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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Gönner erwähnte, versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. „Hunde können recht viel Dreck machen", meinte sie diplomatisch.
    „Nun ja, wahrscheinlich. Aber dasselbe gilt für kleine Jungen — und große." Mrs Fitzwilliam krauste die Nase, was sie noch reizender aussehen ließ. „Allzu oft beehrt Seine Gnaden uns ohnehin nicht mehr. Im letzten Jahr hat er sich gerade noch einmal pro Monat sehen lassen. Ich vermute, dass er sich eine andere genommen hat — wie ein Pascha. Sie halten sich Frauen wie Schafe. Die osmanischen Paschas, meine ich. Harem nennen sie das meines Wissens."
    Melisande spürte, wie sie errötete, und senkte verlegen den Blick.
    „Oh, bitte entschuldigen Sie", sagte Mrs Fitzwilliam bestürzt. „Ich habe Sie in Verlegenheit gebracht, nicht wahr? Immerzu sage ich das Falsche, vor allem dann, wenn ich nervös bin. Seine Gnaden meinte einmal, dass ich meinen Mund lieber geschlossen halten sollte, um die Illusion zu wahren."
    „Welche Illusion?"
    „Von Vollkommenheit."
    Melisande blinzelte. „Wie schrecklich, so etwas zu sagen."
    Mrs Fitzwilliam neigte den Kopf zur Seite, als sinne sie darüber nach. „Ja, nicht wahr? Jetzt, wo Sie es sagen. Damals ist mir das gar nicht so bewusst geworden, glaube ich. Als wir uns das erste Mal begegnet sind, war ich sehr von ihm beeindruckt. Aber ich war auch noch recht jung, gerade mal siebzehn."
    Melisande wünschte, sie könne fragen, wie sie die Geliebte des Duke of Lister geworden war, aber sie fürchtete sich fast vor der Antwort.
    Stattdessen fragte sie: „Haben Sie ihn geliebt?"
    Mrs Fitzwilliam lachte. Es war ein angenehmes, helles Lachen, in dem allerdings Trauer mitschwang. „Liebt man die Sonne? Sie ist da, sie scheint auf uns, spendet uns Licht und Wärme, aber liebt man sie dafür?"
    Melisande schwieg, denn alles, was sie sagen würden, trüge nur noch mehr zur Traurigkeit der anderen bei.
    „Ich glaube, man muss sich ebenbürtig sein, um einander lieben zu können", überlegte Mrs Fitzwilliam laut. „Wesensverwandt, nicht ebenbürtig an Reichtum oder gar Rang. Ich kenne Frauen, die ihre Gönner wirklich und wahrhaftig lieben, und Männer, die ihre Geliebten nicht nur aushalten, sondern ihnen auch in Liebe verbunden sind. Aber sie sind einander ebenbürtig ... im Geiste, wenn Sie wissen, was ich meine."
    „Ich glaube schon", erwiderte Melisande gedehnt. „Wenn einer von beiden alle Macht über den anderen hat, kann er ihn nicht wahrhaft lieben. Wahrscheinlich muss man sich öffnen, um lieben zu können. Sich angreifbar machen und von seiner verletzlichen Seite zeigen."
    „Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, aber vermutlich haben Sie recht. Im Grunde ist Liebe wohl das Gegenteil von Macht." Sie schüttelte den Kopf. „Aber es braucht Mut, sich so hinzugeben."
    Melisande nickte und blickte zu Boden.
    „Ich bin nur leider nicht besonders mutig", gestand Mrs Fitzwilliam leise. „Auf die eine oder andere Weise habe ich jede Entscheidung meines Lebens aus der Angst heraus getroffen."
    Verwundert sah Melisande sie an. „Man sollte meinen, dass das Leben, welches Sie gewählt haben, großen Mutes bedarf."
    „Weit gefehlt." Betrübt schüttelte Mrs Fitzwilliam den Kopf. „Von meiner Angst geleitet zu werden, ist nicht das Leben, das ich mir erträumt hatte."
    „Das tut mir leid."
    Mrs Fitzwilliam nickte bedächtig. „Ich wünschte, es wäre anders. Und dass ich mich ändern könnte."
    Oh, das wünschte ich auch, dachte Melisande. Auf einmal herrschte ein unausgesprochenes Einverständnis zwischen ihnen — der respektablen Dame und der ausgehaltenen Geliebten.
    Dann hörten sie Jamie schreien und sahen beide zu dem Jungen hinüber. Er schien irgendwo in Matsch gefallen zu sein. Mouse bellte vergnügt.
    „Oh je", seufzte Mrs Fitzwilliam. „Ich sollte ihn jetzt besser nach Hause bringen. Mein Mädchen wird sich mal wieder freuen, wenn es seine Kleider sieht."
    Sie klatschte in die Hände und rief die Kinder herbei. Sie sahen enttäuscht aus, kamen aber brav angetrottet.
    „Danke", sagte Mrs Fitzwilliam.
    Fragend hob Melisande die Brauen. „Wofür?"
    „Dafür, dass Sie mit mir geredet haben. Ich genieße unsere Gespräche sehr."
    Unwillkürlich fragte sich Melisande, wie oft Mrs Fitzwilliam wohl Gelegenheit hatte, sich mit anderen Frauen zu unterhalten. Als Mätresse eines Dukes war sie für respektable Damen kein schicklicher Umgang, doch gerade weil sie die Mätresse eines Dukes war, rangierte sie gesellschaftlich über

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