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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Weise Jane Abe Snelling tatsächlich kennengelernt hatte.
    Ich stieg aus dem Pool und ging zurück
in mein Zimmer. Während ich mir das Haar fönte, überlegte ich, wie ich Vorgehen
sollte. Ich wollte Mrs. Anthony und John Cala besuchen. Und morgen würde ich
Ann Bates oder Dr. Keller darum bitten, einen Blick in die Unterlagen von ›The
Tidepools‹ werfen zu dürfen, soweit es Jane betraf. Wahrscheinlich hatte die
Polizei das inzwischen auch getan, aber sie suchte nicht nach dem, was mich
interessierte.
     
    Als ich in Salmon Bay ankam, lag das
Haus von Mrs. Anthony im Dunkeln. Nachdem ich angeklopft und keine Antwort
erhalten hatte, fragte ich einen alten Mann in der Nachbarschaft, der noch
seinen Rasen mähte, in welchem der Häuser Cala wohnt. Er zeigte auf das Haus
rechts neben dem von Mrs. Anthony. Es war bescheiden und früher einmal hellgrün
getüncht gewesen, aber die Farbe war verblichen und begann abzublättern. Im
Vorgarten, der nicht durch einen Zaun von der Straße abgegrenzt war, türmten
sich Autoreifen, Balken, Milchträger aus Plastik, Matratzen, Maschendrahtrollen
und eine Waschmaschine ohne Deckel. Ich bahnte mir einen Weg zur Haustür und
klopfte an, aber nichts rührte sich. Entweder Cala und Sylvia Anthony waren
beide nicht zu Hause, oder sie waren nicht in der Stimmung, Fremde zu
empfangen.
    Ich ging zu meinem Wagen zurück und
ließ ihn an, unschlüssig, was ich als nächstes tun sollte. Ich schaltete das
Radio ein, die Welle KPSM. Don Del Boccio übermittelte gerade einen Musikwunsch
von Sally an Larry und forderte die Hörer auf, die Hot Hit Line anzurufen. Ich
fuhr zur Shorebird Bar, nahm ein Zehncentstück aus meinem Geldbeutel und ging
in die Telephonzelle.
    »Hot Hit Line«, meldete sich Dons
Stimme. »Was kann ich heute abend für Sie spielen?«
    »Ich glaube nicht, daß Sie das spielen
können, was ich hören möchte. Hier spricht Sharon McCone. Darf ich Sie nach
Ihrer Sendung zu einem Drink einladen?«
    »Und ob Sie das dürfen. Ich hoffte, Sie
würden sich bei mir melden. Wie wär’s um Viertel nach acht im Sand Dollar? Das
ist in der Beach Street, nicht weit vom Jachthafen.«
    Ich kannte das Lokal. »Also gut, bis
dann.« Ich ging zurück zum Wagen und fuhr in Richtung Port San Marco; dabei war
ich plötzlich viel besserer Laune. Als ich das Radio einschaltete, ging gerade
eine Werbedurchsage zu Ende, und Del Boccio, mit einer wesentlich sanfteren
Stimme als sonst, spielte einen Song an Sharon von Don. Es war James Taylors You’ve
Got a Friend.
     
    Das Sand Dollar befand sich in der Nähe
des Hauses, dort, wo die großen Fischerboote vertäut lagen. Es war ein
hellerleuchtetes Lokal mit Tischen auf verschiedenen Ebenen, voneinander durch
schimmernde Messinggeländer abgetrennt. Ein Deckenventilator bewegte die
Palmwedel, die überall in Ampeln von der Decke hingen, hin und her. Ein solches
Dekor war typisch für Lokale, die von Singles besucht wurden, doch im Sand
Dollar herrschte nicht die sonst übliche, hektische Atmosphäre. Ich wählte
einen Tisch auf der obersten Ebene, von wo aus ich einen guten Überblick hatte,
und bestellte mir ein Glas Wein.
    Don kam pünktlich um acht Uhr fünfzehn
durch die Tür. Er sah mich und ging quer durch den Raum auf mich zu, dabei
winkte er auf beiden Seiten den Leuten zu, machte dem Barkeeper ein Zeichen und
schüttelte einem der Kellner die Hand. Er trug Jeans und ein grobes, offenes
Baumwollhemd. Ich schaute mit Vergnügen zu, wie geschickt er sich bewegte,
lächelte in Erwiderung seiner offensichtlich guten Laune. Als er an meinen
Tisch trat, war ein Kellner bereits hinter ihm mit einem Glas Rotwein.
    »Ich nehme an, Sie gehören hier zu den
Stammgästen«, sagte ich zur Begrüßung.
    Er setzte sich. »So ungefähr. Wenn sie
mich kommen sehen, wissen sie, daß ich einen schweren Abend hinter mir habe,
und versuchen, alles zu tun, um meine ›Qualen‹ zu lindern.«
    »Und war es ein schwerer Abend?«
    »Sie haben die Show gehört, Baby — alle
Abende sind schwer.« Doch während er das sagte, lachte er. Ich hatte das
Gefühl, es gab eigentlich nichts in Dons Leben, was wirklich schwer war für
ihn.
    Er lehnte sich zurück und betrachtete
mich über den Rand seines Weinglases hinweg. »Also setzen Sie die Untersuchung
des Mordes an Jane fort, da Sie noch immer hier sind. Ich habe versucht, über
die Burschen in unserer Nachrichtenredaktion etwas zu erfahren, aber es hört
sich so an, als hätte die Polizei noch nicht viel

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