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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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so über Ihre Arbeit reden hört, dann ist das eine Sache, aber wenn man
dann sieht...«
    Ich mußte lächeln. Nachdem ich mit
einem Kriminalpolizisten befreundet gewesen war, für den Dinge wie 38er
Pistolen im Handschuhfach eine Selbstverständlichkeit waren, mußte ich daran
denken, daß man mit so etwas leicht Freunde verscheuchen konnte. »Keine Angst.«
Ich legte meine Hand auf Dons Arm. »Ich habe sie bisher nur ganz selten
benützen müssen.«
    Er legte seine Hand auf die meine und
drückte sie. »Aber Sie wissen, wie.«
    »Ja, natürlich — sonst dürfte ich keine
solche Waffe bei mir führen.« Ich sah für einen Sekundenbruchteil das Bild des
Mannes vor mir, den ich in einer brenzligen Situation hatte töten müssen, um
nicht selbst erschossen zu werden, aber ich schüttelte es ab, wie immer.
Darüber wollte ich nun absolut nicht mit Don reden, zumindest nicht, bis wir
etwas näher miteinander bekannt waren.
    Er lächelte. »Aber bringen Sie die
Pistole nicht zum Dinner mit.«
    »Ich bringe lieber eine Flasche Wein
mit.«
    Wir tauschten unsere Telephonnummern
aus und verabschiedeten uns auf dem Gehsteig. Sosehr ich mich auf ein
Wiedersehen mit diesem attraktiven Mann freute, konnte ich die Gedanken doch
nicht von der Gestalt abwenden, die sich an meinem Wagen zu schaffen gemacht
hatte. Es mußte gar nichts bedeuten, aber ich beschloß, in Zukunft besonders
vorsichtig zu sein. Und ein Flirt mit Don, sagte ich mir, während ich
zurückfuhr zum Mission Inn, würde warten müssen, bis die Angelegenheit, die
mich zur Zeit beschäftigte, geklärt war.
     
     
     

Kapitel
13
     
    Am nächsten Morgen um zehn saß ich auf
einem der unbequemen Stühle im Empfangsraum von ›The Tidepools‹ und wartete
darauf, mit Ann Bates sprechen zu können, und das schon seit einer halben
Stunde, und der Stuhl mit der geraden Lehne wurde von Minute zu Minute härter
und unbequemer. Jedesmal, wenn ich meine Position wechselte, schaute die
hübsche, dunkelhaarige Frau am Empfang herüber. Als ich schließlich aufstand
und zu der Glaswand ging, die sich hinaus auf den Patio öffnete, zuckte die
Frau regelrecht zusammen. Ich warf ihr einen neugierigen Blick zu, aber sie
senkte nur die Augen.
    Im Hospiz herrschte heute eine seltsame
Stille. Außer der Frau am Empfang hatte ich noch keine Menschenseele gesehen,
und das Telephon hatte kein einziges Mal geklingelt. Selbst der Brunnen
schwieg, das Wasser war abgedreht, und keine Brise bewegte die Fuchsien in
ihren Hängeampeln. Es war allerdings keine friedliche Stille.
    Die Anspannung der Empfangsdame hatte
sich auch meiner bemächtigt. Als die schwere Eingangstür geöffnet wurde und
dabei in den Angeln quietschte, zuckte ich zusammen. Ein Paar in mittleren
Jahren, vermögend aussehend in teurem Tweed, kam herein. Die beiden sprachen
mit der Empfangsdame, dann nahmen sie am entgegengesetzten Ende des Raums
Platz. Ich war es allmählich leid, zu warten, und fragte die Frau am Empfang,
wie lange Mrs. Bates denn noch ausbleiben würde.
    »Ich bin sicher, es dauert höchstens
noch ein paar Minuten.« Sie schaute mich nicht dabei an.
    »Könnten Sie vielleicht telephonieren
und es herausfinden?«
    Ihre Hand bewegte sich in Richtung auf
den Hörer, hielt dann mitten in der Bewegung inne. »Sie weiß, daß Sie hier
warten. Sie wird sicherlich kommen, sobald sie frei ist.« Jetzt schaute sie
hoch, und ich sah, daß sie mich geradezu mit ihren Blicken anflehte. Offenbar
war die Bates die Ursache für ihre Nervosität.
    Ich fragte: »Ist sie heute bei
schlechter Laune?«
    Ein Lächeln spielte um die Mundwinkel
der Frau. »Heute, und gestern auch schon, genau gesagt, schon die ganze Woche.
Wenn ich Sie wäre, würde ich Sie nicht — « Schritte waren hinter uns zu hören,
und der Hauch eines Lächelns verschwand von den Lippen der Frau.
    Ich drehte mich um und sah Mrs. Bates.
Gekleidet in naturfarbene Seide, war sie so elegant wie bei unserer letzten
Begegnung, aber um ihren Mund entdeckte ich Linien, die ich beim letztenmal
noch nicht bemerkt hatte. »Ms. McCone«, sagte sie, »was kann ich heute für Sie
tun?«
    »Ich nehme an, Sie haben gehört, daß
Jane Anthony ermordet wurde.«
    »Die Polizei war hier und hat
Nachforschungen angestellt. Und natürlich hat es in den Zeitungen gestanden.«
    »Ich arbeite mit der hiesigen Polizei
an der Aufklärung des Falles zusammen, und ich muß Ihnen ein paar zusätzliche
Fragen stellen.«
    »Ich habe den Kriminalbeamten bereits
alles gesagt, was ich

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