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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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kaute in aller Ausführlichkeit, ehe er antwortete. „Ich war bei Matthew Horn. Du erinnerst dich? Das war der junge Mann auf der Gartenparty meiner Mutter."
    „Ja, ich weiß."
    „Du wirst es nicht glauben, aber er hat in seiner Bibliothek eine Weltkarte hängen, auf der Italien fehlt."
    „Vielleicht hast du ja an der falschen Stelle geschaut."
    „Aber nein." Er schüttelte den Kopf und trank etwas Wein. „So schwer kann das ja nicht zu finden sein. Links von Russland und oberhalb von Afrika. Ich bin mir sicher, es wäre mir aufgefallen."
    „Vielleicht wurde die Karte von jemandem gemacht, der etwas gegen Rom hatte."
    „Meinst du?" Er schien ernstlich darüber nachzusinnen."Italien einfach so von der Weltkarte streichen?"
    Sie zuckte mit den Schultern.
    „Welch eine Idee! Wäre das schon eher geschehen, hätte ich nicht all die Jahre Latein lernen müssen."
    „Aber nun hast du es gelernt, und gewiss hat es dich zu einem besseren Menschen gemacht."
    „Hmmm." Jasper klang wenig überzeugt.
    Melisande aß von den gekochten Möhrchen. Mmm, die waren wirklich lecker. Die Köchin hatte irgendetwas Süßes daran getan, vielleicht Honig. Sie würde daran denken müssen, der kleinen, verhuschten Frau mal wieder ein Kompliment zu ihrer Kochkunst zu machen. „Und worüber hast du mit Mr Horn noch gesprochen, außer über seine unvollständige Weltkarte?"
    „Über einen alten Bekannten von uns, der in Schottland lebt." Jasper trank von seinem Wein, seine Miene war schwer zu deuten. Melisande horchte auf. „Wie heißt er?"
    „Sir Alistair Munroe. Er gehörte zum Regiment, war aber kein Soldat. Ein Naturforscher, der im Auftrag der Krone Flora und Fauna Amerikas katalogisieren sollte."
    „Das klingt interessant", fand Melisande. „Gewiss ist er ein faszinierender Mann."
    Jasper runzelte die Stirn. „Na ja, wenn man gern stundenlang über Farne redet."
    Melisande nippte an ihrem Wein. „Ich mag Farne."
    Die Falten auf Jaspers Stirn vertieften sich. „Wie dem auch sei, ich habe auf jeden Fall mit dem Gedanken gespielt, nach Schottland zu reisen und ihm einen Besuch abzustatten."
    In der darauffolgenden Stille betrachtete Melisande Erbsen und Karotten, die auf ihrem Teller erkalteten. Wollte er schon wieder vor ihr weglaufen? Es gefiel ihr sehr, in seinem Haus zu leben und ihn in ihrer Nähe zu wissen. Selbst wenn er fast den ganzen Tag unterwegs war oder sich die Nächte um die Ohren schlug, so wusste sie doch, dass er nach ein paar Stunden zurückkäme. Einfach nur unter demselben Dach zu leben wie er, war ihr Seelentrost genug. Und nun sollte sie nicht mal mehr das haben.
    Jasper räusperte sich. „Er lebt irgendwo nördlich von Edinburgh. Mit der Kutsche ist man da eine Woche unterwegs — oder länger, wenn die Straßen schlecht sind. Sehr vergnüglich dürfte die Reise nicht werden zugige Gasthäuser, schlechtes Essen, womöglich noch Straßenräuber."
    Düster starrte er auf seinen Teller und piekste mit der Gabel im Fleisch herum.
    Melisande schwieg und brachte auch keinen Bissen mehr herunter, denn der Hals war ihr wie zugeschnürt. Er wollte diese Reise machen, um einen Mann zu besuchen, den er, wenn ihr Eindruck sie nicht trog, weder besonders gut kannte noch sonderlich zu mögen schien. Warum?
    „Aber all dem zum Trotz wollte ich fragen, ob du mich begleiten willst, liebste Gemahlin."
    Sie war so sehr in ihre eigenen Gedanken versunken, dass sie erst gar nicht begriff, was er da sagte. Als sie ihn schließlich ansah, fand sie seinen Blick auf sich gerichtet, seine grünblauen Augen seltsam eindringlich. Tiefe Erleichterung machte sich in ihr breit.
    „Wann wolltest du aufbrechen?", fragte sie.
    „Morgen."
    Sie konnte ihre Bestürzung nicht verhehlen. „So bald schon?"
    „Ich muss etwas sehr Wichtiges mit Munroe besprechen. Das kann nicht länger warten." Er lehnte sich vor. „Du kannst auch Mouse mitnehmen. Wir sollten ihn nur an die Leine nehmen und darauf achten, dass er während der Aufenthalte in den Gasthäusern die Pferde nicht zu Tode erschreckt. Sehr komfortabel dürfte es nicht werden, und für dich vielleicht auch eher langweilig, aber ..."
    „Ja."
    Er blinzelte verdutzt. „Was?"
    „Ja", sagte Melisande und wandte sich lächelnd wieder ihrem Essen zu. „Ich würde gern mit dir kommen."
    „Sie wollen nach Schottland reisen", verkündete der Lakai Bernie, als er eine Schüssel Erbsen zurück in die Küche brachte.
    Sally Suchlike wäre fast der Löffel in ihre Suppe gefallen.

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