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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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schneidet das Gemüse für meine Suppe, Küchenmeister?"
    Der Küchenmeister blähte die Brust. „Ich natürlich, Euer Hoheit!"
    „Und wer setzt die Suppe aufs Feuer, um sie zu kochen?"
    „Ich, Euer Hoheit!"
    „Und wer rührt die Suppe?"
    Des Küchenmeisters Augen weiteten sich. „Der kleine Küchenjunge."
    Und welch einen Tumult das gab!
    „Bringt mir den kleinen Küchenjungen!", brüllte der König ...
    aus Lachender Jack
    A ls Jasper am nächsten Morgen erwachte, wusste er, dass er allein war, noch ehe er die Augen aufschlug.
    Kalt war es neben ihm, wo zuvor Melisande ihn gewärmt hatte. Ein schwacher Hauch von Orangenöl hing noch in der Luft, von seiner Gattin selbst indes keine Spur. Seufzend reckte er sich und spürte seine schmerzenden Glieder. Er hatte sich gestern bis zur Erschöpfung verausgabt. Leicht hatte sie es ihm nicht gemacht, aber am Ende hatte er dann doch bekommen, was er hatte hören wollen. Sie liebte ihn.
    Melisande liebte ihn.
    Der Gedanke ließ ihn jäh die Augen aufschlagen. Eigentlich verdiente er ihre Liebe gar nicht. Sie war eine kluge, empfindsame, schöne Frau — und er ein unwürdiger Mann, der tatenlos zugesehen hatte, wie sein bester Freund den Feuertod starb. In gewisser Weise reichten seine Narben tiefer als die der Männer, deren Leiber bei der Folter versehrt worden waren. Seine Narben waren in seine Seele eingebrannt, und hin und wieder brachen sie erneut auf, bluteten und schmerzten. Er war der Liebe einer Frau nicht würdig, schon gar nicht Melisandes Liebe. Und das Schlimmste — das eigentlich Verwerfliche — war, dass er nicht die geringste Absicht hatte, sie jemals wieder freizugeben. Er mochte ihrer Liebe nicht würdig sein, wollte aber bis ans Ende seiner Tage nicht mehr von ihr lassen. Er würde alles daran setzen, dass, ihre Gefühle sich nicht wandelten, dass ihre Liebe sie niemals reute oder sich gegen ihn wandte. Melisandes Liebe war Balsam für seine Seele; ein Schatz, den es zu bewahren galt.
    Seine Gedanken ließen ihn ruhelos werden. Er sprang auf, läutete nicht extra nach Pynch, sondern wusch und kleidete sich rasch allein an. Dann eilte er nach unten, wo er von Oaks erfuhr, dass Melisande zu seiner Mutter gefahren war und frühestens in einer Stunde zurück sein wollte.
    Jasper empfand leise Enttäuschung, in die sich jedoch auch Erleichterung mischte. Die Erkenntnis, dass sie ihn liebte, war noch zu frisch, als dass er gewagt hätte, im hellen Licht des Tages daran zu rühren. Er ging ins Frühstückszimmer, nahm sich ein Brötchen und biss hinein. Noch immer war er seltsam ruhelos — zu ruhelos, als dass er sich hätte setzen und essen können. Sein Körper vibrierte, als wäre ein Bienenschwarm in seinen Blutstrom gelangt und summe durch seine Glieder.
    Er schlang das Brötchen in zwei weiteren Happen hinunter, dann marschierte er zurück in die Halle. Gut möglich, dass Melisande erst in ein paar Stunden zurückkam. Doch so lange konnte er nicht hier auf sie warten. Außerdem hatte er noch etwas zu erledigen, wollte diese Sache mit Matthew endlich klären. Und wenn sich auch das als falsche Fährte erwies, wie er vermutete oder vielmehr hoffte —, nun, dann hatte seine Gemahlin vielleicht recht.
    Vielleicht war es wirklich an der Zeit, Spinner's Falls zu vergessen und Reynaud in Frieden ruhen zu lassen.
    „Richten Sie Pynch aus, dass er in die Halle kommen soll”, sagte Jasper zu Oaks. „Und lassen Sie zwei Pferde bereit machen." Während er wartete, ging er rastlos umher.
    Pynch tauchte aus dem hinteren Teil des Hauses auf. „Mylord?"
    „Ich will noch mal mit Matthew Horn sprechen", sagte Jasper und bedeutete Pynch, ihm zu folgen, als er nach draußen eilte. „Es wäre gut, wenn Sie mich begleiten, nur für den Fall ..." Mit einer vagen Geste ließ er den Satz im Ungewissen enden.
    Doch sein Kammerdiener verstand. „Natürlich, Mylord."
    Die beiden Männer sprangen auf die wartenden Pferde, und Jasper trieb seine Stute zu einem flotten Trab an. Es war ein grauer, trüber Tag; schwere Wolken hingen tief am Himmel und drohten mit Regen.
    „Das will mir nicht gefallen", murmelte er vor sich hin. „Horn ist ein Gentleman aus guter Familie, und ich habe ihn immer für einen Freund gehalten. Sollten unsere Vermutungen sich als richtig erweisen ..." Er verstummte und schüttelte den Kopf. „Das wäre schlimm. Sehr schlimm."
    Pynch, so er ihn denn überhaupt gehört hatte, erwiderte nichts, und sie legten das restliche Wegstück schweigend

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