheidung eingereicht?«
    »Ja. Und da Arlene wußte, wie Keller
seine Vermögensverhältnisse manipuliert hatte, als er sich von Ehefrau Nummer
zwei getrennt hatte, engagierte sie Privatdetektive, die der Sache auf den
Grund gehen sollten. Sie stellten fest, daß Keller mehrmals die Unterschrift
seiner Frau gefälscht hatte, und Arlene verlangte eine hohe Abfindung, wenn sie
ihn nicht anzeigen sollte. Ich nehme an, Keller mußte einen Teil seines
Vermögens flüssig machen, damit sie sich nicht an ›The Tidepools‹ vergreifen
konnte. Es heißt, er steht seitdem am Rand des Bankrotts.«
    Ich erinnerte mich an den Eindruck, den
ich von Kellers Haus gehabt hatte, das mir wie ein Kartenhaus vorgekommen war.
»Und wie ist es mit ihm und Jane weitergegangen?«
    »Sie konnte den Skandal nicht
durchstehen. Schließlich kündigte sie bei ›The Tidepools‹ und ging nach San
Francisco. Aber sie hat sich immer noch mit Keller getroffen — sie sind erst im
letzten Monat zusammen im Ort gewesen und ich glaube, sie hofften, es käme
alles ins reine mit ihnen, sobald seine finanziellen Schwierigkeiten überwunden
waren. Vielleicht wäre es wirklich so gekommen, und der Skandal wäre allmählich
in Vergessenheit geraten. Die Leute geben den Klatsch schnell auf, sobald es
nichts Neues, Saftiges mehr durchzukauen gibt.«
    »Sie sahen Keller im vergangenen Monat
mit Jane?« Wenn sie damals bei ihm war, konnte sie auch in der letzten Woche
mit ihm zusammen gewesen sein.
    »Ich nicht, aber jemand von der
Station, und natürlich mußte sie es mir brühwarm berichten.«
    »Hat sonst jemand die beiden seitdem
zusammen gesehen?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    Ich würde mich morgen sehr ausführlich
mit Keller unterhalten müssen. Auf einmal müde geworden, trank ich mein Glas
aus und schaute auf meine Armbanduhr.
    Don sagte: »Darf ich im Lauf der Woche
einmal ein Abendessen für Sie kochen? Es müßte natürlich nach acht sein. Ich
bin einerseits froh, daß ich für meine Sendung die beste Sendezeit habe, aber
es beeinträchtigt doch auch das Privatleben.«
    »Schon gut — ich selbst habe nie ein
regelmäßiges Leben gekannt. Und — ja, ich komme mit Vergnügen zu Ihnen zum
Abendessen.«
    Er lachte, dann winkte er dem Kellner
wegen der Rechnung. Unser »Auszug« aus dem Lokal wurde von dem gleichen Winken
und Händeschütteln begleitet wie Dons »Auftritt« vor einer Stunde, und ich nahm
an, daß er so etwas wie eine lokale Berühmtheit war. Als ich es ihm gegenüber
bemerkte, zuckte er nur mit den Schultern und sagte: »Es ist eine freundliche
Stadt.« Seine Bescheidenheit machte ihn mir nur noch sympathischer.
    Wir gingen zu meinem Wagen, wobei Dons
Hand leicht auf meinem Arm ruhte. Als wir in die Nähe des MG kamen, sah ich
eine Gestalt in dunkler Kleidung, die sich bückte, als ob sie durch ein Fenster
in den Wagen hineinschauen wollte.
    »He!« rief ich.
    Die Gestalt trat rasch auf den Gehsteig
zurück und drängte sich hinter eine Gruppe von Leuten, die sich vor einem der
Restaurants unterhielt. Ich machte mich von Dons Hand frei und lief schneller
darauf zu. Jetzt begann die Gestalt zu laufen, und ich folgte ihr im
Laufschritt.
    Ein Touristenpärchen verließ das
Restaurant, der Mann hatte seinen Arm um die Frau gelegt. Ich wollte links
ausweichen, aber ein Kind auf einem Skateboard kam daher und hätte mich beinahe
umgefahren. Als ich weiterlaufen konnte, war die Gestalt verschwunden.
    Don kam keuchend hinter mir her und
blieb vor mir stehen. »Was, um Himmels willen, war das?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich drehte mich um
und ging zu meinem Wagen zurück. Beide Türen waren abgeschlossen, und das Dach
des Kabrios war unversehrt, ich nahm meine Schlüssel, schloß die Beifahrertür
und dann das Handschuhfach auf. Die 38er Pistole, die ich dort aufbewahrte, lag
an ihrem Platz.
    Ich richtete mich auf und wandte mich
an Don. Sein Mund stand offen, und er schaute mich an, als sehe er ein Phantom.
»Sie meinen es ernst, wie?« sagte er.
    »Was?«
    Er deutete auf das Handschuhfach. »Wenn
man Sie

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