Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman
möchte ein Sommerfest daraus machen. Daran sind bestimmt alle Parteien interessiert: ein fröhliches Zusammenkommen des ganzen Ortes mit Tanz und einem Glas Bier, falls es mir gelingt, Merten Volkers’ Kontakt herauszubekommen. Wo seine Fässer herkommen, gibt es bestimmt noch mehr. Und die Briten haben gewiss nicht dagegen, die machen sich schließlich schon bald aus dem Staub. Da kann es doch nur in ihrem Interesse sein, wenn die Stimmung auf Beekensiel friedlich ist. Und das wird sie, denn mit wem man gefeiert und kräftig angestoßen hat, den will man nicht mehr unbedingt loswerden.«
Endlich hörte Ruben auf, gegen den an seiner ver schwitzten Haut klebenden Sand anzukämpfen. »Gar keine schlechte Idee. Das könnte durchaus was bringen. Ein Stimmungsaufheller sozusagen. Traust du dir das denn zu, eine solche Sache zu organisieren?«
»Natürlich«, schoss es aus Arjen hervor. Zu seiner eigenen Verwunderung hegte er nicht den geringsten Zweifel daran, auch wenn er noch nie zuvor etwas Derartiges getan hatte und auch nicht sagen konnte, woher er sein Selbstvertrauen nahm. »Da fällt mir ein: Ich habe etwas mitgebracht.« Nachdem er sich die Hände sauber gewischt hatte, holte er einen Umschlag hervor, in dem er die Abzüge der Fotos aufbewahrte. »Erinnerst du dich noch daran?«
Während er auf seiner Unterlippe knabberte, schaute sich Ruben die Aufnahmen an. »Herrgott, war ich ein mageres Würstchen … Ganz im Gegensatz zu dir.«
»Ja, lach nur. Auf uns zwei hätte wohl niemand gesetzt – und in deinem Fall hat sich daran bis heute nichts geändert.« Als Ruben anstelle einer Replik nur grinste und sich die Fotos ansah, kam Arjen auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen. »Wir haben das damals gemacht, weil wir mehr über den Walfischknochen und seine Zeichen herausfinden wollten. Nachdem du fort warst, habe ich tatsächlich ein paar Nachforschungen angestellt, bei denen jedoch nichts Interessantes herauskam. Ich war zu jung, und die Bibliothek gab kaum etwas her. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um uns noch einmal auf die Spur des Walfischknochens zu begeben.«
»Mensch, du sprühst heute ja geradezu über vor brillanten Ideen.«
»Heißt das ›nein‹?« Arjens Enttäuschung ließ ihn hart schlucken.
Ruben blinzelte ihm zu. »Das heißt natürlich ›ja‹, du Vogel. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als Zeit mit dir in einer muffigen Bibliothek zu verbringen, auf der Suche danach, ein altes Geheimnis zu lösen. Das wird spannend.«
»Natürlich wird das spannend. Außerdem wird es dir guttun, zur Abwechslung mal mit deinem Geist als immer nur mit deinen Händen zu arbeiten. Wenn das so weitergeht, sitzt du bald kornsaufend bei Merten Volkers rum und schwadronierst über Fischernetze.«
Ruben nuschelte bloß etwas Unverständliches, ganz gefesselt von den Fotos. Dann würden sie eben ein anderes Mal Pläne darüber schmieden, wie sie hinter das Geheimnis des Walfischknochens kommen sollten. Arjen überließ seinen Freund seinen Betrachtungen und begann sich Gedanken darum zu machen, wie er das Sommerfest angehen wollte. Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee.
»Sag mal«, unterbrach er Ruben erneut. »Du wirst mir bei den Festvorbereitungen wohl nicht zur Hand gehen können bei deinen tausend Jobs, was? Übrigens verliere ich allmählich den Überblick, für wen du alles tätig bist. Arbeitest du wirklich für Jörg Claußen, den Kandidaten fürs Bürgermeisteramt?«
Ruben lächelte vielsagend und steckte die Fotos zurück in den Umschlag, ehe er nach seinem Hemd griff.
»Sollen wir zusehen, dass wir was zu essen auftreiben?« Pünktlich mit der langsam am Horizont verschwindenden Sonne begann Arjens Magen zu knurren. »Mein Vater hat heute vom Besitzer des Sturmwind anstelle der Kollekte einen Möhreneintopf bekommen, das wäre jetzt genau das Richtige.«
Mit seiner ganz eigenen Geschmeidigkeit stand Ruben auf und strich sich das verschwitzte Haar aus der Stirn. »Ja, mach das. Ich habe allerdings noch was anderes vor, ehe im Ort Sperrstunde ist.«
»Das ist nicht dein Ernst! Irgendwann muss doch auch einmal Feierabend sein.«
»Wer sagt denn, dass ich noch arbeiten muss?«
Nachdem Ruben gegangen war, fragte Arjen sich, ob die Geheimniskrämerei seines Freundes nun wieder von vorn losging … Dann streckte er sich im Sand aus und stellte in Gedanken ein Orchester für sein Sommerfest zusammen.
Das Sommerfest war trotz ihrer
Weitere Kostenlose Bücher