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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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quasi nicht existierte. Dann war Ruben erschöpft und schweigsam, wobei er einen durchaus zufriedenen Eindruck machte. In diesem Moment fragte sich Arjen, ob er in den vergangenen Wochen der einzige Glückliche von ihnen gewesen war und schlichtweg nicht mitbekommen hatte, wie es seinem Freund tatsächlich ging. Aber das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Ruben war für sein Naturell auffallend still gewesen, allerdings auf eine Art, die ihn von innen heraus strahlen ließ. Entgegen Ole Ennenhofs Drohung hatte die Enthüllung über Rubens Vergangenheit auf Beekensiel nicht die gewünschten hohen Wellen geschlagen, weil die meisten Insulaner diese Zeiten wohl am liebsten vergessen wollten. Über allem, was mit Fred Denneburg, der wegen seiner Parteizugehörigkeit im Internierungslager auf seinen Prozess wartete, zu tun hatte, lag in diesen Tagen ein Mantel des Schweigens. Solange die Beekensieler nicht die Hoheit über ihre Insel zurückhatten, hielt es niemand für eine kluge Idee, alte Sünden aufleben zu lassen. Die Bloßstellung durch Ole Ennenhof hatte Ruben nur einige Handlangerjobs gekostet, die er verwinden konnte, denn die Hütte am Weststrand war längst keine Ruine mehr, sondern eine – wenn auch ausgesprochen karge – Kate. Sein erstes Ziel hatte Ruben somit erreicht: Er besaß ein eigenes Heim auf Beekensiel, das ihm niemand streitig machen konnte.
    »Vielen Dank, das war ein wundervoller Tanz«, bedankte sich Arjen, als die letzten Takte einer Polka verklangen.
    Marie oder Ilse – er war sich nicht ganz sicher – bedachte ihn mit einem rotgeschminkten Schmollen und wiegte ihre Hüfte gegen seine, dass er beinahe aufgestöhnt hätte. »Es muss ja nicht der letzte gewesen sein«, wisperte sie verheißungsvoll.
    »Ich befürchte doch.« Arjens eigene Stimme erschien ihm seltsam tief. »Das Fest darf nur bis zum Nachmittag stattfinden, und der ist bereits um. So leid es mir tut, aber ich muss jetzt los, um nach je…«
    Weiter kam Arjen nicht, denn Marie oder Ilse stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm ins Ohr zu flüstern, wobei sie sich gegen seine Brust lehnte. »Zwischen den Dünen werden die Herren Besatzer schon nicht nachschauen, oder?« Arjen wurde deutlich bewusst, dass ihn von diesem betörenden Geschöpf lediglich seine Kleidung und der dünne Stoff ihres Sommerkleides trennten. Das nächste Tanzstück hatte längst begonnen, aber konnte sich nicht rühren. Er ahnte, dass sie bereits angestarrt wurden, trotzdem war es ihm unmöglich, sich auch nur einen Millimeter von dieser Fleisch gewordenen Versuchung zu lösen.
    Als sich eine Hand auf seine Schulter legte, hoffte er, es sei Ruben, der ihn mit seiner geschickten Art aus dieser Situation erlöste. Es war jedoch sein Vater, die Flügel seiner mächtigen Hakennase aufgebläht, während der weiße Haarkranz von der Brise zerwühlt wurde. Zwar schaffte Thaisen es aufgrund seines Alters nicht mehr, seinen Aufgaben im gewohnten Umfang nachzugehen – seiner Schärfe hatten die Jahre allerdings nichts anhaben können.
    »Ich befürchte, dir ist die Hitze zu Kopf gestiegen, Sohn. Anders kann ich mir dein Benehmen nicht erklären.«
    Selbst wenn Arjen sich bei dieser schneidenden Ansprache noch nicht rühren konnte, so gelang es Marie-Ilse sofort. Niemand hielt dem sengenden Blick von Thaisen Rosenboom stand. Ohne ein Wort des Abschieds verschwand das Mädchen in einer Gruppe anderer junger Frauen, die sie bereitwillig in ihre Mitte ließen.
    »Du hast recht, das Fest hat seinen Höhepunkt überschritten, ich werde Jörg Claußen bitten, das Ende bekannt zu geben.«
    Thaisen war jedoch noch nicht bereit, Arjen freizugeben. »Dieses Fest … Das hast du gut gemacht, auch wenn mir die Laszivität, die ich in den Augen mancher Gäste sehe, ganz und gar nicht zusagt. Davon einmal abgesehen, hast du ein Korn gepflanzt, und das ist mehr, als viele andere von sich behaupten können. Wie etwa der alte Ennenhof, der sich benimmt, als wäre er dank Claußen bald ein Schattenkönig. Soll mir eins sein, diese weltlichen Dinge gehen mich nichts an, weder als Pastor noch als alten Mann.«
    Sprachlos über das unerwartete Lob, drückte Arjen die Hand seines Vaters, dann machte er sich auf die Suche nach Jörg Claußen, um ihn um ein paar Schlussworte zu bitten. Auf dem Weg zu dem umschwärmten Kandidaten stellte sich ihm Ole Ennenhof, der sichtlich angetrunken war, in den Weg.
    »Wo hast du denn deine zweite Hälfte gelassen? Wenn dein Freund

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