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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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London der übliche graue Dunst. Jasper musste wieder an letzte Nacht denken, wie ihre Gestalt sich im Dunkel des Fensters gespiegelt und sie sich die Chemise vom ranken, schlanken Leib gestreift hatte. Blass hatte sie ausgesehen, wie aus einer anderen Welt, das hellbraune Haar bis zu den Hüften herabwallend.
    Wahrscheinlich hielt sie ihn für einen Feigling oder — schlimmer noch — einen Trottel, als er danach einfach davongestürmt war, ohne ihr auch nur Gute Nacht zu wünschen. Die Nacht hatte er dann auf seinem Strohsack verbracht. Er war wirklich ein Idiot. Aber diese Augen ... Wie sie ihn angesehen hatte, als sie seine Brust küsste und ihn nach Spinner's Falls fragte. Gott, sie hatte ja keine Ahnung, was sie geheiratet hatte. Vielleicht war sein unrühmlicher Abgang doch nicht das Schlechteste gewesen. Wozu ihr Hoffnung auf mehr geben, wenn er es einfach nicht in sich hatte, mehr zu sein .
    Er verstand sich selbst nicht mehr. Als er aufsah, stellte er fest, dass er bereits bei Matthew Horns Haus angelangt war. Ein Glück — so hatte es wenigstens mit dem sentimentalen Sinnieren ein Ende.
    Jasper sprang aus dem Sattel und warf einem Burschen die Zügel zu, dann eilte er die Treppe hinauf, klopfte und fand sich kurz darauf schon in der Bibliothek, wo er auf den Hausherrn wartete.
    Gerade hatte er sich über ein schweres, recht angestaubtes Exemplar gebeugt, als sich Horns Stimme von der Tür her vernehmen ließ. „Auf der Suche nach leichter Lektüre?"
    „Eher habe ich mich gefragt, wer wohl eine Geschichte des Kupferbergbaus lesen will." Jasper sah grinsend auf.
    Horn verzog das Gesicht. „Mein Vater. Hat ihm nur leider nichts genützt. Die Mine, in die er investiert hatte, erwies sich als Fehlschlag." Er kam hereingeschlendert, ließ sich in einen Sessel fallen und das Bein über der Armlehne baumeln. „Die Horns sind nicht gerade für ihr finanzielles Gespür bekannt."
    „Was für ein Pech auch", meinte Jasper mit mitfühlender Miene.
    Horn tat es mit einem Achselzucken ab. „Tee? Für Whiskey dürfte es vielleicht noch etwas früh sein."
    „Nein, danke." Jasper trat vor eine gerahmte Weltkarte und versuchte, Italien darauf zu finden.
    „Sie sind wieder wegen Spinner's Falls hier, hab ich recht?", fragte Horn.
    „Hmmm", machte Jasper, ohne sich umzudrehen. „Haben Sie gehört, was Hasselthorpe zugestoßen ist?"
    „Im Hyde Park angeschossen. Man spricht von einem Mordversuch?"
    „Ja. Und das kurz nachdem Hasselthorpe sich bereit erklärt hatte, mir zu helfen."
    Darauf folgte kurzes Schweigen, dann lachte Horn ungläubig. „Sie glauben doch nicht etwa, dass zwischen beidem ein Zusammenhang besteht?"
    Jasper zuckte mit den Schultern. Sicher war er sich nicht, aber es war schon ein merkwürdiger Zufall.
    „Ich bin ja weiterhin der Ansicht, dass Sie sich Spinner's Falls aus dem Kopf schlagen sollten", sagte Horn ruhig.
    Jasper erwiderte nichts. Wenn er das so einfach könnte, hätte er es längst getan.
    Horn seufzte. „Na schön, ich habe darüber nachgedacht." Jasper drehte sich um und sah ihn an. „Wirklich?"
    Horn zuckte die Achseln. „Na ja, immer mal wieder. Was ich nicht verstehe, ist, weshalb einer von uns das Regiment überhaupt verraten haben sollte. Wozu? Welchen Nutzen könnte jemand davon gehabt haben, zumal wenn er dann mit allen anderen auch gefangen genommen wurde? Gute Gelegenheit, sich um Kopf und Kragen zu bringen, oder was?"
    Jasper schnaubte genervt. „Der Verräter dürfte kaum beabsichtigt haben, sich gefangen nehmen zu lassen. Wahrscheinlich hatte er gehofft, ungeschoren davonzukommen, sich aus den Gefechten herauszuhalten."
    „Wir, die wir gefangen genommen wurden, haben aber allesamt hart gekämpft.”
    „Stimmt auch wieder", meinte Jasper leichthin und wandte sich wieder der Karte zu.
    „Welchen Grund könnte er dann gehabt haben, sein Regiment zu verraten und unser aller Leben aufs Spiel zu setzen? Wissen Sie was, alter Junge? Ich glaube, Sie sind auf dem Holzweg. Es gab gar keinen Verräter. Spinner's Falls war einfach Pech. Schlicht und einfach verdammtes Pech."
    „Kann sein." Jasper trat so dicht an die Karte, dass seine Nasenspitze fast das Pergament berührte. „Aber ich wüsste einen ziemlich guten Grund, uns zu verraten."
    „Und der wäre?"
    „Geld." Jasper gab die Suche nach Italien schließlich auf und wandte sich von der Karte ab. „Die Franzosen waren bereit, für Informationen zu zahlen. Das dürfte allgemein bekannt gewesen sein."
    „Ein

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