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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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gewartet?", fragte sie in das Schweigen hinein.
    Inzwischen schlenderten sie um den See; Jasper führte das Pferd am Zügel."Kann ich nicht genau sagen. Ich dachte nur, dass nach letzter Nacht ..."
    Was? Dass sie lieber allein sein wollte? Nein, das stimmte nicht. Viel eher brauchte er Zeit für sich allein. Doch was sagte das über ihn?
    „Habe ich Abscheu in dir geweckt?", fragte sie.
    Das brachte ihn so sehr aus der Fassung, dass er stehen blieb und sie ansah. Wie, um alles in der Welt, kam sie denn auf solch eine Idee? Allein die Frage ließ eine tiefe Verletzung der Seele erahnen. „Nein! Nein, natürlich nicht, mein Herz. Du könntest niemals Abscheu in mir wecken, selbst wenn du es noch sehr versuchtest."
    Die Brauen leicht zusammengezogen, betrachtete sie sein Gesicht. Sie schien ergründen zu wollen, ob er log.
    Er neigte sich ihr zu und flüsterte: „Du faszinierst mich, verführst mich, du weckst mein Verlangen, aber meinen Abscheu? Niemals, mein liebstes Weib, niemals."
    Sie atmete kurz auf, doch als sie sprach, klang ihre Stimme so leise, dass er sie kaum verstand. „Aber es war nicht das, was du erwartet hattest."
    Er dachte daran, wie zielstrebig und gefasst sie die Nacht zuvor zu Werke gegangen war. Ihre kühlen Finger auf seiner erregten Männlichkeit, ihre ernste, konzentrierte Miene hätten ihn beinahe auf der Stelle kommen lassen.
    „Nein", sagte er heiser. „Es war nicht das, was ich erwartet hatte. Aber Melisande ..."
    Ein Schuss hallte vom anderen Ende des Parks her. Instinktiv zog Jasper Melisande in seine Arme. Mouse begann wie verrückt zu bellen. Sie hörten Schreie und das panische Wiehern eines Pferdes, doch was tatsächlich geschehen war, blieb hinter einer kleinen Waldung verborgen.
    „Was war das?", fragte Melisande.
    „Ich weiß es nicht", murmelte Jasper.
    Ein Gentleman kam ohne Hut und sichtlich in Eile auf einem großen, schwarzen Ross aus der Richtung des Aufruhrs herangaloppiert.
    Jasper stellte sich schützend vor Melisande. „He!", rief er den Mann an. „Sie da! Was ist denn passiert?"
    Der Mann riss so heftig an den Zügeln, dass der Rappe stieg. „Keine Zeit. Ich muss einen Arzt holen."
    „Hat man auf jemanden geschossen?"
    „Ein Mordversuch", rief der Mann und trat seinem Pferd in die Flanken. „Jemand hat versucht, Lord Hasselthorpe zu töten!"
    „Warum sollte jemand Lord Hasselthorpe erschießen wollen?", fragte Melisande später am Abend. Jasper hatte sie in die Kutsche verfrachtet und nach Hause beordert, ehe er zum Ort des Geschehens geritten war. Bis nach dem Abendessen war er fortgeblieben, weshalb nun die erste Gelegenheit war, etwas in Erfahrung zu bringen.
    „Ich weiß nicht", erwiderte er. Er war in ihre Gemächer gekommen und ging rastlos auf und ab wie ein eingesperrtes Tier. „Vielleicht war es einfach nur ein Unfall. Irgendein Idiot, der Schießübungen gemacht hat."
    „Im Hyde Park?"
    „Was weiß denn ich?" Jasper hatte die Stimme erhoben und sah Melisande entschuldigend an. „Verzeih. Sollte jemand allen Ernstes versucht haben, ihn zu töten, dann war er ein verdammt schlechter Schütze. Hasselthorpe ist mit einem Streifschuss am Arm davongekommen. Verletzungen dieser Art habe ich im Krieg zuhauf gesehen. Solange die Wunde sich nicht entzündet, dürfte er sich bald davon erholt haben."
    „Das erleichtert mich", sagte Melisande. Sie setzte sich in einen der Lehnstühle am Kamin — genauer gesagt in jenen, auf dem sie sich gestern geliebt hatten —, und musterte ihren Gatten. „Du sprichst fast nie über den Krieg."
    „Ach nein?", erwiderte er zerstreut. Er stand neben ihrer Frisierkommode und stocherte in einer Schale mit Haarnadeln herum. Über Hemd und Breeches trug er einen schwarzrot gemusterten Hausmantel. „Da gibt es auch nicht viel zu erzählen."
    „Nein? Immerhin warst du sechs Jahre in der Armee, oder?"
    „Sieben", murmelte er und trat an ihren Schrank, riss die Türen auf und spähte hinein, als hoffe er zwischen ihren Kleidern Antworten auf all seine Fragen zu finden.
    „Weshalb bist du überhaupt zur Armee gegangen?"
    Er drehte sich um und starrte sie einen Moment entgeistert an.
    Dann blinzelte er und lachte. „Um ein Mann zu werden. Zumindest hatte mein Vater das im Sinn. Er meinte, ich sei zu träge, zu verweichlicht. Und da man meiner zu Hause nicht bedurfte ...", er tat es mit einem gleichgültigen Achselzucken ab, „... warum dem Sohn dann nicht ein Patent erwerben, um sich nützlich zu machen?"
    „Und dein

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