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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Ruben diese spezielle Tanzdarbietung gesehen hätte, wäre er gewiss rasend vor Eifersucht gewesen. Eine Stehtanznummer, mal was Neues.«
    »Im Gegensatz zu dir weiß ich wenigstens, wie man das anstellt.« Arjen war viel zu aufgedreht, um seine Worte abzuwägen. »Du schaffst es ja höchstens, dein Bierglas anstelle einer Frau festzuhalten. Kein Wunder, dass Adele sich frühzeitig zurückgezogen hat. Wo immer sie jetzt auch ist, amüsiert sie sich mit Sicherheit besser als an deiner Seite.«
    Bevor Arjen wusste, was geschah, hatte Ole Ennenhof ihm einen Kinnhaken verpasst. Zu seinem Glück steckte keine Kraft dahinter, weil Ole mit seiner Beinprothese einen schlechten Stand hatte, sonst hätte Arjen der Schlag den Kiefer brechen können. Er taumelte zurück, und bevor er zum Gegenschlag ansetzen konnte, traten ein paar Männer zwischen sie. Einer von ihnen war Haro Flennigs, wie er verblüfft feststellte. Seit Haro sich freiwillig als Soldat gemeldet hatte, hatte er ihn nicht mehr gesehen, und nun stand er gedrungen und mit vierschrötiger Visage vor ihm. Er war der Einzige aus der damaligen Jungenbande, die Ruben und Arjen den Drachen geklaut hatte, der aus dem Krieg zurückgekehrt war.
    »Das reicht jetzt«, erklärte Haro, während er Arjen nachdenklich musterte, als wisse er nicht, wie er ihn zuordnen sollte. »Wenn du mit Herrn Ennenhof Streit suchst, bekommst du es mit uns zu tun. Und das willst du doch wohl nicht, oder?«
    »Ich habe keine Angst vor dir, Haro. Die Zeiten, in denen du kleine Jungs am Strand erschrecken konntest, sind vorbei.«
    Haro nickte, während hinter seinen dunklen Augen Wiedererkennen aufleuchtete. »Du bist das Anhängsel von Ruben. Ich erinnere mich. Grüß deinen Freund schön von mir, ich habe gehört, er treibt sich wieder einmal auf Beekensiel herum. Sag ihm, er soll es sich nicht zu gemütlich machen.« Mit diesen Worten ließ Haro von ihm ab und kümmerte sich um Ole Ennenhof, der vom Schwung seines Schlags aus dem Gleichgewicht gebracht worden war und auf dem Hintern saß.
    Zuerst wollte Arjen abwarten, bis Ennenhof wieder einigermaßen gerade stand, um ihm seine Meinung zu sagen. Als er jedoch erkannte, dass der Mann viel zu betrunken war, besann er sich anders. Stattdessen würde er sich den Rat seines Vaters zu Herzen nehmen und Claußen bitten, schleunigst das Ende des Fests bekannt zu geben. Er mochte mit dem Fest einen Samen gepflanzt haben, der zum Frieden in Beekensiel beitrug. Aber in diesem Moment kümmerte ihn mehr, dass eine ganz andere Saat aufzugehen drohte: Es war das Unkraut, das an den Rändern von Rubens gerade erst erblühendem Leben zu wuchern begann und es erdrücken würde, wenn nicht bald etwas geschah.
    Die Dünenkate lag verlassen da. Das Lagerfeuer, über dem Ruben normalerweise sein Essen zubereitete, weil sie den Schornstein bislang noch nicht freibekommen hatten, brannte nicht, und auch ansonsten war keine Spur von ihm zu entdecken. Bei dieser Wärme würde er doch wohl kaum in der stickigen Kate sitzen? Als Arjen die Haustür, die aus Planken und Wellblech bestand, öffnen wollte, musste er feststellen, dass sie verschlossen war. Offenbar war sie von innen verbarrikadiert worden, denn ein Schloss gab es nicht.
    »Ruben?« Arjen hämmerte gegen die Tür, wobei das scheppernde Blech einen Heidenlärm machte. »Bist du zuhause? Komm schon, du musst doch da sein. Ich will mit dir reden.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Tür geöffnet wurde und ein zerzauster Ruben heraustrat, ehe Arjen die Kate betreten konnte.
    »Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe«, sagte Arjen beim Anblick seines Freundes, der lediglich ein Paar Hosen trug und auf dessen Wangen eine verschwitzte Hitze lag. »Du hast das Sommerfest verschlafen.«
    Ruben zuckte mit der Schulter. Dabei blieb er vor der Tür stehen und machte deutlich, dass er Arjen weder reinbitten noch sich gemütlich mit ihm an ihre Feuerstelle setzen wollte. »Tut mir leid. Aber du bist doch wohl hoffentlich nicht gekommen, um mich zu holen? Ich habe nämlich nicht die Absicht, mich dort blicken zu lassen.«
    »Ach, wenn es wegen Ole Ennenhof ist, musst du dir keine Sorgen machen. Sein Gerede über dich ist doch Schnee von gestern. Was wirklich interessant ist, ist, wen er seit neustem als Handlanger in seinen Dienst genommen hat.« Arjen wedelte vor Anspannung mit den Händen in der Luft. »Das errätst du nie!«
    »Haro Fennigs. Die beiden passen zusammen wie der Hintern auf den Topf«, erwiderte

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