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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Ingrimm darüber nach, wie es so weit hatte kommen können. Warum solche Unterstellungen gegen einen Mann aussprechen, der ihm doch gar nichts getan hatte? Horn hatte natürlich recht: Munroes Kollege könnte sich getäuscht haben.
    Noch immer in seine düsteren Gedanken verstrickt, kam er zu Hause an. Als er feststellte, dass Melisande noch nicht zurück war, trübte sich seine Laune noch mehr. Ihm wurde bewusst, wie sehr er sich darauf gefreut hatte, sie zu sehen und ihr von seiner unerfreulichen Unterredung mit Matthew Horn zu erzählen, ihre Meinung in der Angelegenheit zu hören. Leise fluchend marschierte er in sein Studierzimmer.
    Kaum hatte er sich einen Schluck Brandy eingegossen, klopfte es und Pynch kam herein.
    Jasper drehte sich um und bedachte seinen Kammerdiener mit grimmigem Blick. „Waren Sie wenigstens erfolgreich?"
    „Das war ich, Mylord", sagte Pynch und trat näher. „Mr Horns Butler ist tatsächlich der Bruder eines meiner ehemaligen Kameraden aus der Armee."
    „Und hat er geredet?"
    „Das hat er, Mylord. Heute war sein freier Nachmittag, und ich habe mich mit ihm in einer Schenke getroffen. Bei ein paar Bier haben wir die Erinnerung an seinen Bruder wieder aufleben lassen. Der Mann ist bei Quebec umgekommen."
    Jasper nickte finster. Da war er nicht der Einzige.
    „Nach dem vierten Glas begann Mr Horns Butler sehr redselig zu werden, Mylord, und es ist mir gelungen, das Gespräch auf seinen Herrn zu lenken."
    Jasper kippte den Brandy hinunter. Vielleicht wollte er gar nicht mehr hören, was Pynch zu sagen hatte. Aber er hatte das Ganze in Gang gesetzt, hatte Pynch losgeschickt, kaum dass sie nach London zurückgekehrt waren. Es wäre feige von ihm, jetzt einen Rückzieher zu machen.
    Versonnen betrachtete er Pynch, seinen treuen Diener, der mit seinen, Jaspers, trunkenen Ausfällen ebenso meisterlich umzugehen verstand wie mit seinen schlimmsten Albträumen. Pynch hatte ihn noch nie im Stich gelassen. Er war ein guter Mann.
    „Was hat er gesagt?"
    Sein Kammerdiener sah ihn an, der Blick seiner grünen Augen klar und fest, doch auch ein wenig bekümmert. „Dass es nach dem Tod von Horns Vater nicht allzu gut um die familiären Finanzen bestellt war. Seine Mutter sah sich gezwungen, die meisten Dienstboten zu entlassen. Es gab Gerüchte, dass sie auch das Haus verkaufen müsste, doch dann kehrte der junge Mr Horn aus den Kolonien zurück. Die Dienstboten wurden wieder eingestellt, eine neue Kutsche angeschafft und Mrs Horn trug zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder neue Kleider — und die reichlich."
    Blicklos starrte Jasper in sein Glas. Das hatte er nicht hören wollen. Statt ihm Erleichterung zu bringen, erhärteten Pynchs Worte nur seinen von Munroe genährten Verdacht. „Wann ist Mr Horns Vater gestorben?"
    „Im Sommer 1758", sagte Pynch.
    Der Sommer vor der Schlacht um Quebec. Der Sommer vor Spinner's Falls.
    „Danke", sagte Jasper.
    Pynch zögerte. „Es besteht immer auch die Möglichkeit einer Erbschaft oder irgendeiner anderen, völlig harmlosen Erklärung, woher das Geld gekommen ist."
    Skeptisch hob Jasper die Brauen. „Eine Erbschaft, von der die Bediensteten nichts wissen?" Das schien ihm doch sehr unwahrscheinlich. „Danke."
    Pynch verbeugte sich und verließ den Raum.
    Jasper goss sich Brandy nach und starrte ins Kaminfeuer. War es das, was er gewollt hatte? Sollte Horn tatsächlich der Verräter sein, würde er selbst es dann über sich bringen, ihn den Behörden zu überstellen? Er schloss die Augen und nippte an seinem Brandy. Er hatte das Ganze in Gang gebracht, doch nun schien der Lauf der Ereignisse ihn zu überrollen.
    Als er wieder aufblickte, stand Melisande an der Tür.
    Jasper trank sein Glas aus. „Mein liebes Weib. Wo warst du?"
    „Ich war im Hyde Park spazieren."
    „Ach ja?" Er nahm die Karaffe zur Hand und goss sich noch einmal Brandy nach. „Wieder mit Halbweltdamen Bekanntschaft gemacht?"
    Melisandes Miene wurde kühl und abweisend. „Vielleicht möchtest du lieber allein sein."
    „Nein. Nein, keineswegs." Er lächelte sie an und hob sein Glas. „Du weißt, wie ungern ich allein bin. Außerdem gibt es Grund zum Feiern: Ich bin kurz davor, einen alten Freund des Verrats zu bezichtigen."
    „Sehr erfreut klingst du nicht."
    „ Au contraire , meine Liebe, ich bin hellauf begeistert."
    „Jasper ..." Den Blick auf ihre verschränkten Hände gesenkt, suchte sie nach Worten. „Du scheinst von dieser Sache besessen zu sein. Von Spinner's Falls.

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